
«Ich stand auf den Skiern, bevor ich gehen konnte»
Die Gemeinde hat einen neuen Betreuer für ihren Kleinschlepplift Tschagäl: Er heisst Jürg Schwengeler, ist gebürtiger Bündner und wohnt seit bald 45 Jahren in Balzers. Was den 67-Jährigen bewegt hat, die Verantwortung für den Traditionslift in Schaan zu übernehmen, und wofür sein Herz schlägt, erzählt er im Interview.
1. Jürg, was hat dich gereizt, die Betreuung des Skilifts Tschagäl zu übernehmen?
Ich glaube, für diesen Job ist es nicht wichtig, dass man in Schaan wohnt. Wichtig ist vor allem, dass man Freude am Wintersport und am Kontakt mit Menschen hat – und das habe ich. Ausserdem braucht es ein technisches Grundwissen, über das ich als gelernter Maschinenmechaniker und Werkzeugmacher verfüge. Als ich noch berufstätig war, spielte ich bereits mit dem Gedanken, in meiner Pension «Liftler» zu werden. Das Problem ist nur, dass man dabei in der Regel die ganze Saison über im Einsatz ist. Meine Frau hätte da weniger Freude. Der Skilift Tschagäl ist der perfekte Kompromiss. Er läuft ja nur bei entsprechenden Schneeverhältnissen, die auf dieser Höhenlage mittlerweile doch selten anzutreffen sind. Ich kann also Liftler sein, habe aber dennoch genug Freizeit. Als ich die ausgeschriebene Stelle in der Zeitung gesehen habe, versuchte ich also mein Glück und erhielt den Job. Nun warte ich nur noch auf den Schnee, damit ich endlich loslegen kann.
2. Zwar arbeitet der Liftbetreuer des Tschagäl meist nur wenige Tage im Jahr, dennoch bindet die Verantwortung. Denn man muss ständig einsatzbereit sein. Hat es dich nicht abgeschreckt, dass Ferien im Winter für dich fortan tabu sind?
Überhaupt nicht. Wenn ich im Winter wegfahre, dann höchstens für ein, zwei Tage. So lange voraus lässt es sich abschätzen, ob es schneit oder nicht. Und wenn die Bedingungen für eine Öffnung des Skilifts stimmen, bin ich mit dem Bus schnell vor Ort. Über diese Flexibilität verfüge ich, und ich freue mich über jeden Einsatz.
3. Du hast deine Freude am Wintersport erwähnt. Waren die Berge schon immer deine Passion?
Seit ich denken kann. Ich bin in Chur aufgewachsen, und man könnte fast sagen, dass ich auf den Skiern stand, bevor ich gehen konnte (lacht). Diese Leidenschaft hat sich auch nicht geändert, als ich 1979 nach Liechtenstein zog. Seit einigen Jahren bin ich zudem im Liechtensteiner Alpenverein aktiv. Im Winter freue ich mich auf Skitouren. Jeweils am Donnerstag bin ich mit der LAV-Wandergruppe unterwegs. Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein, und geniesse die Ruhe in den Bergen. Wenn ich oben auf einem Gipfel stehe, raubt mir die Aussicht jedes Mal aufs Neue den Atem. Dieser Blick in die Weite verdeutlicht einem die eigene Kleinheit. Das Leben im Tal verblasst dabei zusehends.
4. Du bist ein sehr aktiver Pensionist. Neben deinem Engagement beim Liechtensteiner Alpenverein bist du seit vielen Jahren Vorstandmitglied im Männergesangsverein Balzers. Kommst du auch mal zur Ruhe?
Meine Aktivitäten haben mit Unruhe nicht viel zu tun – mehr mit der Freude, etwas zu tun. Alt fühle ich mich nicht. Im Gesangsverein bin ich schon viele Jahre. Es ist schön, beim Anstimmen von Liedern die Gemeinschaft zu spüren. Ich habe aber noch mehr Hobbys. Zum Beispiel bastle ich sehr gerne. Ich baue Vogelhäuser, verschiede Dekorationen oder auch nützliche Dinge wie Besteckschubladen. Dann arbeite ich oft draussen. Wir wohnen in einem alten Haus mit Stall, das von einem grossen Garten umgeben ist. Da gibt es immer viel zu tun, vom Blumen pflegen bis hin zum Anbau von eigenem Gemüse. Im Garten lebt auch unsere Schildkröte Nasia. Sie hat ein 40 Quadratmeter grosses Gehege, und wenn ich dabei bin, darf sie auch die Aussenwelt erkunden. Sie strahlt eine enorme Ruhe aus, kann aber sehr schnell sein, wenn es darauf ankommt. Von ihr könnte sich so mancher Mensch eine Scheibe abschneiden (schmunzelt). Und nicht zuletzt liebe ich es, gemeinsam mit meiner Frau zu reisen. Wir besuchten schon viele Ziele wie Thailand, Südafrika, USA, Kanada, Island. Es fasziniert mich, andere Länder und Sitten kennenzulernen. Das erweitert den eigenen Horizont.
5. Hast du bereits konkrete Pläne und Ideen, wie du dem Tschagäl-Lift deine persönliche Note verleihen willst, wenn Frau Holle dann mal aus ihrem Tiefschlaf erwacht?
Ideen habe ich einige, aber ich muss erst abchecken, was möglich ist. Grundsätzlich liegt es mir am Herzen, den Lift familienfreundlich und gemütlich zu gestalten. Zum Beispiel mit Sitzgelegenheiten für die Eltern oder auch dem Angebot eines heissen Punsches bei kalten Temperaturen. Für die Kinder fände ich es schön, wenn man Figürchen für die Piste hätte – zum Slalomfahren. Ich werde auch selbst Schanzen für noch mehr Pistenspass bauen. Und wenn an der Fasnacht die Schneeverhältnisse stimmen, werde ich natürlich verkleidet anzutreffen sein. Das Wichtigste für mich ist, für gute Stimmung bei Gross und Klein zu sorgen.
Wollt ihr mehr über den Schaaner Traditions-Schlepplift erfahren? Dann ab zum Blog-Beitrag Tschagäl – ein Skilift mit Charme