
«Als Chef bin ich ein Echo»
Am 1. September 2024 hat Stefan Marxer die Stelle als Nachfolger der langjährigen SAL-Leiterin Klaudia Zechner angetreten, die sich Ende 2024 in die wohl verdiente Pension verabschiedet hat. Im Interview erzählt der 49-Jährige, auf was er sich am meisten freut, was sein Team von ihm erwarten kann und wie ihm sein Erfahrungsreichtum bei der Weiterentwicklung des Schaaner Veranstaltungszentrums hilft.
1. Wie kam es dazu, dass du dich auf die herausfordernde Stelle des SAL-Leiters beworben hast und auf was freust du dich am meisten?
Als Organisator der liPride in Schaan hatte ich in den vergangenen Jahren bereits einige Male mit Klaudia zusammengearbeitet. Als sie gemerkt hat, dass ich einen grossen Erfahrungsschatz im Eventbereich mitbringe, sagte sie schon vor drei Jahren im Spass zu mir, dass ich ihre Nachfolge antreten könnte. Als ich dann tatsächlich die ausgeschriebene Stelle gesehen habe, habe ich mich sofort darauf beworben. Für mich handelt es sich beim SAL um die vielseitigste und coolste Eventlocation in Liechtenstein. Im internationalen Vergleich ist sie klein und fein, aber sehr flexibel nutzbar und bietet eine interessante Mischung unterschiedlicher Anlässe. Ich darf sagen: Mit der Übernahme der SAL-Leitung habe ich meinen Traumjob angetreten. Dabei bin ich in der glücklichen Lage, dass die Weiterentwicklung des SAL auf einer tollen Basis gründet, die Klaudia Zechner mit ihrem Team gelegt hat. Am meisten freue ich mich nun darauf, den SAL zusammen mit den topengagierten und erfahrenen Mitarbeitenden in die Zukunft zu führen – auf die Arbeit und das Herzblut, mit dem wir gemeinsam Anlässe ermöglichen, und den Stolz, wenn diese erfolgreich waren.
2. Du hast deinen Erfahrungsschatz angesprochen. Gibst du uns einen kurzen Überblick über deine bisherigen beruflichen Stationen und wie du das dort Gelernte bei deiner jetzigen Tätigkeit anwenden kannst?
In die Eventbranche bin ich eigentlich durch Zufall gekommen. Nach der Matura habe ich erst ein Architekturstudium begonnen. Da mir das zu technisch war und ich bei einem Studentenjob die Freude an der Gastronomie entdeckte, wechselte ich an die Hotelfachschule nach Luzern. Dabei absolvierte ich eines der vorgeschriebenen Praktika während eines deutlich länger als geplanten, anderthalbjährigen Aufenthalts in Barcelona, weshalb ich neben Englisch und Französisch auch recht gut Spanisch spreche. Meine berufliche Karriere startete ich schliesslich als Geschäftsführer einer Bar in Zürich, wo ich drei Jahre tätig war. Dank eines persönlichen Kontakts folgte der Wechsel zur Hallenstadion Gastronomie, bei der ich insgesamt 14 Jahre gearbeitet habe. Zu Beginn als Assistent, fünf Jahre dann als Mitglied der Geschäftsleitung. Nebenberuflich habe ich mich in dieser Zeit zum Betriebsökonomen HF und Hotelmanager NDS weitergebildet. Als letzte berufliche Station war ich als Betriebsleiter der Säntis Gastronomie auf dem Olma Messe-Gelände in St. Gallen tätig. Zusammengefasst darf ich behaupten, dass ich viel Erfahrung aus durchstrukturierten, gut organisierten Grossfirmen mitbringe. Die Eventorganisation kenne ich aus dem Effeff, und auch grosse Menschenmassen machen mich nicht nervös. Meine Devise lautet: auch in der Hektik Ruhe bewahren. Denn selbst mit einer 100-prozentigen Planung sind bei Events fast immer 20 Prozent Improvisation. Ich habe keine Angst vor Entscheidungen, wenn mal etwas schiefläuft und Massnahmen erforderlich sind. Ein falscher Entscheid ist in so einem Fall besser, als gar nichts zu tun.
3. Du darfst auf ein bereits gut eingespieltes SAL-Team zählen, was deinen Start sicher vereinfacht. Doch wie sieht es umgekehrt aus? Was darf das Team von dir als Chef erwarten?
Ich bin ein Chef, der Vertrauen schenkt, aber auch Vertrauen erwartet. Ich fordere Leistung, gebe aber auch den Raum, sich einzubringen, und honoriere Eigenverantwortung. Ich pflege eine teamorientierte Führung. Das bedeutet, dass mich die Meinung aller interessiert und diese auch zählt. Ich teile gerne mein Wissen, möchte aber auch stets informiert sein. Meine Mitarbeitenden können immer mit mir reden, wenn ihnen etwas auf dem Herzen liegt. So treffe ich Entscheidungen – wenn möglich – am liebsten gemeinsam. Dann werden sie auch von allen mitgetragen. Allerdings habe ich keine Mühe damit, durchzugreifen, wenn es erforderlich sein sollte. Diesbezüglich bin ich ein Echo: Arbeitet das Team motiviert, zuverlässig und engagiert, können sie darauf zählen, dass ich ihnen nicht «dazwischenfunke» und ihnen den Rücken stärke. Sollte sich allerdings jemand querstellen oder wiederholt durch Unzuverlässigkeit auffallen, werden die Gespräche natürlich schnell ernster. Das bedeutet nicht, dass keine Fehler gemacht werden dürfen. Im Gegenteil. Eine offene Diskussions- und Fehlerkultur ist mir sehr wichtig. Fehler werden gemacht, wo Menschen arbeiten – und sie zu erkennen, ist die beste Möglichkeit, sich zu verbessern. Mein Ziel ist es, dass wir alle jeden Tag Freude an der Arbeit haben und uns so gegenseitig motivieren, anspornen und unterstützen.
4. Du hast sicher bereits einige neue Ideen, die du gerne umsetzen möchtest. Verrätst du uns die eine oder andere?
Aktuell möchte ich erst einmal alle organisatorischen Arbeitsabläufe kennenlernen, bevor es an die Umsetzung neuer Ideen geht. Aber natürlich gibt es so einiges, das ich vorhabe. Dazu gehört die Digitalisierung. Aktuell ist es immer noch so, dass im SAL fast ausschliesslich bar bezahlt werden kann. Das soll sich mit der Einführung von Kartenterminals ändern, die wir auch den Vereinen zur Verfügung stellen können. Dann denke ich, dass es bezüglich «Crowd Management» Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Dabei geht es um die Gästeführung an Anlässen – also zum Beispiel, darum, wo die Bar positioniert wird, damit es keinen Personenstau gibt. Zudem ist das aktuelle Reservierungsprogramm ziemlich veraltet. Ich prüfe daher bereits jetzt die Einführung eines moderneren, intuitiv nutzbaren Programms, das zukünftig auch vom GZ Resch, dem Sportplatz und der Sporthalle eingesetzt werden und die interne Planung massiv vereinfach kann. Eine bereits umgesetzte Neuerung betrifft die Öffnungszeiten. Bisher war der SAL während der Bürozeiten immer geöffnet – auch ohne Anlass. So konnte praktisch jeder rein und raus, ohne jegliche Kontrolle, was teilweise zu recht seltsamen Begegnungen führte. Aus meiner Sicht bringt dies ein heutzutage nicht mehr vertretbares Sicherheitsrisiko mit sich und ist auch unangenehm für die Mitarbeitenden. Aber natürlich ist der Zutritt weiterhin jederzeit möglich, ein Anruf genügt. Wenn wir Begehungen und Absprachen vor Ort künftig mit Terminen planen, gibt mir das auch die Gelegenheit, mich vernünftig vorzubereiten anstatt zu improvisieren. Grundsätzlich werde ich in den nächsten Monaten gemeinsam mit meinem Team analysieren, wo es bezüglich Organisation, Abläufe, Ressourcenplanung und Anlass-Sparten Optimierungspotenzial gibt und wie wir den SAL in den nächsten zehn Jahren positionieren wollen. Als Idee könnte ich mir beispielsweise vorstellen, zusammen mit den neu entstehenden Hotels Packages für Kongresse anzubieten und so den Standort Schaan noch attraktiver zu machen.
5. Die Leitung des SAL ist nicht nur anspruchsvoll, sondern fordert auch viel Zeit und Ressourcen. Wo tankst du neue Energie?
Vor allem tanke ich Energie bei einer Arbeit, die mir Spass macht. Sie nährt sich also sozusagen selbst. (lacht) Aber natürlich habe ich auch ein Privatleben. Ich gehe gerne Skifahren, verbringe Zeit in der Natur und lese gerne. Vor wenigen Wochen bin ich mit meinem Partner in unser neues Haus gezogen, da ist natürlich einiges zu tun. Momentan kann ich nicht über mangelnde Energie klagen. Im Gegenteil: Ich strotze vor Tatendrang – schliesslich habe ich den coolsten Job in Liechtenstein!
Foto: Tatjana Schnalzger