
Kein Löwengebrüll auf Dux
1971 war in Schaan das erste Mal die Rede von einem Tierpark auf Dux. Und 1974 schien es tatsächlich so, als würde ein solcher unter dem Patronat von Prinzessin Nora von Liechtenstein entstehen. Der Gemeinderat hatte sich bereiterklärt, ein Areal bei der heutigen Freizeitanlage zur Verfügung zu stellen. Die Pläne waren schon relativ konkret, kamen aber zum Leidwesen der Tierfreunde nicht über dieses Stadium hinaus.
Das erste Mal tauchte die Idee eines tierischen Parks auf Dux im Jahr 1971 auf. Sie stammte vom Züricher Architekten Alfred Trachsel, der mit der Planung der Freizeitanlage beauftragt war und in diesem Rahmen verschiedene Ideen entwickelte. Dazu gehörten beispielsweise eine Boccia-Anlage, Volleyballfelder, ein Beerengarten und eben auch ein Tierpark. Letzterer sollte neben einer Voliere mit Adlern, Eulen und Greifvögeln auch verschiedene Marderarten, Steinböcke, Wildkatzen, Dachse, Wildschweine, Rot- und Dammwild sowie Schneehasen und Murmeltiere beherbergen.
Für den Gemeinderat hatte Alfred Trachsel damit aber in zu grossen Dimensionen gedacht und er verzichtete auf die Umsetzung des Tierparkes. Zu den Gegenargumenten gehörte, dass die Anlage auf Dux kein Touristenziel werden sollte, sondern für die aktive Freizeitgestaltung der Einwohnerinnen und Einwohner erstellt wird.
Ein Verein kämpft für den Tierpark
Doch nur wenige Jahre später war das Thema wieder hochaktuell – wenn auch in einer etwas kleineren Dimension. Diesmal engagierte sich der Verein «Freunde des Tierparks Schaan» mit viel Herzblut für die Realisierung eines Tierparks auf Dux. Im September 1974 wurde die Bevölkerung im Gemeindemagazins «Schaan heute» aufgerufen, das Projekt zu unterstützen: «Das Vereinsziel, auch in Liechtenstein einen Hort für bedrohte, vorwiegend heimische Tiere zur Freude aller sowie insbesondere zur Weckung der Tierliebe bei der Jugend zu schaffen, kann wirklich nur mit Hilfe aller Natur- und Tierfreunde erreicht werden.» Mit Plakaten, welche in den Schaaner Geschäften hingen, und mit einem Prospekt, der bei der Gemeindeverwaltung und auch bei den Geschäften auflag, suchte der Verein nach Gönnern und Mitgliedern. Der Jahresbeitrag für Gönner lag bei 1000 Franken, derjenige für ordentliche Mitglieder bei 50 Franken und für Junioren sollte er 10 Franken kosten.
Ein Tierpark – kein Zoo
Der Verein tat sich allerdings schwer, und die Gerüchteküche brodelte. Immer wieder war von einem «Zoo» die Rede. Da nützte es auch wenig, dass dies im Gemeindemagazin «Schaan heute» mehrmals richtiggestellt wurde. So stand in der Septemberausgabe 1974: «Leider gibt es immer wieder Leute, die nicht den Tatsachen entsprechende Äusserungen von sich geben. So auch zu dieser Angelegenheit. Beim Schaaner Tierpark – und das sei ausdrücklich festgehalten – handelt es sich nicht um einen Zoo, sondern um eine tierfreundliche Einrichtung, welche das Tier selbst unseren Kindern als solches näherbringt. So werden wirklich nur einheimische Tiere, welche auch von den Kindern in der Freizeit betreut werden sollen, in diesem Tierpark zu sehen sein.»
Und in der darauffolgenden Dezemberausgabe wurde ergänzt, dass die Einrichtung auch dem praktischen Anschauungsunterricht, beispielsweise der Natur- und Tierkunde, dienen könne. «Niemand wird im Ernst annehmen, dass eines Tages hier auf einem kleinen Areal Tiger und Löwen brüllen, wohl aber Ponys wiehern, Ziegen meckern und Esel ihr berühmtes I-aa erschallen lassen. Es wird eventuell auch Hühner geben, deren Eier nicht von Klapperschlangen gefressen oder von Krokodilen ausgebrütet werden. Und aus dem in der Mitte stehenden Kübel wird sich, sollte eines unserer Kinder mit einer Flöte anrücken, keine Königskobra hervortanzen. Er dient lediglich dazu, dem Kleinvieh das nötige Wasser oder Futter zu bringen», stellte der Verein damals klar.
Vieles bereits vorausgedacht
Das Projekt war damals so weit gediehen, dass I.D. Prinzessin Nora sich bereit erklärte, das Patronat für den Tierpark zu übernehmen. Es fand auch eine Orientierung statt, und mit dem Architekten Trachsel aus Zürich war schon ein verantwortlicher Planer gefunden.
Kurz zusammengefasst sah das Konzept vor, dass der Tierbestand sich auf Arten beschränken sollte, welche an Menschen gewöhnt sind – zum Beispiel Kaninchen, Meerschweinchen, Gänse, Enten, Ziegen, Esel und Ponys. Im Zusammenhang mit den Stallungen war ein Auslauf als Schaugehege für alle Tiere im Ausmass von etwa 4'000 Quadratmetern vorgesehen, und als permanentes Weidegebiet sollte eine Fläche von etwa 10'000 Quadratmetern mit Sonnen- und Schattenflächen dienen. Für die Betreuung der Tiere sollte ein Tierwart verantwortlich sein. Ausserdem schwebte den Initianten vor, dass der Betrieb des Geheges in Zusammenhang mit der Freizeitanlage organisiert würde. So könnte der Freizeitleiter die Interessen der Schule und der Freizeitanlage vertreten und die für die Tierpflege verantwortliche Gruppen bilden. Auch Entwürfe für einen entsprechenden Pachtvertrag lagen bereits vor.
An welchen Gründen das Projekt im Endeffekt scheiterte, ist nicht genau belegt. 1978 wurde im Gemeinderat festgehalten, dass es «im Moment nicht danach aussieht, dass dieses Projekt realisierbar wäre». 1979 war noch kurz die Rede von einem «Tierpark mit Raubtieren», was aber vom Gemeinderat abgelehnt wurde. So blieb der Schaaner Tierpark letztlich nur ein Papiertiger, der in den Schubladen der Vereinsmitglieder und der Gemeindeverwaltung bis heute ein zumindest artgerechtes Dasein führt.