«Mein Herz schlägt für die Rasenpflege»
Die Sportanlage Rheinwiese ohne ihn ist kaum vorstellbar: Platzwart Martin Heeb sorgt seit mittlerweile 33 Jahren für beste Bedingungen auf den Fussballfeldern und der Leichtathletikanlage. Als ehemaliger Fussball-Nationalspieler und heute noch begeisterter Sportler weiss er genau, auf was es dabei zu achten gilt. Fünf Fragen an einen Mann, der für seine Arbeit und den Sport brennt.
1. Du bist Teil einer echten Fussballerfamilie. Dein Vater Hans Heeb war Goalie in der 1. Mannschaft des FC Schaan, du selbst spieltest sogar in der Nationalmannschaft, und auch dein Sohn war Goalie beim FC Schaan und in der LFV-Auswahl. Ist es Zufall, dass ein eingefleischter Fussballer wie du seit über 30 Jahren Platzwart auf der Sportanlage Rheinweise arbeitet?
Reiner Zufall war es wohl nicht. Ursprünglich habe ich Möbelschreiner gelernt. Nach dem Lehrabschluss wollte ich jedoch mehr Zeit in den Sport investieren, da mich der Profifussball gereizt hat. Mein Plan war es, bei der Arbeit auf 50 Prozent zu reduzieren. Im Beruf des Möbelschreiners war dies sehr schwierig, weshalb ich mich bei der Gemeinde Schaan beworben habe. Diese suchte damals eine Person in Teilzeit-Anstellung, die dem Platzwart unter die Arme greift. Die Sportanlage Rheinwiese war kurz zuvor ausgebaut worden und es gab viel zu tun. Neue Plätze sind immer aufwendiger im Unterhalt. Zu meinem Glück fiel die Entscheidung auf mich. Der neue Job ermöglichte es mir, die Goali-Schule in Zürich zu besuchen und mit der liechtensteinischen Fussballnationalmannschaft zu trainieren. Der Wendepunkt kam dann zirka eineinhalb Jahre später, als der Platzwart seine Kündigung einreichte. Weil mir die Arbeit auf der Rheinwiese sehr gefallen hat, und auch aus einem gewissen Sicherheitsbedürfnis heraus, habe ich mich schliesslich für die offene Stelle beworben – und prompt die Zusage erhalten. Das hat mich überrascht, da ich mit meinen knapp über 20 Jahren noch sehr jung war. Aber die Freude war riesengross, und der Entscheid zwischen Job und Profikarriere war damit gefallen. Durch den höheren Arbeitsaufwand war letztere natürlich beendet, auch wenn ich hobbymässig weiterhin intensiv Fussball gespielt habe.
2. Hast du es jemals bereut, nicht auf die Profikarte im Fussball gesetzt zu haben?
Niemals. Es war die absolut richtige Entscheidung. Wenn du im Profisport erfolgreich sein willst, muss schon alles sensationell gut zusammenpassen. Das ist immer ein Risiko. Und ich bin so erzogen worden, dass Sicherheit ein wichtiger Aspekt im Leben ist. Noch heute bin ich der Gemeinde sehr dankbar, dass sie mir damals diese Chance gegeben und an mich geglaubt hat. Sie ist ein super Arbeitgeber. Ausserdem gefällt mir meine Arbeit nach wie vor sehr gut. Ich liebe es, bei Wind und Wetter draussen zu arbeiten.
3. Haben sich deine Aufgaben als Platzwart auf der Rheinwiese im Lauf der Jahre verändert?
Natürlich ist die Materie die gleiche geblieben. Grundsätzlich muss ein Platzwart die Anlage in Schuss halten und für deren Unterhalt sorgen. Aber im Vergleich zu früher ist die Rheinwiese – und mit ihr das Arbeitspensum – enorm gewachsen. Zudem gibt es immer wieder Weiterentwicklungen, neue Erkenntnisse und technische Fortschritte, die meine Arbeit beeinflussen. Es ist beispielsweise spannend zu erleben, was mit neuen Bodenbearbeitungsmassnahmen erreicht werden kann. Die Rasenpflege ist sowieso mein Ding, da bilde ich mich gerne weiter. Dafür schlägt mein Herz. Gleich geblieben ist hingegen die Abhängigkeit meines Jobs vom Betrieb, dem Wetter und den Jahreszeiten. In der warmen Jahreszeit gibt es immer viel zu tun, und Überstunden sind an der Tagesordnung, während sich mein Pensum im Winter in erster Linie auf den Trainingsbetrieb auf dem Kunstrasen und der Runbahn sowie das Schneeräumen beschränkt. Dann baue ich Stunden ab oder unterstütze den Werkhof bei den Räumungsarbeiten auf der Strasse. Gespannt bin ich auf den Bau des neuen Sportkompetenzzentrums des Liechtensteiner Fussballverbands. Das Projekt wird für meine Arbeit sicher grosse Veränderungen mit sich bringen. Ich finde es eine super Sache, dass das Zentrum auf unserer Anlage entsteht. Ich bin überzeugt, dass alle Beteiligten davon profitieren werden.
4. Als Platzwart kommt man viel in Kontakt mit Sportlerinnen und Sportlern. Erzählst du uns in diesem Zusammenhang ein besonders erinnerungswürdiges Erlebnis aus deinem Arbeitsalltag?
Ein einzelnes Ereignis herauszupicken, fällt mir schwer. Generell kann ich aber sagen: Auch wenn ich die Motivation für meine Arbeit in der Arbeit selbst finde – einfach, weil ich sie gern ausübe – ist es doch schön, hie und da auch mal ein Lob zu hören. So freue ich mich sehr, wenn meine Arbeit wertgeschätzt wird und mir jemand sagt, dass die Plätze super in Schuss sind. An dieser Stelle möchte ich aber auch anfügen, dass ich es ebenso schätze, wenn man mit Kritik direkt zu mir kommt. Das Gespräch ist wichtig, damit ich meine Arbeit zur Zufriedenheit aller erledigen kann.
5. Wo schaltest du von der Arbeit ab? Bist du immer noch dem Fussball verfallen?
Ich war dem Fussball noch nie so fern, wie ich es heute bin. Noch vor wenigen Jahren hätte ich nicht gedacht, dass dies in dieser Form überhaupt möglich ist. Mein letztes Spiel absolvierte ich 2009, und seither stand ich nie mehr auf dem Platz. Anschliessend war ich noch einige Jahre Torhüter-Trainer beim LFV. Nach dem vielen Training, das mich fast mein Leben lang begleitet hat, kam plötzlich der Punkt, an dem ich vom Fussball gesättigt war. Heute schaue ich zwar noch manchmal die grossen Spiele im Fernsehen, aber das wars. Wer jedoch so lange intensiv Sport betrieben hat wie ich, kann natürlich nicht ohne. So bin ich seit einigen Jahren begeisterter Mountainbiker. Ich liebe es, mit meiner Frau oder mit meiner Clique auf zwei Rädern in den Bergen unterwegs zu sein. Und im Winter – wenn der Schnee das Biken verunmöglicht – schnalle ich mir gerne die Schneeschuhe an. Natürlich gehe ich immer noch gerne an meine Grenzen, so bin halt ich. Wenn ich was mache, dann mit ganzem Herzen und voller Power, im Job wie im Sport.
Fotos: Brigitt Risch