
«Niemand soll Weihnachten allein verbringen müssen»
Weihnachten ist das Fest der Familie und gehört für viele zu den Höhepunkten des Jahres. Doch was ist mit jenen Menschen, die einsam sind? «Niemand soll diese Zeit allein verbringen müssen», lautet das Credo von Jessika Haas, die vor drei Jahren die Organisation des Weihnachtsabends für Alleinstehende übernommen hat. Ein Interview mit einer Frau, die den Weihnachtsgedanken lebt.
1. Rund 15 Jahre organisierte Christel Gstöhl den Weihnachtsabend für Alleinstehende im Panorama-Café in Eschen, bevor eine Handvoll engagierter Frauen rund um Luzia Beck den Anlass 2015 nach Schaan in den Treff am Lindarank holte. Seit drei Jahren hast du das Zepter für die Organisation übernommen. Was hat dich dazu bewogen?
Vor gut fünf Jahren war ich das erste Mal als Helferin bei den Vorbereitungen dabei, und als Luzia Beck eine Nachfolgerin suchte, war für mich klar: Das mache ich! Ich wollte mich schon immer gemeinnützig engagieren und der Weihnachtsabend für Alleinstehende passt perfekt. Ich habe Weihnachten schon als Kind geliebt und finde: Niemand soll diese Zeit allein verbringen – sofern er das nicht möchte. Und es ist schön, in einem Team zu arbeiten, das genauso denkt. So sind bei uns alle willkommen, egal welchen Alters und welcher Herkunft. Die Gäste sind bunt gemischt. Da gibt es Alleinstehende, aber auch Pärchen sowie Mütter mit Kindern. Sie alle verbindet der Wunsch, Weihnachten in der Gemeinschaft zu verbringen. Und das wollen wir ihnen ermöglichen.
2. Die Vorsteherkonferenz übernimmt seit vielen Jahren das Patronat für den Anlass. Wie wichtig ist dieser Rückhalt durch die Gemeinden.
Diese Unterstützung ist enorm wichtig. Nicht nur in finanzieller, sondern auch in ideeller Hinsicht. Es ist schön zu wissen, dass die Gemeinden unser Engagement schätzen und es ihnen ein Anliegen ist, dass alle Menschen in Liechtenstein schöne Weihnachten verbringen können. Denn Einsamkeit ist auch hierzulande ein Thema, das nicht unterschätzt werden darf. Speziell die Gemeinde Schaan zeigt sich enorm grosszügig, indem sie uns die Räumlichkeiten – konkret den Treff am Lindarank – kostenlos zur Verfügung stellt. Die zentrale Lage und die Nähe zum Busbahnhof sind natürlich ideal. Auch in Sachen Dekoration und wenn wir sonstige Wünsche haben, werden wir tatkräftig unterstützt. Das schätzen wir sehr. Neben der Vorsteherkonferenz gibt es aber auch Liechtensteiner Unternehmen, die als Sponsoren auftreten. Dieses Jahr konnte ich sogar einige neue dazu gewinnen. Das ist toll! Denn je mehr Unterstützung wir haben, desto mehr können wir unseren Gästen bieten.
3. Gibt es Neuerungen, seit du den Weihnachtsabend organisierst? Oder anders gefragt: Auf was dürfen sich die Gäste in diesem Jahr freuen?
Zuerst mal dürfen sich die Gäste darauf freuen, dass der Anlass wieder im gemütlichen Ambiente des Treff am Lindarank stattfindet. Vergangenes Jahr mussten wir ihn ja aufgrund der Corona-Bestimmungen in den SAL verlegen. Das war zwar auch schön, aber nicht ganz so heimelig. Zudem erwarten die Besucherinnen und Besucher wieder einige Überraschungen. Zu viel will ich gar nicht vorwegnehmen, sonst ist die Spannung weg (schmunzelt). Nur so viel: Um 17 Uhr beginnen wir mit einem speziellen Empfangsapéro. Danach wird ein feines Drei-Gänge-Menü serviert. Begleitet wird der Abend durch die musikalischen Klänge eines internationalen Künstlers, dessen Namen ich aber noch nicht verrate. Dann werden wir natürlich ganz traditionell gemeinsam singen. Und im Verlaufe des Abends wird das Christkind mit Sicherheit für grosse Augen sorgen. Ein festlicher Heiligabend ist auf jeden Fall garantiert.
4. Die Organisation im Vorfeld ist mit viel Aufwand verbunden. Und auch am 24. Dezember bist du im Einsatz. Macht es dir nicht aus, dass du den Weihnachtsabend nicht mit deiner eigenen Familie verbringen kannst?
Überhaupt nicht. Es macht mir grosse Freude, anderen Menschen an Weihnachten einige schöne Momente bescheren zu können. Darum geht es doch an diesem Fest. Das hat für mich nichts mit Verzicht zu tun. Im Gegenteil, ich empfinde es als Bereicherung. Und da ich selbst keine Kinder habe, habe ich am 24. Dezember auch Zeit. Mit meiner eigenen Familie feiere ich dann am 25. Dezember.
5. Was war dein bisher schönstes Weihnachtserlebnis im Rahmen deines Engagements?
So viele Jahre mache ich das ja noch nicht – und in meinem ersten Jahr fiel der Anlass Corona zum Opfer. Auch 2021 war der Rahmen besonders, da die 2-G-Regel galt und wir aufgrund der grossen Abstände zwischen den Personen in den SAL wechseln mussten. Aber dennoch hat das ganze Team ausschliesslich Komplimente und nette Worte erhalten. Die Leute schätzen es sehr, was wir machen. Das zu wissen, ist für mich eigentlich das Schönste. Wenn ich aber eine spezielle Situation nennen müsste, wäre es wahrscheinlich jene, als das «Christkind» im vergangenen Jahr den Raum betrat. Es war ein Überraschungsmoment und in die leuchtenden Augen der Menschen zu sehen, berührte mich sehr. Solche Augenblicke sind Lohn genug für alle Arbeit.
Es hat noch zwei Plätze frei. Anmeldung bis heute Abend, 19. Dezember, unter Telefon +41 78 730 01 37.
Foto: Eddy Risch