
«Der Wochenmarkt hat sich zum beliebten Treffpunkt entwickelt»
Am 12. April geht es endlich los mit dem Wochenmarkt, der in diesem Jahr sein 15-Jahr-Jubiläum feiert. Bis im November gibt es wieder jeden Dienstagmorgen im Lindahof frische Produkte aus der Region zu entdecken. Fester Bestandteil dieses Erfolgsmodells ist Barbara Gritsch, die seit zwölf Jahren die Marktaufsicht innehat und für einen reibungslosen Ablauf sorgt.
1. Am 29. April 2008 fand der erste Wochenmarkt in Schaan statt, damals noch nicht unter deiner Leitung. Seither ist er nicht mehr aus dem Dorfleben wegzudenken. Du selbst bist bereits im zwölften Jahr dabei. Wie hat sich der Wochenmarkt in dieser Zeit verändert?
Insgesamt sind über die Jahre immer mehr Standbetreiber hinzugekommen, und auch die Besucherzahlen sind gestiegen. Mittlerweile kommen im Schnitt 200 bis 300 Personen pro Woche auf den Markt, wobei der Grossteil in Schaan wohnt. Ein eher neuer Trend seit einigen Jahren ist es, dass einige Anbieter nicht regelmässig ausstellen, sondern ihre Produkte nur ein- oder zweimal im Jahr präsentieren wollen. Ausserdem hat sich der Wochenmarkt mittlerweile zu einem echten Treffpunkt für Jung und Alt entwickelt. Man kennt sich, und wir haben eine Reihe von Stammgästen. Einige Gruppen treffen sich jeden Dienstag, um nach dem Einkaufen gemeinsam einen Kaffee zu trinken und ein bisschen zu quatschen. Dazu gehören Senioren ebenso wie Mütter mit ihren kleinen Kindern. Ein grosser Vorteil unseres Wochenmarkts ist natürlich, dass der Lindahof überdacht und windgeschützt ist. Er ist also bei jeder Witterung attraktiv.
2. Was hat dich dazu bewogen, die Marktaufsicht zu übernehmen und welche Aufgaben übernimmst du genau?
Angefragt hat mich damals eine Gemeinderätin. Der Wochenmarkt ist ja eine Initiative der Kulturkommission. Da meine Kinder zu jener Zeit noch klein waren, war ich erst unsicher, ob ich alles unter einen Hut bringen kann und das Angebot annehmen soll. Mit der Unterstützung meines Mannes und seiner Eltern habe ich schliesslich zugesagt – und es nie bereut, denn die Arbeit macht mir nach wie vor riesengrossen Spass. Ich komme ursprünglich aus dem Gastgewerbe und war schon immer eine gesellige Person. Die Marktaufsicht ist eine schöne Abwechslung in meinem Alltag. Den grössten Aufwand habe ich sicherlich vor Eröffnung des Wochenmarkts, wenn ich alle Aussteller anschreibe und anschliessend die Einteilung mache, wer wann wo was ausstellen kann. So plane ich bereits im Vorfeld die ganze Saison durch. Dabei versuche ich natürlich so gut wie möglich, alle Wünsche zu berücksichtigen. Bisher haben wir noch immer für jeden eine Lösung gefunden. Wenn dann der Wochenmarkt losgeht, bin ich für den Betrieb des Cafés verantwortlich und damit so gut wie jeden Dienstag vor Ort. Ich freue mich schon darauf, endlich wieder die altbekannten Gesichter zu sehen.
3. Nach welchen Kriterien werden die Standbetreiber und die Produkte ausgewählt?
Ziel ist es, dass die Produkte «wochenmarkttauglich» sind – also, dass das angeboten wird, was man im Verlaufe der Woche so braucht. Dazu gehören beispielsweise Brot, Salat, Gemüse, Käse- und Fleischwaren. Die Regionalität und Frische sind natürlich zentral. Und ich achte darauf, dass nicht zwei Aussteller dasselbe anbieten, damit sie sich nicht konkurrenzieren. Zwischendurch darf es aber auch mal etwas für’s Herz geben, wie zum Beispiel bunte Blumensträusse oder andere schöne, «selbstgemachte» Dinge. Für Personen, die mit einem Produkt neu auf den Markt kommen, ist es eine gute Gelegenheit, sich und ihr Angebot vorzustellen. Auch für soziale Projekte bieten wir die Möglichkeit, auf diese Weise an die Öffentlichkeit zu treten. Insgesamt haben wir 14 Stände auf dem Wochenmarkt, plus den Bauernhof- und den Fischwagen. Neun Stände sind die ganze Marktsaison durch vergeben. Das bedeutet: Wir haben eigentlich stets Platz für Neues. Den Ausstellern kommt es entgegen, dass der Aufwand überschaubar ist. Sie müssen nur ihre Waren rechtzeitig vor Marktöffnung bringen. Der Stand selbst wird vom Werkhof aufgebaut und steht ihnen kostenlos zur Verfügung.
4. In zwölf Jahren erlebt man sicher einiges. Erzählst du uns eines deiner schönsten Erlebnisse in Zusammenhang mit dem Wochenmarkt?
Da gibt es viele wunderbare Momente. Am meisten freue ich mich, wenn ich in den Wintermonaten Leute antreffe, die mir sagen, dass ihnen der Wochenmarkt fehlt und sie sich schon riesig darauf freuen, wenn es bald wieder losgeht. Das zeigt mir, dass wir einiges richtig machen und der Markt sich zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft entwickelt hat.
5. Wenn du einen Ausblick auf die Zukunft des Schaaner Wochenmarkts wagst: Wohin soll die Reise gehen?
Vom Angebot her finde ich den Wochenmarkt so wie er ist super! Da würde ich nichts ändern wollen. Für die Zukunft wünsche ich mir aber, dass noch mehr Liechtensteiner Standbetreiber ihre Produkte vor Ort präsentieren. Momentan haben wir viele Anbieter von der anderen Rheinseite. Es ist mir bewusst, dass für die drei Marktstunden Zeit und Personal investiert werden müssen. Aber wie uns unsere langjährigen Standbenutzer versichern, lohnt sich dieser Aufwand – und zwar nicht nur im Sinne des Absatzes, sondern vor allem auch, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dieser persönliche Kontakt, der in der heutigen Zeit oft zu kurz kommt, wird sehr geschätzt.
Foto: Brigitt Risch