«Ehrlichkeit berührt mich»
Ihr Gesicht kennt jeder, der schon einmal nach Informationen im Rathaus suchte: Seit 2018 begrüsst Melanie Falk die Besucherinnen und Besucher am Schalter der Einwohnerkontrolle und Gemeindekasse. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gehören dabei zu ihren Markenzeichen – zwei Eigenschaften, die sie beruflich wie privat gleichermassen lebt.
1. Seit mittlerweile vier Jahren betreust du den Schalter im Rathaus und stehst den Besucherinnen und Besuchern mit Rat und Tat zur Seite. Hast du damals konkret nach einer Stelle gesucht, bei welcher der Kontakt mit Menschen zum Alltag gehört?
Das war mir tatsächlich wichtig. Ich schätze den Kontakt mit den Kunden und empfinde den Austausch mit Menschen als sehr bereichernd und abwechslungsreich. Aber natürlich merkt man auch bei der Gemeinde, dass die Digitalisierung von Jahr zu Jahr mehr fortschreitet. Vieles kann heute elektronisch erledigt werden, wofür die Leute früher noch persönlich am Schalter vorbeikommen mussten. Jedoch schätzt es insbesondere die ältere Generation nach wie vor, wenn sie sich mit ihren Anliegen direkt an uns wenden kann. Das ist nach den Einschränkungen durch Corona noch deutlicher spürbar. Dieser persönliche Kontakt soll auch in Zukunft möglich bleiben.
2. Schalterbetreuung ist ein weiter Begriff. Welche Aufgaben fallen genau in deinen Verantwortungsbereich?
In unserem Team kann eigentlich jeder alles machen – das vereinfacht die Stellvertretung. Wir sind verantwortlich für die Einwohnerkontrolle – also das Führen des Einwohnerregisters, wie z.B. An- und Abmeldungen sowie Zivilstandesänderungen. Einen grossen Teil der Arbeit machen die Steuererklärungen aus. Dann gehören zu unseren Aufgaben das Fundbüro, der Verkauf der Gebührenmarken sowie die Buchhaltung der Gemeinde. Hinzu kommen die Subventionen der Bus-Abos und der Verkauf der Flexi-Cards, die nach wie vor sehr gut laufen.
3. Speziell im Kundenkontakt erlebt man sicher viele schöne, lustige aber auch nervenaufreibende Situationen. Magst du ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern?
Man kann sich vorstellen, dass insbesondere um die Abgabefrist für die Steuererklärungen nicht immer alle glücklich mit uns sind. Wir haben doch ziemlich tiefe Einblicke in die Lebensverhältnisse der Einwohnerinnen und Einwohner von Schaan. Diesbezüglich benötigt es schon ein gewisses Einfühlungsvermögen. Ich versuche stets, das Gegenüber zu verstehen, aber bei ihm auch Verständnis für die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen. Auf jeden Fall darf man sich nicht alles zu sehr zu Herzen nehmen, sonst nimmt man die Sorgen der Menschen mit nach Hause. Es gibt aber auch viele schöne Erlebnisse. Einmal hat eine Person im Fundbüro mehrere Hundert-Franken-Scheine abgegeben, die sie auf der Strasse gefunden hat. Der Besitzer war unglaublich glücklich darüber, da er das Geld extra für ein neues Hörgerät abgehoben hatte. So viel Ehrlichkeit berührt mich – da hätten viele Menschen anders gehandelt. Auch haben sich einige Kunden schon mit Schokolade oder einem Znüni für unsere Hilfsbereitschaft bedankt. Es freut mich natürlich, wenn unsere Arbeit geschätzt wird.
4. Du bist als Tochter eines Garagisten aufgewachsen. War es jemals eine Option, in den Familienbetrieb miteinzusteigen?
Das war durchaus mal ein Gedanke. Nach meiner Ausbildung im Treuhandbereich habe ich auch drei Jahre bei meinem Papa in der VW-Garage gearbeitet, die von meinem Grossvater aufgebaut worden ist. So bin ich immer mehr in das Berufsfeld hineingewachsen – auch wenn es als Frau manchmal schwierig ist, sich in diesem Metier Anerkennung zu verschaffen. Man muss sich durchsetzen können, denn man wird doch gerne belächelt – selbst wenn man mehr Ahnung von Autos hat als der Kunde selbst. (schmunzelt) Aufgrund verschiedener Umstände entschloss sich mein Vater damals aber, die Garage zu schliessen. Und im Nachhinein muss ich sagen, es war der richtige Zeitpunkt. Die Auflagen wurden immer strenger und wären nur zu stemmen gewesen, wenn wir gewisse Kompromisse eingegangen wären. Das wollten wir nicht. Was aus der Zeit aber geblieben ist, ist mein alter VW und natürlich die schönen Erinnerungen.
5. Wo trifft man dich in deiner Freizeit an?
Ein Grossteil meiner Freizeit gehört unserem Labrador-Mischling Balu. Mit ihm gehe ich morgens vor der Arbeit spazieren, am Mittag und dann nochmals am Abend. Er ist ein echtes Familienmitglied, das uns viel Freude bereitet. Weil mein Mann ein grosser Tierliebhaber ist, haben wir zudem noch zwei Hasen und fünf Hennen, die uns jeden Morgen frische Eier liefern. Sobald dann Wochenende ist, stürze ich mich in die Gartenarbeit oder treffe mich gerne mit meiner Familie. Wir haben eine echte Grossfamilie. Ich bin mit fünf Geschwistern aufgewachsen, die teilweise schon eigene Kinder haben. Und auch mein Mann kommt aus einer grossen Familie. Bei uns ist immer was los. Für die Zukunft wünsche ich mir sehr, dass dieser Zusammenhalt so bleibt.
Foto: Brigitt Risch