
«Ein klarer Kopf ist das A und O»
Ihr sonniges Lächeln ist ihr Markenzeichen. Stefanie Verling ist Mitarbeiterin der Bauverwaltung und Vertreterin von Schaan bei den FOG – den Führungsorganen der Gemeinden Liechtensteins. Dabei handelt es sich um einen zivilen Krisenstab, der bei Katastrophen und Notlagen zum Zuge kommt. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, für die Stefanie mit ihrer gewissenhaften Art wie geschaffen ist.
1. Als Vertreterin der Gemeinde im FOG musst du in kritischen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Bist du tatsächlich so eine «coole Socke»?
Cool? Ich glaube nicht, dass ich das bin. Ich kann auch mal explodieren, wenn mir was gegen den Strich geht. Da muss man nur meine Familie und Freunde fragen (lacht) … Aber wahrscheinlich bin ich schon der überlegte Typ, wenn es drauf ankommt. Das kommt wohl daher, dass ich in einem Umfeld mit Feuerwehrmänner aufgewachsen bin. Mein Papa und Götti bis hin zu meinem Cousin und Onkel sind alle bei der Feuerwehr. Da habe ich von klein auf einige brenzlige Situationen mitbekommen. Und ich habe gelernt, dass Hektik in solchen Momenten nichts bringt. Ein klarer Kopf ist das A und O. Aber natürlich ist jede Situation neu – und man weiss nie, wie man wirklich reagiert, wenn zum Beispiel die eigene Familie betroffen wäre.
2. Was genau ist deine Aufgabe, wenn es zu einer Notlage kommt – zum Beispiel ausgelöst durch eine Naturkatastrophe?
Meine, beziehungsweise unsere Hauptaufgabe besteht darin, zuzuarbeiten. Tritt eine Notlage ein, werde ich zuallererst mit den anderen Gemeindevertretern den Führungsraum einrichten. So kann, wenn der Führungsstab eintrifft, gleich gearbeitet und eine erste Lagebeurteilung durchgeführt werden. Anschliessend sind wir für die Verarbeitung der Infos zuständig, erneuern die Lagewände mit der Ereignis Übersicht und achten darauf, dass alles Benötigte zur Hand ist. Ich persönlich sorge auch immer dafür, dass alle gut versorgt sind. Essen und Trinken sind gerade in Stresssituationen wichtig. Ich kenne das von mir selbst. Die Snickers Werbung «Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist», trifft voll auf mich zu. (lacht)
3. Die FOG ist auch in Corona-Zeiten im Einsatz gewesen und hat die Organisation der Corona-Hilfe sowie die Vergabe der Impftermine übernommen. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Es war eine intensive und anstrengende Zeit, aber auch eine sehr lehrreiche. Der Grossteil der Bevölkerung weiss gar nicht, dass die FOG von den damaligen Initianten der «Corona Hilfe Liechtenstein» die Aufgabe übernommen hat, die Hilfsangebote zu koordinieren und zu organisieren. Wir wurden alle ins kalte Wasser geworfen. Die zivilen Führungsstäbe arbeiten ja erst seit 2019 operativ, und wir hatten gerade mal die ersten Kurse absolviert. Unter diesen Umständen haben wir aber einen tollen Job gemacht. Als FOG können wir die gemachten Erfahrungen sicher für die Zukunft nutzen. Die Technik, um von heute auf morgen ein Hilfsportal aufzuschalten, steht jetzt. Und mit der Hotline konnten wir den Einwohnern ein wenig Sicherheit in einer doch sehr unsicheren Zeit geben. Für mich persönlich war aber die Vergabe der Impftermine bis zum Jahrgang 1949 eindeutig am intensivsten. Da sagte ich am Telefon fünf Tage lang für jeweils neun Stunden ununterbrochen dasselbe. Die Dankbarkeit der Menschen am anderen Ende der Leitung entschädigte aber für vieles.
4. Keine einfache Aufgabe, den ganzen Tag nur «Corona» zu hören. Konntest du abends abschalten?
Nicht immer … Eine lustige Situation war, als ich meinem Freund unbedingt einen Impftermin andrehen wollte – im Traum! Offenbar habe ich im Schlaf lautstark mit ihm darüber diskutiert. (lacht)
5. Wenn du deiner Abteilung, der Bauverwaltung, einen Song widmen würdest – welcher wäre das und warum?
«Nur kurz die Welt retten» von Tim Bendzko. Bei uns auf der Bauverwaltung läufts manchmal wirklich rund. Wenn die Mitarbeitenden draussen sind, um die «Welt zu retten», beziehungsweise sich um die verschiedenen Anliegen vor Ort zu kümmern, häufen sich drinnen gefühlt 148 Mails. Da kann es schon mal sein, dass die Zeit davonläuft. Von dem her finde ich den Song eigentlich ganz passend. (lacht)
Bildnachweis: Brigitt Risch