
«Allein für den guten Kaffee lohnt es sich, einzutreten»
Mitte September 2025 hat der Verein für Männerfragen an der Feldkircher Strasse in Schaan das erste Männercafé in Liechtenstein eröffnet – ein Angebot, das vor allem durch seine Niederschwelligkeit überzeugt. Geschäftsführer Hansjörg Frick erklärt die Idee dahinter und welche Herausforderungen das Pop-up-Projekt mit sich bringt.
Seit einigen Wochen ist das Männercafé in Schaan geöffnet. Was für ein Zwischenfazit zieht ihr?
Ein sehr positives. Insgesamt haben uns bisher rund 25 Personen besucht, einige davon natürlich aus reiner Neugier. Etwa drei Viertel davon waren Männer, ein Viertel Frauen, die selbstverständlich ebenfalls willkommen sind. Besonders gefreut habe ich mich über drei Besucher, die sich nach dem ersten Kennenlernen ein intensiveres Beratungsgespräch wünschten. Wir merken bereits jetzt, dass wir mit dem niederschwelligen Zugang über das Männercafé mehr Personen erreichen können. Das Rollenbild des «starken» Mannes ist in vielen noch tief verankert, und es besteht offenbar eine gewisse Scham, sich Unterstützung zu holen und einen Beratungstermin zu vereinbaren. Das Männercafé macht diesen Schritt einfacher – ganz nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Nach einer gemütlichen Tasse Kaffee kann jeder frei entscheiden, ob er über seine Probleme sprechen möchte oder nicht.
Wie entstand die Idee, ein Männercafé in Liechtenstein zu eröffnen?
Die Idee entstand im Rahmen des Erasmus+-Projekts «Gewaltschutz für Männer». In den Gesprächen erfuhren wir, dass es in Graz so ein Männercafé gibt. Nach einigen Recherchen stiessen wir dann auf das Männercafé in Bregenz, mit dessen Leiter Markus Schwarzl wir Kontakt aufgenommen haben. Der Erfolg seines Cafés ist beeindruckend. Zwischen März und Dezember 2024 konnte er mehr als 4000 Besucher begrüssen. So ein Angebot, einen ungezwungenen Raum für Begegnungen und Austausch, wollten wir auch in Liechtenstein schaffen – einfach in einem etwas kleineren Stil.
Wo liegt euer Fokus beziehungsweise welche Ziele verfolgt ihr mit dem Café?
Wir haben drei Ziele definiert – wobei wir diese aus Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen wohl nicht alle erreichen können. Das Pop-up-Café ist ja nur bis Weihnachten finanziert. Wie bereits erwähnt, liegt unser erster Fokus darauf, mit dem niederschwelligen Angebot Männer zu erreichen, die sich bisher gescheut haben, eine Beratung aufzusuchen. Betrachte ich die vergangenen Wochen, bin ich zuversichtlich, dass uns dies gelingt. Ein zweiter Fokus richtet sich auf Männer mit Migrationshintergrund. Denkbar wären zum Beispiel thematische Abende – wie ein türkischer Abend. Und als dritten Schwerpunkt wollen wir einen ungezwungenen Vater-Kind-Treff bieten. Denn es wurde uns von einigen Vätern zugetragen, dass entsprechende Angebote fehlen – beziehungsweise, dass die bestehenden vor allem auf Mütter und ihre Kinder ausgerichtet sind. Unsere Idee wäre es, dass sich Väter selbst organisieren und wir ihnen die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Diverse Spielmöglichkeiten sind vorhanden. Bisher ist die Nachfrage jedoch bescheiden.
Du hast erwähnt, dass die Finanzierung des Männercafés aktuell nur bis Weihnachten gesichert ist. Gibt es einen Plan B für die Zeit danach?
Leider keinen konkreten. Bis Ende des Jahres können wir das Café dank Spenden von Privaten und Stiftungen betreiben, danach wird es schwierig. Wir haben bei der Regierung um eine Erhöhung des Staatsbeitrags für die gesamte Vereinsarbeit gebeten. Dieser liegt aktuell bei 104’000 Franken. Eigentlich bräuchten wir 240’000 Franken, wenn wir unseren Grundbedarf decken, die Projektarbeit ausbauen und das Männercafé weiter betreiben wollen. Mit Einschränkungen kämen wir mit 180'000 Franken durch. Von Ende 2024 bis Mai 2025 haben wir gemeinsam mit dem Amt für Soziale Dienste intensiv an Konzepten, Businessplan, Budget, Beratungs- und Projektstandards gearbeitet – mit einem Ziel: unsere Angebote nachhaltig abzusichern. Im Mai eröffnete uns das ASD, dass sie eine Erhöhung auf 150’000 Franken beantragen würde. Ende August hat uns die Regierung dann eine Absage erteilt. Diese fehlende Unterstützung ist frustrierend und schränkt uns enorm ein. Wir werden nun mit einem Bittbrief an den Landtag gelangen. Sollte auch dieser Schritt keinen Erfolg haben, müssen wir unser Angebot reduzieren. Die Teilnahme an Erasmus+-Projekten fällt dann weg. Und ein Männercafé in der jetzigen Form wäre nicht mehr möglich. Wichtig ist uns jedoch, die Beratung für hilfesuchende Männer weiterhin anbieten zu können – notfalls mithilfe eines öffentlichen Fundraisings. Denn sie ist dringend notwendig. Wenn es also jemanden gibt, der Lust hat, uns personell oder finanziell zu unterstützen, freuen wir uns über jede Kontaktaufnahme.
Und zuletzt: Dein persönlicher Aufruf an all die Männer da draussen, die sich aktuell noch davor scheuen, dem Männercafé einen Besuch abzustatten.
Komm einfach rein – allein für den guten Kaffee lohnt es sich! Ihr habt nichts zu verlieren, und wir haben auch für kritische Worte immer ein offenes Ohr.
Die Öffnungszeiten des Männercafés sowie weitere Informationen zum Verein Männerfragen finden sich unter www.maennerfragen.li. Kontakt: Hansjörg Frick, , Tel. +423 794 94 00
Fotos: Michael Zanghellini