Teil 11: Schaaner Flurnamen – ausgestorbene Begriffe
Die regionale Namenwelt ist eine reiche Quelle sprach- und volkskundlicher, geschichtlicher, und landschaftsbezogener Erkenntnisse. Das Namenbuch hat diesen Wissensschatz konserviert. Der SchaanBlog stellt einige besondere von mehreren Hundert Schaaner Flurnamen vor. Der elfte Teil der Serie widmet sich früheren Flurnamen, die heute nicht mehr gebräuchlich sind.
Buxerau
Im Gebiet Äule/Wesa, vermutlich örtlich identisch mit Schwizerwesa.
Es handelte sich um einen zu Buchs gehörigen Teil des Aulandes. Der Name weist auf den geschichtlichen Umstand hin, dass die Dörfer beidseits des Rheins vor der montfortisch-werdenbergischen Teilung um (1230/40) in den gleichen Herrschaftsbereich gehörten. Es ist anzunehmen, dass die Talallmende damals noch ungeteilt war und die spätere Trennung der Dörfer da und dort zu einer Gebietsteilung führte, die mit Rücksicht auf den unstet mäandrierenden Rhein später wieder revidiert werden musste. Der Name stammt entweder aus einer Zeit da der Rhein noch keine Grenze bildete, oder eher aus einem späteren Zeitabschnitt vor dem 16. Jahrhundert, als der damalige Flusslauf das fragliche Gebiet den Buchsern zuschlug.
Edelweisse
Möglichweise im Gebiet Quader gelegen.
Der Name könnte von einer Weinsortenbezeichnung herrühren, die in der Literatur für Feldkirch bezeugt ist. Dort heisst es: «Als beliebteste Sorten galten die Elbelen (höchste Erträge), die Edelweissen (beste Qualität) und die roten Burgauer». In der Schweiz ist die Sorte nicht bekannt, in Schaan wurde sie aber vielleicht angebaut.
Früemessbünt
Nicht sicher lokalisierbar, vermutlich im oder beim Gebiet Ganser/Fetzer gelegen.
Der Name bezieht sich auf eine Eingezäunte Wiese, die zur Pfrund des Frühmesspriesters gehörte, also jenes Kaplans, der die Frühmesse las.
Gallenpfrund
Wohl im Gebiet Bofel zu verorten.
Es handelte sich um einen zur Pfrund des Klosters St. Gallen gehörigen Grund. Dieses Kloster besass einen Hof in Eschen und offenbar einen Boden in Schaan.
Gofel
Im Gebiet Quader gelegen.
Der Begriff stammt vom rätoromanischen Wort cuvel für Höhle oder Unterschlupf unter vorspringenden Felsen, unter dem die Hirten und Weidetiere bei Unwetter Schutz suchten. Als Flurname ist Gofel oder eine Abwandlung davon häufig anzutreffen, besonders zur Bezeichnung von Felswänden Gülle Könnte sich im Gapetsch befunden haben. Der Name rührt vom alemannischen Begriff Gülle für Lache her und bezieht sich auf eine Stelle, an der sich bei Regen eine ebensolche bildete.
Heilig Strässle
Nicht lokalisierbar.
Denkbar ist, dass der Name als Synonym für die Kirchstrasse oder generell eine Strasse, die zur Kirche führte, verwendet wurde. Es könnte sich aber auch um ein Strässlein gehandelt haben, das an einem Bildstock oder an einer Kapelle vorbeiführte.
Heimweg
Im Gebiet Quader beim Gebiet Ganser gelegen.
Das mundartliche Heimweg bezieht sich auf den Weg, der von den Wohnstätten auf das umliegende Wies- und Weideland hinaus- beziehungsweise von dort zurückführt.
Hirschrüti
Bei den Schwabbrünna zu verorten.
Hirschrüti bezieht sich auf eine Rodung, auf der Hirse angebaut wurde. Hirsch ist die alte Form für Hirse, während das Tier Hirsch mundartlich Hirz hiess.
Kotloch
Möglicherweise im Siedlungsgebiet gelegen.
Kot war die mundartliche Bezeichnung für Humus, womit es sich beim Kotloch um eine humusreiche Vertiefung handelte.
Foto: Brigitt Risch