Schaan bleibt Energiestadt – und visiert «Gold» an
Am 17. September hat die Labelkommission des Trägervereins Energiestadt der Gemeinde Schaan erneut das Label Energiestadt verliehen. Mit dem Erreichen von 74,2 Prozent aller Anforderungen ist die Gemeinde nur noch 0,8 Prozentpunkte vom Status «Gold» entfernt.
Ein Massnahmenkatalog mit mittlerweile 764 Punkten legt fest, wer sich Energiestadt nennen darf und wer nicht. Nur wer 50 Prozent aller Punkte erreicht, darf das begehrte Label tragen. Diese Ehre wurde der Gemeinde Schaan erstmals im Jahr 2007 zuteil – damals noch mit der Erlangung von 55 Prozent. Seither konnte sich die Gemeinde bei jedem der alle vier Jahre stattfindenden Re-Audits steigern. «Wir freuen uns sehr, dass die Labelkommission des Trägervereins Energiestadt unsere Bemühungen zur Effizienzsteigerung in der Gemeinde honoriert und wir in diesem Jahr erstmals 74,2 Prozent erreicht haben», sagt Gemeindevorsteher Daniel Hilti. «Damit sind wir nur noch einen kleinen Schritt vom Goldstatus entfernt. Auch wenn das letzte Stückchen Weg nicht einfach wird, ist es natürlich unser Ziel, beim nächsten Re-Audit Edelmetall zu holen.» Die Messlatte für das Erreichen dieses Ziels liegt bei 75 Prozent.
In drei Bereichen zugelegt
Insgesamt prüft und bewertet die Labelkommission des Trägervereins Energiestadt die Städte und Gemeinde jeweils in sechs Bereichen. (Grafik)
«Werden die Ergebnisse von den Re-Audits in den Jahren 2020 und 2024 verglichen, wird deutlich, dass Schaan sich in den vergangenen vier Jahren vor allem in den Bereichen Mobilität, Versorgung und Entsorgung sowie Kommunikation und Kooperation verbessert hat», erklärt Gerwin Frick von der Lenum AG. Der Energieberater der Gemeinde attestiert Schaan aber generell ein gutes Zeugnis: «Es gibt punktuelle Bereiche wie den Ausbau der Photovoltaik oder die Bemühungen rund um die Biodiversität inklusive der Massnahmen zur Vorbeugung des Klimahitzeeffekts, in denen Schaan überdurchschnittlich aktiv ist, viel geleistet hat und auch weiterhin leistet.»
Dennoch sieht Gerwin Frick auch Verbesserungspotenzial. Was in den vergangenen Jahren bezüglich Photovoltaik und Effizienzoptimierungen erreicht worden ist, sei insbesondere dem Engagement von zwei Mitarbeitern der Gemeindebauverwaltung anzurechnen. Allerdings fehle diesen Personen die Zeit, um das ganze Aufgabenspektrum des Labels Energiestadt abzudecken. «Deshalb würde Schaan eine interne Fachperson guttun, die sich bereichsübergreifend allen Themen widmet. Es braucht neben dem vorhandenen politischen Bekenntnis immer auch ‹Treiber›, die Zeit dafür haben und bereit sind, den nicht einfachen Weg gegen interne und externe Widerstände zu gehen.»
Der steinige Weg zu Gold
Dass die Gemeinde Schaan beim Re-Audit im Jahr 2028 den Gold-Status anvisiert, steht fest. Jedoch ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer abzuschätzen, ob das überhaupt möglich ist. Denn ab dem kommenden Jahr wird ein neuer Massnahmenkatalog eingeführt, der auch die für Goldstädte geforderte NettoNull-Analyse umfasst. «Der Katalog ist schlanker, dafür aber auch schärfer in der Bewertung», sagt Gerwin Frick. «Zwar hat sich auch Schaan das Ziel gesetzt, bis 2050 NettoNull zu erreichen, aber es gibt zwei Knackpunkte auf dem Weg zum Gold-Status.» Knackpunkte, die auch anderen Gemeinden und Städten Kopfzerbrechen bereiten werden. Einer davon ist das Schlüsselkriterium, dass in den vergangenen vier Jahren keine neuen fossilen Heizungen mehr installiert werden durften. «Mit dem Volks-Nein zum Verbot für fossile Heizungen werden wohl alle Liechtensteiner Energiestädte Mühe haben, dieses Kriterium zu erreichen. Eventuell lässt sich argumentieren, dass Schaan bereits alles Mögliche macht, um auch ohne Verbote den Bau von fossilen Heizungen zu verhindern.» Der zweite Knackpunkt betrifft das Kriterium, dass in Quartieren flächendeckend Tempo 30 eingeführt wird. «Die Einwohnerinnen und Einwohner von Schaan haben dagegen gestimmt. Das könnte für die Gemeinde zu einem K.o.-Kriterium für den Gold-Status werden.» Es bleibt abzuwarten, wie viel mit guter Argumentation erreicht werden kann. Was jedenfalls heute schon sicher ist: Gold hin oder her. Das Thema Energie wird für die Gemeinde weiterhin höchste Priorität behalten.
Foto: Eddy Risch