Teil 12: Schaaner Flurnamen – ausgestorbene Begriffe
Die regionale Namenwelt ist eine reiche Quelle sprach- und volkskundlicher, geschichtlicher, und landschaftsbezogener Erkenntnisse. Das Namenbuch hat diesen Wissensschatz konserviert. Auf dem SchaanBlog werden einige der mehreren Hundert Schaaner Flurnamen vorgestellt. Der zwölfte und letzte Teil der Serie widmet sich den früheren Namen, die heute nicht mehr gebräuchlich sind.
Langen Mamat
Im Gebiet Wesa zu verorten.
Der Name rührt her von Langgezogenes Mannmahd. Dies wiederum bezieht sich auf ein Gut, das so viel Wiesenfläche umfasst, wie ein Mann innerhalb eines Tages abmähen kann. Als Flächenmass entspricht der heute unbekannte Begriff ungefähr einem Joch mit rund 2500 Quadratmetern.
Lindau
Ehemaliger Dorfteil südlich des Lindaranks.
Der Name scheint in den Quellen nur in der Ableitung Lindauer in der Zusammensetzung Lindauer Dorfteil auf. Die Bezeichnung stammte entweder vom Auenland bei der Linde oder es handelt sich bei Auer um eine früher teils geläufige Bezeichnung für den Bewohner eines Ortes, womit die Lindauer die Menschen gewesen wären, die nahe der Linde wohnten.
Ruina
Wohl auf der Alp Vordervalorsch gelegen, südlich am Grosstobel.
Vielleicht stammt der Flurname vom alträtoromanischen Wort rovina für Rüfe oder Geröllhalde. Möglicherweise bezieht sich der Begriff aber auch auf eine Ruine im heutigen Sprachgebrauch, wobei im Vordervalorsch keine solche bekannt ist, oder auf eine Felsformation, die einer Ruine ähnlichsah.
Sauzepfel
Vermutlich Weide auf der Alp Guschg.
Spitz auslaufendes Gebiet, in dem Schweine weiden.
Scheidgraben
Graben an der Gemeindegrenze zu Vaduz.
Der Flurname Scheidgraben bzw. Scheidgraba existiert zwar noch für den Bach, der in weiten Teilen die Grenze zwischen dem Ober- und dem Unterland markiert. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts
wurde der Begriff offenbar auch für einen Grenzgraben zwischen Schaan und Vaduz genutzt.
Schelmengasse
Im Gebiet Gapetsch (Foto).
Der Name könnte von Schelmen im heutigen Sprachgebrauch stammen und sich auf einen Ort beziehen, an dem Schelme oder Diebe wohnten oder verkehrten. Mundartlich kann Schelm jedoch auch
Tierkadaver bedeuten und damit auf einen Weg Bezug nehmen, der zum Schindplatz führte, wo die verendeten Tiere vergraben wurden.
St. Lorenzengasse und St. Petersgasse
Im Gebiet Specki und örtlich identisch mit der heutigen Obergass.
Die beiden Gassen befanden sich nahe der beiden Kirchen St. Laurentius, also der alten Pfarrkirche beim Friedhof, und St. Peter. Sie nehmen ausserdem Bezug auf die beiden alten Dorfteile St. Lorenz
im Norden und St. Peter im Süden.
Welschenäckerle
Im Gebiet Bofel.
Es handelte sich um einen kleinen Acker, der einer Person gehörte, die Welsch genannt wurde. Als Welsch wurden im deutschen Sprachraum verschiedene romanische Sprachgebiete bezeichnet. Der
Besitzer des Ackers könnte dort beispielsweise als Söldner Kriegsdienst geleistet haben. «Wälschen» wurde aber auch als Verb benutzt. Es bezog sich zunächst auf jemanden, der sich einer welschen
Sprache bediente und später auf Zeitgenossen, die unverständlich, also undeutlich sprachen. Der Acker könnte also auch jemandem gehört haben, der nuschelte.
Foto: Brigitt Risch