
Der Seniorenbeirat – Sprachrohr für die ältere Generation
Der Seniorinnen- und Seniorenbeirat (SBR) besteht aus 22 Mitgliedern. Jede Gemeinde ist mit jeweils einer Frau und einem Mann vertreten. Luzia Beck und Karl Jehle übernehmen diese Rolle für Schaan. Im Interview erzählen sie über ihr Engagement und ihre Wünsche für die ältere Generation.
1. Seit 2021 seid ihr Mitglieder im Seniorenbeirat und habt euch nun für eine zweite Mandatsperiode zur Verfügung gestellt. Was hat euch dazu bewogen, als Sprachrohr für die ältere Bevölkerung zu dienen?
Karl: Ich wurde damals vom Vorsteher angefragt, ob ich mich für diese Aufgabe bereitstelle. Ich nehme an, ich bin zu dieser Ehre gekommen, da ich grundsätzlich viel mit Senioren in Kontakt bin. Ich habe lange Zeit den VU-Seniorenstamm organisiert und bin auch sportlich regelmässig mit meinen Altersgenossinnen und -genossen aktiv – beim Tennis oder Biken. Ich mag das Gesellschaftliche, das Diskutieren und das gemeinsame Lachen. Da ich somit viele Menschen kenne, musste ich mir nicht erst die entsprechenden Kontakte aufbauen. Bedenkzeit brauchte ich keine. Wichtig war mir nur, dass der Aufwand nicht zu gross ist.
Luzia: Wir haben zwei bis drei Sitzungen pro Jahr, in denen wir uns mit dem Gesellschaftsministerium treffen. Das ist ein überschaubarer Aufwand. Als der Anruf von Daniel Hilti vor rund fünf Jahren kam, war ich sehr überrascht. Ich brauchte etwas Bedenkzeit, da ich skeptisch war, ob sich mit dem Engagement für den Seniorenbeirat tatsächlich was bewegen lässt. Nachdem ich mich aber lange mit meiner Vorgängerin Hilda Malits unterhalten hatte, sagte ich zu. Wie Karl bin ich ebenfalls gut vernetzt. Einige Zeit habe ich «Weihnachten für Alleinstehende» organisiert. Dann bin ich Mitglied bei der Seniorenradgruppe. Zudem bin ich immer wieder mal in Altersheimen zu Besuch.
2. Der SBR fungiert als beratendes Organ der Regierung. Es gehört zu seinen Aufgaben, die Sicht der Seniorinnen und Senioren in die politische Arbeit einzubringen und auch alterspolitische Fragen mit der Regierung zu erörtern. Wie laufen solche Sitzungen ab und welche Themen werden aktuell am heissesten diskutiert?
Luzia: Eine Mitarbeiterin des Ministeriums für Gesellschaft und Justiz führt durch die Sitzungen, an denen auch immer der zuständige Minister anwesend ist. Wir werden dann über aktuelle Themen wie beispielsweise Entwicklungen bei der AHV oder den Pensionskassen informiert. Ein brennender Diskussionspunkt ist momentan natürlich das Landesspital. Aber auch die 24-Stunden-Pflege steht im Fokus, da noch einige arbeitsrechtliche Fragen ungeklärt sind.
Karl: Seit der neuen Zusammensetzung des Seniorenbeirats Anfang dieses Jahres gab es allerdings erst ein Treffen. Es diente hauptsächlich der Vorstellung der neu gewählten Mitglieder. Das Ministerium gab zu Beginn eine Übersicht über die landesweiten Angebote für Senioren. Anschliessend wurden in einem Workshop die Bedürfnisse gesammelt und die Themen priorisiert, die der Seniorenbeirat in den nächsten Jahren vorantreiben will.
3. Seid ihr durch eure Mitgliedschaft im SBR automatisch auch «Kummerkasten» bzw. Ansprechpersonen für die Seniorinnen und Senioren in Schaan?
Luzia: Weniger – auch wenn es wünschenswert wäre. Gewisse Gemeinden haben für diese Aufgabe speziell einen Seniorenkoordinatoren eingesetzt. In Schaan übernimmt diese Aufgabe die Leiterin des Treffs am Lindarank, Rita Rüdisser. Sie steht der älteren Generation bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite und leitet sie an die richtigen Stellen weiter. Grundsätzlich können wir aber immer gerne kontaktiert werden, wenn es Probleme gibt.
Karl: Da wir viel unter Menschen sind, bekommen wir aber auch im alltäglichen Austausch die Bedürfnisse und Wünsche der Senioren mit. Man muss nur zuhören – dann erkennt man, was den Leuten auf der Seele brennt.
4. Wie bewertet ihr grundsätzlich die Situation für die ältere Generation in Schaan? Gibt es Verbesserungspotenzial – und falls ja, in welchen Bereichen?
Karl: Die Gemeinde hat in der Vergangenheit viel für die Senioren gemacht. Man findet in Schaan eigentlich alles – Unterstützung, Freizeitangebote und gesellschaftliche Anlässe. Mit dem Haus der Familien wurde ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan. Sehr schön sind auch die Begrünungen und Sitzgelegenheiten im Dorf. Wir freuen uns schon auf den Lindagarta, der für Senioren sehr wertvoll sein wird. Dort können sie das Geschehen beobachten und mit den jüngeren Generationen in Austausch kommen. Auch die neuen Radwege werden geschätzt, und ebenso kommt der Ortsbus super bei der älteren Generation an. Geht es ums Verbesserungspotenzial, kann man in Schaan lediglich am Feintuning arbeiten.
Luzia: Dem kann ich nur zustimmen. Mittlerweile sind die Trottoirs auch vielerorts mit Schwellen für Rollstuhlfahrer versehen. Der Treff am Lindarank ist ein toller Treffpunkt für Senioren. Und in Schaan fällt es der älteren Generation einfach, mobil zu bleiben. Mit den guten Busverbindungen sind sie schnell in einer anderen Gemeinde, wenn sie dort zum Beispiel einen Termin haben oder an ein Konzert wollen. Ein einziger Verbesserungsvorschlag – der aber das ganze Land betrifft: Ich würde mir eine gute Übersicht mit allen Angeboten für Senioren wünschen. Die Angebotspalette in den einzelnen Gemeinden ist extrem gross – egal, ob es ums Turnen oder um Weiterbildungen geht. Da verliert man schnell den Überblick.
5. Wie sieht eure Idealvorstellung vom Leben im Alter aus?
Karl: Ich wünsche mir ein Umfeld, das verschiedene Lebensformen zulässt und unterstützt. Jede und jeder soll möglichst lange selbstbestimmt leben können. Und wird man schliesslich pflegebedürftig, wäre es schön, wenn man in seiner vertrauten Gemeinde bleiben dürfte.
Luzia: Für mich persönlich würde auch dazugehören, dass man selbstbestimmt sterben kann, wenn das Leid zu gross ist. Das ist in Liechtenstein nicht möglich und auch ein heikles Thema, das kontrovers diskutiert wird. Ansonsten fände ich so etwas wie eine Alters-WG ein schönes Konzept. Dort könnte sich jeder entsprechend seinen Stärken einbringen, egal ob beim Kochen, im Garten oder Haushalt. Auch Generationenhäuser, in denen Jung und Alt zusammenleben, sehe ich als vielversprechenden Ansatz für die Zukunft.
(Foto: Tatjana Schnalzger)