
«Ich könnte jeden Tag Rasenmähen – da bin ich Perfektionist»
Schlechtes Wetter? Das existiert für Fabio Ming nicht. Egal ob Wind, Schnee oder Regen – er liebt seine Arbeit im Freien. Als verantwortlicher Hauswart für den Aussenbereich der Schulanlagen sorgt er dafür, dass sich Rasen, Hecken und Wege rund um die Gebäude stets in bestem Licht präsentieren und Gefahrenstellen für Kinder beseitigt werden.
1. Du bist gelernter Schreiner – eine Tätigkeit, die sich eigentlich vornehmlich im Innenbereich abspielt. Bei der Gemeinde Schaan bist du jedoch für den Aussenbereich der Schulanlagen zuständig. Ist dir die Decke auf den Kopf gefallen oder was hat dich an der Arbeit unter freiem Himmel gereizt?
Meine damalige Arbeit als Schreiner auf dem Bau war mir zu eintönig, und ich habe mich nach etwas Vielseitigerem umgesehen. Die ausgeschriebene Stelle als Hauswart im Schulzentrum Resch war da ein Glücksfall. Denn bei dieser Tätigkeit ist jeder Tag anders. Als ich 2015 begonnen habe, wurde ich noch im Innen- wie im Aussenbereich eingesetzt, und nebenher habe ich die zweieinhalbjährige Ausbildung zum Hauswart absolviert. Erst mit dem Entscheid, dass ab 2021 fünf weitere Gebäude – die Basisstufen und Musikschule – in die Zuständigkeit unserer Hausdienste fallen, wurden die Aufgaben neu definiert beziehungsweise in einen Innen- und einen Aussenbereich unterteilt. Als man mich fragte, wo ich lieber arbeiten würde, war die Antwort klar: natürlich draussen! Seither bin ich für den Aussenbereich der Schulanlagen verantwortlich. Ich schätze es sehr, mich bei jedem Wetter draussen aufzuhalten. Vor allem das Rasenmähen liebe ich, das würde ich am liebsten jeden Tag machen. Ich bin da sehr perfektionistisch veranlagt. (schmunzelt)
2. Ist die Tätigkeit als Hauswart schwieriger, wenn man in einem Umfeld mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, die vielleicht noch nicht gelernt haben, Sorge zu ihrer Umwelt zu tragen?
Das ist sicher ein besonderes Umfeld. Nach den Pausen sieht es auf den Plätzen rund um das Schulgebäude oft wild aus. Wir sammeln täglich Abfall, liegengelassene Pausenboxen und Kleidungsstücke ein. Einmal fand ich sogar ein vergessenes Saxophon. Erstaunlicherweise werden aber die wenigsten Fundstücke wieder abgeholt ... Dieses Saubermachen nach der Pause ist aber keine grosse Sache, das gehört zu unserer Routine. Ein grösseres Problem ist das vermehrt auftretende Littering, das einige Jugendliche an den Wochenenden auf dem Schulgelände betreiben. In den Weihnachtsferien mussten wir mehrmals vor Ort aufräumen, weil überall Scherben und Abfall verstreut lagen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern für mich absolut unverständlich. Ich war ja auch mal jung – aber wo die Motivation liegt, so rücksichtslos mit der Umwelt umzugehen, ist mir ein Rätsel.
3. Wie würdest du deine Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern beschreiben? Es kommt sicher zu vielen Begegnungen und Erlebnissen …
Ich schätze den Kontakt zu den Kindern sehr, sie bringen Abwechslung in unseren Alltag. Sie suchen oft das Gespräch und fragen uns, was wir gerade machen oder erzählen aus ihrem Leben. Wir bekommen auch Zeichnungen und Dankesbriefchen geschenkt. Natürlich machen die Kinder auch mal Blödsinn und in ihrem Übermut das eine oder andere kaputt. Selten passiert aber etwas aus Boshaftigkeit. Und wenn wir sie darauf hinweisen, dass dies oder jenes gefährlich ist, sind die meisten auch einsichtig. An lustigen Momenten mangelt es ebenfalls nicht. Einmal hatte uns ein Lehrer gebeten, drei Schüler als «Strafe» am Mittwochnachmittag zu beschäftigen. Als erstes beauftragten wir sie, den Abfall rund um das Gebäude einzusammeln. Weil sie dabei aber eine riesen Gaudi hatten – was ja nicht der Sinn einer Strafe ist –, suchten wir immer kniffligere Aufgaben, um sie ein bisschen zu ärgern. Zum Beispiel mussten sie jedes kleine Ästchen und jeden Tannenzapfen in einer Wiese suchen. Am Ende hatten wir wohl alle unseren Spass dabei. (lacht) Dann erinnere ich mich an ein Beispiel an einem heissen Sommertag. Gemäss ihrer Lehrperson sollten sich die Kinder gut mit Sonnencreme einreiben. Ein Junge nahm das wohl etwas zu wörtlich. Auf jeden Fall stand er plötzlich vor mir – sein Gesicht und sein gesamter Oberkörper waren sicher mit einem Zentimeter Sonnencreme bedeckt. Er war praktisch schneeweiss und ich musste laut lachen. Das sind einmalige Momente, die man nicht so schnell vergisst.
4. Du hast vorhin die Vielfältigkeit deines Arbeitsbereichs angesprochen. Was genau macht deine Arbeit denn so abwechslungsreich?
Es steht einfach jeden Tag was anderes an. Die anstrengendste Zeit für uns ist der Frühling, insbesondere die Osterferien. Dann mähen wir alle Rasen, kärchern die Plätze, nehmen die Grundreinigung der Gebäude vor und bringen alles auf Vordermann. Viele dieser Aufgaben können wir nur machen, wenn kein Unterricht stattfindet. Ich hatte letzten Frühling mal einen Schrittzähler dabei. Da kam ich auf 34`000 Schritte pro Tag – da konnte ich mir das Fitnesscenter sparen. Und wenn es im Winter schneit, heisst es früh aufstehen. Denn die Wege zum Schulgebäude müssen freigeschaufelt und gesalzen sein, bevor der Unterricht beginnt. Wenn spezielle Arbeiten anfallen, arbeiten wir auch immer wieder mal mit anderen Abteilungen wie dem Forstwerkhof oder dem Werkhof zusammen. Das gefällt mir am besten, denn dabei lerne ich immer Neues dazu. Einmal konnte ich zum Beispiel einen Motorsägenkurs besuchen – echte Männerarbeit. (lacht) An dieser Stelle Gruss an den Forst!
5. Arbeit allein macht das Leben noch nicht lebenswert. Was lässt dein Herz sonst noch höher schlagen beziehungsweise schenkt dir Energie?
An erster Stelle steht natürlich meine Familie. Ich habe eine einjährige Tochter. Sie ist die absolute Number One in meinem Leben. Dann mache ich seit vielen Jahren Fitness beziehungsweise hebe Gewichte – erstens, weil es mir Spass macht, zweitens, um meinen Rücken für die Arbeit zu stärken und drittens, weil ich einfach zu viel Energie habe, die raus muss. Das Training lege ich immer auf die Mittagszeit, damit ich abends mein Töchterchen länger geniessen kann, ehe sie ins Bett muss.
Foto: Brigitt Risch