
Die Rheinbrücke – eine verbindende Geschichte
Wo früher eine Fähre verkehrte, verbindet seit 1868 eine Brücke die Gemeinden Schaan und Buchs. Dem Brückenschlag war von Anfang an ein voller Erfolg beschieden, auch wenn im Laufe der ersten Jahrzehnte ihres Bestehens mehrere Anpassungen nötig waren und die Holzkonstruktion beim Hochwasser von 1927 zerstört wurde. Die Neugestaltung der Umgebung des Rheindenkmals, das an dieses Ereignis erinnert, ist ein Anlass, um auf den Brückenbau und die ersten verbindenden Jahre zurückzublicken.
Der Vertrag über den Brückenbau zwischen Schaan und Buchs datiert vom 25. August 1867. Damals beschlossen die beiden Ortschaften, dass es an der Zeit wäre, eine Brücke über den Rhein zu schlagen, wie dem Werdenberger Jahrbuch 1990 entnommen werden kann. Die Gesamtkosten des Bauwerkes wurden auf 28'000 Franken geschätzt, wovon Buchs 17'000 und Schaan 11'000 Franken übernehmen sollten. Für den Brückenunterhalt wurde zudem ein Fonds gebildet, der von Buchs mit 3600 Franken und von Schaan mit 2400 Franken dotiert wurde. Sollten die Erträge dieses Fonds zum Brückenerhalt nicht ausreichen, so trugen Schaan und Buchs die weiteren Kosten gemeinschaftlich zu gleichen Teilen. Die politische Gemeinde Buchs wurde von der Ortsgemeinde Buchs sowie von Privaten unterstützt. Und auch Schaan erhielt vom Land 10'000 Franken und von Privaten 505 Franken. Buchs und Schaan verpflichteten sich überdies zu unentgeltlichen Holzlieferungen, zur Erstellung der Widerlager (Brückenköpfe) sowie der Zufahrtswege. Mit der Ausführung des Baus wurde mit Vertrag vom 26. November 1867 Baumeister Johannes Schiesser und Sohn in Glarus beauftragt und bereits ein Jahr später, am 15. Mai 1868, konnte die Brücke dem Verkehr übergeben werden.
Ein amerikanischer Ingenieur stand Pate
Die Brücke war eine Holzkonstruktion nach dem System Howe, benannt nach dem US-amerikanischen Brückenbauingenieur William Howe. Er entwickelte ältere Brückentypen weiter und erhielt 1840 zwei Patente für seine Trägerkonstruktion. Bis dahin wurden Brücken ganz aus Holz gebaut. Holz ist billig und kann Druckkräfte gut aufnehmen, verträgt Zugkräfte aber schlecht, besonders an den Verbindungen. Deshalb nahm Howe Rundeisenstangen für die vertikalen Streben der Fachwerkbrücken, die mit Schraubmuttern gespannt wurden. Die diagonalen Druckstreben waren hingegen aus Holz. Bis zur Brückenmitte hin stiegen die Diagonalen an und konnten sich manchmal in den mittleren Feldern auch kreuzen. Der Träger wurde nach ihm Howeträger genannt. Brücken in dieser Bauart wurden hauptsächlich bis 1870, aber auch noch bis ins 20. Jahrhundert gebaut. Die Rheinbrücke Schaan-Buchs war nicht gedeckt, aber auf beiden Seiten mit Dielenwänden versehen, was die Stabilität erhöhte. Sie hatte zwei gemauerte Widerlager und sieben Joche im Abstand von je 50 Fuss. Die Länge betrug 400 Fuss und die Breite 16 Fuss.
Querelen um die Brückenhöhe
Die Brücke war die erste, die wegen des Dammbaus gehoben werden musste. Denn nach der Überschwemmung von 1868 waren die Verantwortlichen in Liechtenstein und der Schweiz zur Ansicht gelangt, dass das frühere Doppelwuhrsystem keinen genügenden Schutz bot. Nach der Erhöhung der Wuhre zu Dämmen stellten die Brücken bei Hochwasser jedoch ein Sicherheitsrisiko dar, da sich dort das Wasser staute. Die Gemeinde Buchs weigerte sich vorerst, für die Kosten aufzukommen, die durch eine Anhebung der Brücke entstanden. Sie betrachtete die Notwendigkeit zur Hebung der Brücke als eine Folge der Rheinkorrektion und wollte den Kanton zahlen lassen. Der St. Galler Regierungsrat setzte darauf eine Frist und befahl schliesslich den Abbruch der bisherigen Brücke, als die Frist ungenutzt verstrichen war. Darauf war Buchs dann doch zu einer Hebung der Brücke um 6 Fuss und 8 Zoll auf das Niveau der Eisenbahnbrücke bereit. Schaan übernahm die Hälfte der Kosten, erhielt aber 1875, als die anderen Brücken ebenfalls gehoben werden mussten, 1000 Gulden vom liechtensteinischen Staat zurückerstattet. Gleichzeitig mit der Hebung der Brücke im Jahr 1872 wurde diese auch überdacht, womit die Unterhaltskosten gesenkt und die Haltbarkeit erhöht wurden. In den Jahren 1887/88 und 1902/03 wurde die Brücke gründlich überholt. Dazwischen wurde sie 1893 erneut um 1,50 Meter angehoben. Bei der Hochwasserkatastrophe vom 25. September 1927 wurde der westliche Teil der Brücke mitgerissen, der Grund für den Dammbruch war aber die weiter südlich gelegene Eisenbahnbrücke.
Bildnachweis: Privatarchiv Kurt Marxer / Foto: Paul Marxer 1929