«Eine Frau tut einem Männerteam gut»
Ihre zierliche Statur täuscht, denn an «Manpower» mangelt es Nathalie Malin nicht. Seit einigen Monaten arbeitet die 23-Jährige als einzige Frau im Werkhof Schaan und hat sich in der kurzen Zeit bereits den Respekt ihrer Kollegen verdient. Nicht nur, weil sie anpacken kann, sondern auch, weil sie mit ihrer fröhlichen Art stets gute Stimmung verbreitet.
1. Seit Mai 2022 bist du im Werkhof Schaan angestellt und hast die Probezeit gemäss Werkmeister mit Bravour bestanden. Wie lautet dein persönliches Fazit?
Es war eine super Zeit, die wie im Flug vergangen ist. Ich wurde von allen herzlich aufgenommen, und man hat es mir leicht gemacht, mich gut einzuleben. Für mich ist es das Wichtigste, dass das Team passt. Und das stimmt im Werkhof zu 100 Prozent. Jeder ist sehr hilfsbereit, wenn ich mal eine Frage habe oder irgendwo Unterstützung brauche. Auch die Arbeit gefällt mir super. Ich bin hauptsächlich für die Pflege der Grünanlagen zuständig – vor allem für die Grünanlagen auf dem Friedhof. Ich mag diesen Arbeitsort. Es herrscht dort eine ganz besondere, friedliche Stimmung, und ich begegne dem Ort deshalb auch immer respektvoll. Ich finde, ein Friedhof sollte ein schöner Platz sein, und wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, dann mache ich das gerne. Manchmal sprechen mich die Besucherinnen und Besucher auch an, und dann wechseln wir ein paar Worte. Ich bin sehr offen und kommunikativ, deshalb fällt es mir nie schwer, ins Gespräch zu kommen. So ergeben sich immer wieder schöne Momente. Aber natürlich trifft man mich auch ausserhalb des Friedhofs an, zum Beispiel bei der Pflege der Grünanlagen auf den Spielplätzen oder beim Tränken der Rabatten am Strassenrand. Ich bin dort, wo Schaan grünt.
2. Du hast ursprünglich die Ausbildung zur Fachfrau Betriebsunterhalt im Werkhof Balzers gemacht. Was hat dich daran gereizt, diesen körperlich doch sehr anspruchsvollen Beruf zu erlernen?
Ich war schon immer handwerklich begabt, und in der Schule war Werken mein Lieblingsfach. Dieses Talent habe ich wohl von meinem Papa geerbt, der Bauspengler ist. Wenn man mich als Kind suchte, fand man mich meistens daheim in der Werkstatt, wo ich an irgendeinem Projekt tüftelte. Einmal habe ich einen Hühnerstall gebaut, ein andermal eine Werkbank. Und wenn ich mal nicht in der Werkstatt hantierte, war ich mit Sicherheit irgendwo draussen, bei jedem Wind und Wetter. So war es klar, dass ein Bürojob für mich keine Option ist. Die Ausbildung zur Fachfrau Betriebsunterhalt im Werkhof Balzers sagte mir da schon mehr zu, und ich war froh, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe. Nach meinem Lehrabschluss machte ich dann ein Zwischenjahr, in dem ich reisen ging und meinen Papa bei der Arbeit unterstützte. Danach zog es mich wieder zurück zur Gemeindeverwaltung Balzers, wo ich dreieinhalb Jahre im Gemeindesaal gearbeitet habe. Allerdings war ich da im Innendienst tätig, was mir nicht ganz so zugesagt hat. Deshalb freute ich mich sehr, als sich die Chance beim Schaaner Werkhof ergab. Neben dem Team und der Arbeit finde ich es super, dass ich dort die Möglichkeit erhalte, die Weiterbildung zur Lehrlingsausbildnerin zu machen. Das war schon immer ein Ziel von mir. Ich finde es schön, andere junge Menschen auf ihrem beruflichen Lebensweg ein Stück weit zu begleiten. Im Herbst geht es los mit meiner Ausbildung, und im nächsten Jahr bin ich dann parat, eine Lernende oder einen Lernenden unter meine Fittiche zu nehmen.
3. Wie ist es als einzige Frau in einem Männerteam. Musst du dir da öfters blöde Sprüche anhören oder wirst du als gleichwertig akzeptiert?
Blöde Sprüche mir gegenüber kommen nie. Ich erinnere mich noch, als ich am Anfang meiner Lehrausbildung vom rauen Umgangston im Werkhof etwas eingeschüchtert war. Aber daran gewöhnt man sich. Und wenn man beweist, dass man anpacken kann, wird man schnell als gleichberechtigt angesehen. Ich habe das Gefühl, im Schaaner Werkhof waren anfangs doch einige erstaunt, dass eine zierlich gebaute Person wie ich so viel Kraft hat und einiges an Gewicht tragen kann. Diesen Respekt muss man sich halt erst erarbeiten – aber das ist bei Männern ja nicht anders. Nachteile sehe ich als Frau somit keine, für einige Arbeiten vielleicht sogar eher Vorteile. Ich glaube, es ist eine weibliche Eigenheit, dass sie einige Sachen lieber machen als Männer. Zum Beispiel verabscheuen alle meine Kollegen das Jäten – und ich mache es richtig gern und ehrlich gesagt auch gründlicher (schmunzelt). Ausserdem würde ich sagen, dass eine Frau einem Männerteam guttut. So reissen sich meine männlichen Kollegen wahrscheinlich bei ihrer Wortwahl öfter zusammen, als sie es vorher getan haben. Wenn es mal hitziger wird, kommt schnell mal der Spruch von jemandem: «Hört jetzt auf, es sitzt eine junge Frau am Tisch.» Da muss ich immer lachen, denn ich kann gut damit umgehen. Aber es ist natürlich schön, wenn Rücksicht genommen wird.
4. Als Teil des Werkhof-Teams gibt es sicher auch einiges zu lachen. Was war dein schönster Team-Moment?
Besonders gefallen hat mir, als wir nach dem Aufräumen am Jahrmarkt alle zusammen was trinken und Abendessen gegangen sind. Es war ein wirklich schöner Abend. Solche ausgelassenen Momente abseits der Arbeit schätze ich sehr, weil sie das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern.
5. Wie verbringt eine toughe junge Lady wie du ihre Freizeit?
Ich bin ein absoluter Naturmensch und liebe es, mit meinem Berner Sennenhund wandern zu gehen. Ausserdem mag ich Pflanzen nicht nur beruflich, sondern auch privat. Deshalb bin ich zu Hause – ich wohne noch bei meinen Eltern – viel im Garten anzutreffen, wo ich mich um alles kümmere, was da so wächst. Und dann spiele ich noch Fussball, was mir ebenfalls mega Spass macht. An Energie mangelt es mir nie.
Foto: Eddy Risch