
«Wir produzieren in und für Liechtenstein»
Der von der Stiftung «Lebenswertes Liechtenstein» initiierte neue Verein «Feldfreunde» setzt sich für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung und der Landwirtschaft ein. Mit von der Partie sind mit grossem Enthusiasmus auch zwei Schaaner Bio-Bauern: Samuel Schierscher und Georg Frick.
Die Mitglieder des Vereins Feldfreunde sind überzeugt, dass die Ernährung bei der Bewältigung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen eine Schlüsselrolle spielt. Und sie wünschen sich eine Welt, in der die Liebe zur Umwelt durch den Magen geht. Orientiert an der Agrarökologie haben sie ein Konzept für eine nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft ausgearbeitet, das Liechtenstein den Weg in eine zukunftsorientierte Lebensweise zeigen soll. Dabei steht der respektvolle Umgang mit der Umwelt im Mittelpunkt – und natürlich die Vernetzung aller beteiligten Akteure.
Landwirtschaft spielt Schlüsselrolle
Dass die Vision von einer nachhaltigen Ernährung nur umsetzbar ist, wenn die Landwirte am gleichen Strick ziehen, liegt auf der Hand. Schliesslich sind sie es, die im Endeffekt unsere Teller füllen. Mittlerweile haben sich acht Liechtensteiner Betriebe dem Bionetz des Vereins Feldfreunde angeschlossen. Dazu gehören auch zwei Schaaner Landwirte: Samuel Schierscher, der sich mit seinem Demeter-Betrieb Auhof sowohl im Bereich Ackerbau als auch beim Projekt «Weiderind» beteiligt sowie Georg Frick vom Weidriethof, der auf seinem Ackerfeld mittlerweile die meisten Getreidesorten anbaut – nämlich zehn an der Zahl.
«Ich finde den Ansatz der Feldfreunde gut, Produkte in Liechtenstein herzustellen und diese dann auch auf den Liechtensteiner Markt zu bringen», erklärt Georg Frick seine Motivation, sich für den Verein zu engagieren. «Schon länger strebe ich danach, mehr in Richtung Direktvermarktung zu gehen und die Regionalität zu fördern. Warum Getreide importieren, wenn wir es auch selbst anbauen können?» Eine Ansicht, die Samuel Schierscher mit ihm teilt: «Wir arbeiten an einem sehr spannenden Projekt. Unser Ziel ist es, dass die Wertschöpfung im Land bleibt. Wir produzieren in und für Liechtenstein. Davon profitieren alle – Produzenten, Verarbeiter, Händler und Konsumenten.»
Sortenvielfalt im Zentrum des Ackerbaus
Im Bereich Ackerbau setzt sich der Verein Feldfreunde dafür ein, dass möglichst viele Sorten auf den Feldern angebaut werden. Denn je mehr Sorten die Landwirtschaft produziert, desto grösser wird die Unabhängigkeit von Importprodukten und desto variantenreicher sind letztlich die Nahrungsmittel. Beide Schaaner Bauern haben im Herbst bereits diverse Getreidesorten angebaut. Mit zehn Brotgetreidesorten auf einem Ackerfeld hält Georg Frick allerdings den landesweiten Rekord.
Der Mehraufwand für die Aussaat der zehn Sorten lag bei rund einem Tag. Aber er hat sich gelohnt. Denn wie auch eine Expertenbegutachtung ergeben hat, gedeiht alles wunderbar. Ein Fakt, den Georg Frick nicht anders erwartet hätte: «Wir haben den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat gewählt und nur gutes Saatgut verwendet. Da kann eigentlich nichts schiefgehen.» Nun heisst es nur noch warten, bis in wenigen Wochen die Pflanzen den Boden durchbrechen und das Feld in bunten Farben erstrahlen lassen. «Das wird ein schöner Anblick sein», sagt der Bio-Bauer. «Eine solche Vielfalt auf einer Ackerfläche hat es in Liechtenstein bisher noch nie gegeben.»
Projekt «Weiderind» in Planung
Im Gegensatz zum Ackerbau befindet sich das Projekt «Weiderind» noch in der Detail-Ausarbeitung. Grundsätzlich geht es dabei um eine agrarökologische und tiergerechte Rinderhaltung. Milch und Fleisch sollen sowohl ethisch als auch ökologisch hergestellt werden. Gefüttert werden dürfen nur Gras und Heu; kein Kraftfutter, kein Soja und kein Mais. Und natürlich soll auch das Tierwohl bestmöglich garantiert sein. «Die Zielsetzung ist es, dass die Kälber bei Liechtensteiner Milchbauern geboren werden, dann mit zirka sechs Monaten zu uns auf den Mastbetrieb kommen und wir sie hier grossziehen, bis sie schliesslich auf dem Hof geschlachtet werden», erklärt Samuel Schierscher das Konzept. Damit die Tiere tatsächlich vom ersten bis zum letzten Tag ihres Lebens im Land bleiben können und ihnen der stressige Transport zum Metzger erspart bleibt, ist ein mobiles Schlachthaus angedacht, das von Hof zu Hof fährt.
Für Samuel Schierscher, der mit seinem Demeter-Betrieb bereits in der Vergangenheit höchste Ansprüche erfüllt hat, bedeutet das Engagement beim Verein Feldfreunde nur wenig Mehraufwand: «Der ist vernachlässigbar. Ich denke, dass wir teilnehmenden Landwirte eher davon profitieren, wenn unsere Produkte im Land bleiben und konsumiert werden.»
Vision für die Zukunft
Beide Biobauern träumen von einer besseren Welt und hoffen, dass sich weitere Landwirte an dem agrarökologischen Projekt beteiligen. «Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Bauern in Liechtenstein auf Bio umstellen und sich für den Verein engagieren», sagt Georg Frick. «Bio bringt so viele positive Aspekte mit sich. Wir können damit unsere natürlichen Lebensgrundlagen wie den Boden oder das Grundwasser schützen und zu mehr Artenvielfalt beitragen.» Eine Vision, die sein Berufskollege Samuel Schierscher zu 100 Prozent mitträgt. Denn diese Form der landwirtschaftlichen Produktionsweise trägt nicht nur zur Wertschöpfung bei, sondern auch zur Wertschätzung von Natur und Umwelt.
Fotos: Julian Konrad
Weitere Infos gibt es auf der Website der Feldfreunde
Hier gehts zur Reportage der Boden- und Pflanzensaatanalyse