Würdige Naturoase zu Ehren des Rheindenkmals
Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte Liechtensteins, als der Rheindamm im Jahr 1927 bei der Schaaner Eisenbahnbrücke brach und die Wassermassen einen Grossteil der Gemeinde und der nördlichen Talebene überfluteten. Doch die Hilfsbereitschaft der Menschen war gross. Als Geste der Dankbarkeit wurde 1933 an der Zollstrasse das Rheindenkmal errichtet, das nun mit der Schaffung einer kleinen Naturoase einen würdigen Platz erhält.
Nur noch wenige unter uns zählen zu den Zeitzeugen der damaligen Flutkatastrophe. Und diese wenigen blicken noch heute mit einem Schauern auf das Naturereignis zurück, das ein Feld der Zerstörung hinterliess.
Ein Dank in Stein gemeisselt
Der Rheindammbruch 1927 war für den armen Bauernstaat Liechtenstein eine Katastrophe, die nur dank einer Welle an Hilfsbereitschaft von Schweizer und Österreicher Soldaten sowie zahlreichen Freiwilligen bewältigt werden konnte. Finanziell konnte sich das damals arme Land für diese tatkräftige Hilfe nicht erkenntlich zeigen – dafür mit in Stein gemeisselten Worten. So wurde laut Volksblatt vom 21. September 1933 ein rund 250 Zentner schwerer Gneisblock unter grossen Mühen aus der Höhe von Planken an seinen Standort nördlich der Alten Zollstrasse geschafft. Die von Bildhauer Gottfried Hilti angefertigte Inschrift lautet: «Erinnerung an die grosse Rheinkatastrophe vom 25. September 1927. Dank allen edlen Helfern und Spendern in der Not. Die Gemeinden von Liechtenstein». Worte, die heute noch ans Herz gehen.
Zur damaligen Zeit war die Alte Zollstrasse noch von einer prächtige Baumallee, Obstbäumen und Sträuchern gesäumt. Der Wirtschaftsaufschwung brachte jedoch ein vermehrtes Verkehrsaufkommen mit sich und um dieses zu bewältigen, wurde die Strasse leicht verlegt und verbreitert. Im Zuge dessen wurde das Rheindenkmal an seinen jetzigen, südlich liegenden Standort versetzt. Der vermehrte Strassenausbau war für den Wohlstand des Landes ein Schritt nach vorne – für die Natur bedeutete er jedoch zwei Schritte zurück, da sie mehr und mehr dem Beton weichen musste.
Geschichte und Natur vereint
Im Rahmen der Vision «Schaan grünt» gewinnt die Natur nun wieder vermehrt an Präsenz im Schaaner Dorfbild, wobei dem Ortseingang von Buchs her – inklusive Umgebung des Rheindenkmals – ein besonderes Augenmerk geschenkt wird. «Eine facettenreiche Naturlandschaft nach dem Vorbild vergangener Zeiten soll nicht nur das Erscheinungsbild des Dorfeingangs verschönern, sondern auch neuen Lebensraum für kleine Säugetiere, Reptilien und Insekten bieten», erklärt Jürgen Gritsch, Tiefbauleiter der Schaaner Gemeindeverwaltung.
Die Landschaftsarchitekten haben bei der Gestaltung des kleinen Parks rund um das Rheindenkmal einige Ideen entwickelt und die Abteilung Tiefbau der Gemeindeverwaltung hat sich mit grossem Engagement an deren Umsetzung gemacht. «Zum bald bevorstehenden 100. Jahrestag der Überschwemmung wird das Denkmal einen würdigen Platz erhalten, der seine Geschichte symbolisiert», sagt Jürgen Gritsch. Hierfür wird es auf einer kleinen Lichtung stehen, umgeben von knorrigen Auengehölzen wie Birken und Schwarzerlen, die sinnbildlich für die unbändige Gewalt der damals reissenden Fluten stehen. Ein kurzer Impressionsweg, der die Geschichte der Naturkatastrophe erzählt, wird die Besucher zum Rheindenkmal führen, das passenderweise vom Element Wasser umgeben sein wird. Die öffentliche Toilettenanlage bleibt dabei bestehen, wird jedoch mit einer grosszügigen Bepflanzung ins Gesamtbild integriert.
Der Spatenstich für das Projekt ist bereits erfolgt und wird am 20. November 2021 durch eine Baumpflanzaktion für die Bevölkerung abgerundet. Und schon im nächsten Jahr wird der kleine Park die Gemeindebewohner dazu einladen, kurz vom Alltag abzuschalten, die Vergangenheit in Ehren zu halten und die Natur zu geniessen.
Bildnachweis Auftaktfoto: Brigitt Risch