
«Ein Ort, an dem sich der Mensch als Gast wohlfühlen darf»
Die Bauarbeiten für die Erstellung des knapp 26’400 Quadrameter grossen Parks im Äscherle sind Anfang 2025 gestartet. In den kommenden Monaten wird nördlich des Werkhofs ein attraktives Naherholungsgebiet entstehen. Wie die nächsten Arbeitsschritte aussehen, was den «Park im Äscherle» auszeichnet und worauf sich Mensch und Tier besonders freuen dürfen, erzählt die zuständige Landschaftsarchitektin Catarina Proidl im Interview.
Nach längerer Verzögerung konnte in diesem Jahr endlich mit den Arbeiten rund um den Park im Äscherle begonnen werden. Wenn du einem Aussenstehenden kurz beschreiben müsstest, was ihn auszeichnet: Welche Worte würdest du wählen?
Ein naturnaher Bach in einem Kulturlandschaftspark, der am Siedlungsrand von Schaan über neue Kieswege erlebbar wird. Der Park im Äscherle lädt zum Beobachten, Auftanken und Abschalten ein.
Kannst du uns einen Überblick über die einzelnen Arbeitsschritte geben und verraten, ab wann die Bevölkerung das Naherholungsgebiet geniessen darf?
Anfang Jahr wurden zunächst die Hauptwege erstellt, damit die schweren Maschinen zum künftigen Bachlauf fahren können. Anschliessend haben wir nördlich des Windschutzgürtels den neuen Bachlauf des Pfaffamadgrabens mit seinen sehr flachen Ufern angelegt. Dessen Verlegung begann bei der Mündung in den Bahngraben, von wo aus wir uns dann bachaufwärts zur Anschlussstelle des bisherigen Baches vorgearbeitet haben. Bis Ende März sollten dann auch südlich des Windschutzgürtels – von Westen her angrenzend an die Liechtensteiner Waldorfschule – die Erdarbeiten, die Humusierung und die Gewässerarbeiten abgeschlossen sein. Dort ist ein temporärer Bachlauf geplant, der ausschliesslich über den Niederschlag bewässert wird. Als letzter Schritt folgt schliesslich die Bepflanzung des Parks, die sich je nach Witterung einige Wochen ziehen kann. Bei zu viel Nässe darf aufgrund des tonigen Bodens nicht gearbeitet werden, weil wir sonst zu viel Verschlammung haben. Läuft alles nach Plan, sind die Arbeiten im Sommer fertig. Am Anfang wird das Bild natürlich noch karg sein – die Pflanzen und Gehölze müssen zunächst Wurzeln schlagen und wachsen. Rund zwei Jahre müssen wir der Natur Zeit geben, bis wir den Park in voller Pracht bewundern können. Ab dann wird er nur noch schöner. Teil des Äscherle-Parks ist übrigens auch eine landwirtschaftliches Innovationsprojekt. Dort werden Nahrungsmittel angepflanzt, die direkt den Menschen zugutekommen – zum Beispiel in Form eines Schaaner Nussbrots.
Die Verlegung des Pfaffamadgrabens ist ein zentrales Element des Projekts. Welche Überlegung steckt dahinter?
Bisher führte der Pfaffamadgraben durch die Siedlung. Mit seiner Verlegung und Aufweitung nördlich des Windschutzgürtels haben wir einen sehr ursprünglichen und naturnahen Bachverlauf geschaffen, wie er früher üblich war. Durch die Verbreiterung ist der Bach selbst nicht mehr so tief, wodurch auch flache Ufer entstanden sind. Ein toller Lebensraum für zahlreiche Tiere. Bewässert wird der Bach auch durch das Grundwasser. Ein wichtiges Element sind die vier projektierten Kolke. In diese können sich die im Wasser lebenden Organismen zurückziehen, wenn der Bach zeitweilig ausgetrocknet sein sollte.
Kannst du uns was über die Pflanzenwelt erzählen, die den Park auszeichnen wird?
Im Bachraum fühlen sich natürlich nur Pflanzen wohl, die den hohen Grundwasserstand gut vertragen. Dazu gehören insbesondere Erlen und diverse Pappelarten. In der temporären Vernässungszone nahe des Bahngrabens, die bei Hochwasser überschwemmt sein wird, werden Gräser und Hochstauden gepflanzt, die Tiere einen wertvollen Lebensraum bieten. Entlang der Grenze zur Strasse auf der östlichen Seite sind früh blühende Kirschen und Weichseln vorgesehen. Sie sollen Teil eines «Naschgartens» werden, in dem sich Spaziergänger bedienen dürfen. Um auch Vögeln und anderen Tieren einen solchen Naschgarten zu bieten, pflanzen wir an der südlichen Parkgrenze ebenfalls Kirschbäume. Bestehende Baumalleen, Föhren und Haselnusssträucher werden in den Park integriert. Besucher werden zudem eine Auswahl an seltenen Nussbaumarten vorfinden.
Du hast bereits mehrmals die Tierwelt angesprochen. Was werden aufmerksame Naturfreunde im Äscherle so alle entdecken können?
Libellen werden wahrscheinlich die ersten Tiere sein, die den Park besiedeln. Ihnen folgen andere geflügelte Insekten wie Wildbienen, Vögel und vielleicht auch Reiher. Fische wird es im Bach kaum geben, aber Fischlarven könnten sich dort wohlfühlen. Diverse Amphibien wie der Grasfrosch ebenso. Mit Draht eingefasste Sitzsteinkörbe bieten zudem einen katzensicheren Lebensraum für Eidechsen, Blindschleichen, Nattern oder Haselmäuse. Im Windschutzgürtel suchen sicher auch Igel Zuflucht. Nur dem Biber machen wir es schwer, sich wohlzufühlen. Bäume und Wege sind mit einem Verbiss-Schutz gesichert. Und Sträucher für ihre Bauten finden sie rund um den Bach ebenfalls nicht.
Pflanzen und Tiere dürfen sich also auf den Park freuen. Wie sieht es mit den Menschen aus? Was erwartet sie neben dem Naturerlebnis und dem Naschgarten sonst noch?
An den Schotterwegen finden sich diverse Sitz- und Liegeflächen zum Entspannen. Der Park soll ein Ort der Ruhe und Erholung sein. Deshalb wird es auch keine Spielgeräte oder Grillstellen geben. Künstliches Licht ist ebenso nicht geplant. Gerade für die Mitarbeitenden der angrenzenden Industriebetriebe im alten Riet wird der Park im Äscherle eine tolle Bereicherung sein, um sich in der Mittagspause die Beine zu vertreten und den Kopf zu lüften.
Was sind die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts?
Im Moment ist es das Bangen, dass das gute Wetter bei den Erdarbeiten hält und ausgiebige Regenfälle den Bauablauf nicht zu weit gegen den Sommer verschieben.
Auf was freust du dich persönlich nach Fertigstellung des Parks am meisten?
Wenn der Park im Äscherle ausgepflanzt ist, ist die kleinste Variante seiner selbst vorhanden. Ab dann kann er nur noch schöner werden, in den geplanten Zielzustand hineinwachsen und immer besser das werden, was vorgesehen ist: ein Ort, an dem tatsächlich Tiere die Landschaft besiedeln und der Mensch sich als Gast wohlfühlen darf.
Auftaktbild: Landschaftsarchitektin Catarina Proidl und Bauleiter Gregor Gantner von Wenaweser + Partner begutachten die Baustelle vor Ort. (Foto: Brigitt Risch)