
«Ich brenne für meine Ideen»
Die Vielseitigkeit von Simon Egger auf wenige Zeilen herunterzubrechen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. In jungen Jahren hat er Jugendaustauschprojekte organisiert, dann Kunst studiert, Musik gemacht, war mit einem Künstlerstipendium in Berlin unterwegs, ist Präsident des Vereins Neuraum, hat Projekte wie den Free-Velo-Point initiiert und steht aktuell kurz vor seinem Master in Architektur. Für eine Saison nimmt er sich nun eine Auszeit vom Studium und leitet den Abenteuerspielplatz Dräggspatz.
1. Da Leiterin Lukrezia Gassner in Mutterschaftsurlaub ist, trägst du für die kommenden Monate die Verantwortung auf dem Abenteuerspielplatz Dräggspatz. Was zeichnet dich für die Arbeit mit Kindern aus?
Ich habe schon früher in der Kunstvermittlung mit Kindern gearbeitet und bin seit mehreren Jahren in die Projektwochen auf dem Dräggspatz involviert. Einige haben mich dort als Musiker mit Gitarre kennengelernt. Gerade kürzlich hat mich ein Junge angesprochen: «Du bist doch der mit dem Puddinglied!» Diesen Song habe ich mal spontan kreiert, als es Pudding gab. (lacht) Auch kleinere Filmprojekte habe ich mit den Kindern schon umgesetzt. Ich glaube, sie haben Spass mit mir. Und ich selbst empfinde die Arbeit mit den Kindern und den Dräggspatz als sehr inspirierend. Einerseits ist es meine Aufgabe, die Kinder in ihrem Tun zu begleiten, andererseits fühle ich mich wie eine Art «Assistent» von ihnen, der sie bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützt. Das ist spannend. Ich freue mich darauf, eine Semesterpause einzulegen und in diese bunte Welt einzutauchen.
2. Du hast ein Flair für Kunst, Musik und Architektur und setzt sich seit vielen Jahren für Themen wie Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit ein. Denkst du, du kannst den Kindern etwas Bleibendes mit auf den Weg geben?
Ich hoffe, dass ich die Kinder mit meiner Begeisterung für Kunst, Kultur, Musik und Natur anstecken kann. Ich möchte ihnen die Augen für das Schöne im Kleinen öffnen. Sie sollen Freude daran haben, Neues auszuprobieren, verschiedene Facetten von Kunst kennenzulernen und sich selbst gestalterisch auszuleben. In Kindern steckt ein enormes kreatives Potenzial. Vielleicht kann ich ihnen auch beim Bau von Hütten ein paar Architektur-Skills vermitteln. Es macht mir Freude, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Einmal habe ich versucht, Kindern das Drehmoment zu erklären. Das war nicht ganz einfach, aber für alle Beteiligten ziemlich lustig. (lacht)
3. Gibt es für die anstehende Dräggspatz-Saison schon konkrete Projekte, die du umsetzen möchtest?
Da ich nur für eine Saison einspringe, möchte ich den Dräggspatz so leiten, wie es Lukrezia geplant hat. Ein Projekt wird die Instandsetzung des Fahrzeugparks sein. Er beinhaltet diverse Vehikel wie Fahrräder und Anhänger, die teilweise kaputt sind. Die Kinder und ich werden prüfen, was wir reparieren können und wo wir etwas neu zusammenbauen müssen. Da ich den Free-Velo-Point mitinitiiert habe, habe ich glücklicherweise Erfahrung mit Reparaturarbeiten. Zudem möchte ich die Kletterwand auf dem Abenteuerspielplatz wieder mehr beleben. Und im Herbst biete ich in der Projektwoche mit einem Freund einen Workshop im Instrumentenbau an. Grundsätzlich ist es das wichtigste, dass die Kinder die Möglichkeiten des Abenteuerspielplatzes Dräggspatz nutzen und wir gemeinsam eine gute Zeit erleben.
4. Und wie geht es ab Oktober für dich weiter, wenn der Dräggspatz in Winterruhe geht?
Dann steht der Abschluss meiner Masterarbeit in Architektur an. Was danach kommt, weiss ich noch nicht genau. Da gibt es einige Ideen. Einerseits möchte ich Berufserfahrung als Architekt sammeln, andererseits zieht es mich ins Ausland. Langfristig würde es mich sehr reizen, im universitären Bereich zu arbeiten. Ich finde die internationale Atmosphäre auf dem Campus erfrischend und liebe es, von der Neugierde und Experimentierfreude der Studierenden umgeben zu sein. Ich stelle es mir toll vor, sie auf ihrer Suche und ihrem Weg zu begleiten.
5. Menschen wie du stürzen sich immer mit Herz und Seele in die Umsetzung ihrer Projekte. Wo tankst du persönlich Energie?
Meine Energiequelle sind tatsächlich meine Ideen. Sie sind es, die mich täglich motivieren und antreiben. Dafür brenne ich! Ich denke, in dieser Hinsicht bin ich durch und durch Idealist. Ich liebe es, gemeinsam mit anderen – im Team – etwas zu erschaffen, bestenfalls etwas Nachhaltiges. Das treibt mich immer wieder aufs Neue an.
Foto: Brigitt Risch