
100'000 Personen in einer Datenbank
Die Vorarbeiten haben sich über einige Jahre hingezogen. Im ersten Quartal 2025 ist es nun so weit: Die Ahnenforschungsdatenbank des Vereins Familienchronik Liechtensteiner Gemeinden geht online. Damit sind gewisse Daten der Bürgerinnen und Bürger von sieben Gemeinden und jene ihrer Vorfahren im Netz verfügbar.
Datenbanken zur Ahnenforschung, wie sie Triesenberg, Eschen und Ruggell bereits öffentlich anbieten, erfreuen sich grosser Beliebtheit. Im Gegensatz zu den Stammbüchern, die es in fast allen Liechtensteiner Gemeinden gibt, punkten sie durch Aktualität und nutzerfreundliche Suchfunktionen. Dies hat bereits vor Jahren dazu geführt, dass auch andere Gemeinden ihre Daten elektronisch erfasst haben – mit dem Fernziel, die Datenbanken der einzelnen Dörfer zu einer gemeinsamen zu verschmelzen. Die Bestellung einer Geschäftsstelle und die Gründung des Vereins Familienchronik Liechtensteiner Gemeinden haben schliesslich das Gerüst geschaffen, um alle technischen, organisatorischen und datenschutzrechtlichen Fragen zu klären und die Basis für die gemeinsame Plattform zu schaffen. An ihr beteiligen sich derzeit neben Schaan auch Vaduz, Planken, Gamprin, Ruggell, Mauren, Schellenberg und Balzers.
«Die Fortschritte sind nun wirklich spürbar», sagt Benjamin Fischer, Geschäftsführer des Vereins Familienchronik. Hinter ihm und seiner Mitarbeiterin, Fachexpertin Sylvia Frick, liegen arbeitsintensive Wochen, in denen es galt, die Daten der Gemeinden zu verschmelzen und Doubletten zu vermeiden. Diese ergaben sich dann, wenn eine Person, beispielsweise aufgrund einer Heirat, in mehreren Gemeinden erfasst war. «Bei über 100‘000 Datensätzen, die teils bis ins Jahr 1600 zurückreichen, waren zwischen 9 und 10 Prozent doppelt vorhanden. Sie alle mussten geprüft werden, um die von den Gemeinden erfassten Zusatzinformationen miteinander abzugleichen.»
Öffentliche Plattform mit Sonderlösung für die Forschung
Nun sind Benjamin Fischer und Sylvia Frick aber fast am Ende ihrer Verschmelzungsarbeit und der letzten Abklärungen in Sachen IT-Sicherheit angelangt. Im ersten Quartal 2025 soll die Plattform online gehen. Unter familienchronik.li sind Datenfelder wie Name, Vorname, Ledigname, Geburtsjahr und -ort dann öffentlich einsehbar. 27 weitere Daten, die besonders schützenswürdig sind, werden für wissenschaftliche Forschungen zugänglich gemacht. Dazu gehören unter anderem Todesursachen bei Personen, die vor mehr als 100 Jahre verstorben sind. Sie können beispielsweise dazu dienen, Hinweise auf Epidemien in früheren Zeiten zu gewinnen. «Wer Zugang zu solchen Daten möchte, muss sein Forschungsinteresse bei der Geschäftsstelle begründen und eine Datenschutzerklärung unterschreiben», sagt Benjamin Fischer. «In enger Abstimmung mit der Datenschutzstelle des Landes und einem externen Experten konnten wir diesbezüglich und generell in Sachen Datenschutz eine tragfähige Lösung finden.»
Darüber, wann die sieben Gemeinden mit ihrer gemeinsamen Plattform genau online gehen, wird der Verein zu gegebener Zeit informieren. Bis dahin ist die Datenbank praktisch auf dem neusten Stand, und sie wird auch künftig durch Nachführung von Geburten, Eheschliessungen oder Todesfällen aktuell gehalten. Ausserdem wird sie in absehbarer Zeit durch die Daten aus Balzers ergänzt. «Die Gemeinde ist dem Verein bereits angeschlossen und wird mit der Erhebung der nötigen Angaben bald beginnen», sagt Benjamin Fischer. Mittelfristig hofft der Geschäftsführer, dass sich auch Triesenberg und Eschen mit ihren eigenen Plattformen und Triesen, das bisher keine Datenbank pflegt, am Projekt beteiligen. «Dann wäre die Ahnenforschung des ganzen Landes auf einer Plattform vereint. Bis dahin erfreuen wir uns aber am bisher Erreichten und halten den Auftritt stets aktuell.»
Foto: Brigitt Risch