
Wie der Jahrmarkt 1926 seinen Anfang nahm
Viele können es kaum mehr erwarten, bis das Wochenende vom 21. und 22. Mai anbricht. Dann herrscht im Schaaner Zentrum wieder buntes Jahrmarktstreiben! Nach zwei Jahren ohne diesen liebgewonnenen Anlass ein Grund zur Freude bei Jung und Alt. Wie die Jahrmarktstradition in der Gemeinde Einzug hielt, zeigt der folgende Blick in die Geschichte.
«Jahrmarkt in Schaan am Kilbemontag, den 15. November 1926. Pferde-, Vieh- und Schweinemarkt, verbunden mit landwirtschaftlichen Produkten als: Lager- und Mostobst, Kartoffeln, Kraut und Waren aller Art. Käufer und Verkäufer sind freundlichst eingeladen. Der Gemeinderat». Mit diesem Wortlaut hat der Schaaner Gemeinderat die erste Jahrmarkt-Kilbi im «Volksblatt» inseriert. Wie zudem betont wurde, stecke hinter dem Anlass «ein ehrliches Bemühen aufgeschlossener Männer unserer Gemeinde, für den wirtschaftlichen Aufschwung von Schaan etwas zu tun». Dieses Bemühen war nicht nur ehrlich, sondern auch engagiert. So wurde eigens ein Komitee gegründet, um den Anlass auf die Beine zu stellen. Neben dem Präsidenten Johann Wanger waren darin die zwei Beiräte Ferdi Risch und Arnold Gassner sowie die Gemeinderäte Stefan Wachter, Lorenz Hilty, Anton Ospelt, Augustin Hilti, Edmund Risch, Johann Georg Näscher, Carl Walser und Louis Seger als Schriftführer vertreten.
In zahlreichen Sitzungen hat das Komitee die Gestaltung des Marktes besprochen, Erkundigungen in der Nachbarschaft eingeholt und verschiedene Schwierigkeiten mit der Regierung sowie dem Gewerbeverband aus dem Weg geräumt. Gemäss Letzgenanntem sollten aus dem Ausland beispielsweise nur «Maronibrätler» zugelassen werden. Doch die Mühen lohnten sich, und der Anlass beim St. Peter im Herbst 1926 stiess in der Bevölkerung auf grosse Begeisterung.
Absagen wegen Überschwemmung und Seuchen
Jedoch bereits im nächsten Jahr wurde der Hoffnung auf eine erfolgreiche Neuauflage des Jahrmarkts ein jähes Ende gesetzt. Denn 1927 musste er aufgrund der Rheinkatastrophe und im Folgejahr 1928 wegen der im Rheintal grassierenden Maul- und Klauenseuche abgesagt werden. Erst 1929 konnten der Viehmarkt beim St. Peter und der Warenmarkt an der Landstrasse wieder durchgeführt werden. Aufgrund des grossen Organisationsaufwands hatte der Gemeinderat die Kompetenzen für die Organisation und die Durchführung an eine Marktkommission übertragen. Rund zehn Jahre später erfolgte 1938 der nächste Rückschlag, als abermals wegen Seuchengefahr kein Viehmarkt stattfinden durfte. Um die Bevölkerung und die Aussteller ohne tierische Produkte nicht allzu sehr zu enttäuschen, wurde der Warenmarkt jedoch trotzdem abgehalten.
Verschiebung der Daten und Durchführungsorte
Bis 1941 wurde der Jahrmarkt jeweils am Montag durchgeführt. Aufgrund von «kriegswirtschaftlichen Vorschriften» beschloss der Gemeinderat dann, den Jahrmarkt auf den Samstag vor dem sogenannten Kilbe-Sonntag zu verlegen, weil der Montag während der Wirren des Zweiten Weltkriegs als fleischloser Tag zu gelten hatte. Doch bereits 1945 wurde der Jahrmarkt wieder am Montag durchgeführt, bis er schliesslich im Jahr 1958 definitiv auf den Samstag gelegt wurde. Seit 1973 findet der Jahrmarkt zudem nicht mehr im Herbst, sondern jeweils im Frühling statt.
Aber nicht nur bezüglich der Tage und Jahreszeit gab es Verschiebungen, auch die Durchführungsorte des Jahrmarkts änderten immer wieder. Während er von 1926 bis 1968 beim St. Peter und an der Landstrasse stattfand, lud die Gemeinde in den Jahren 1969 bis 1972 zur Kilbe an der Kirchstrasse und in der Rebera ein. Von 1973 bis 1980 wurde der Flugplatz gegenüber der Ivoclar als Jahrmarktsstandort gewählt, bis er dann auf Wunsch des Geschäfteteams ab 1981 endgültig ins Dorfzentrum zurückverlegt wurde. Fortan wurde die Freiwillige Feuerwehr Schaan damit beauftragt, die Festwirtschaft im Saal und das Kinderfest zu organisieren.
Gut für den Handelsplatz und das Gemeinschaftsgefühl
Wie alte Zeitungsinserate belegen, etablierte sich der Jahrmarkt bereits in den ersten Jahren seiner Durchführung als wichtiger Handelsplatz für die heimischen Bauern und Geschäfte. Und auch heute ist er für viele Kleinunternehmen, Vereine und Marktfahrer eine tolle Gelegenheit, sich zu präsentieren und die Kasse aufzubessern. Insgesamt bieten heute weit mehr als 100 Standbetreiber und Geschäfte ihre Waren und Produkte am Jahrmarkt an.
Ein weiterer zentraler Aspekt des Schaaner Jahrmarkts ist neben den Vergnügungsbetrieben natürlich das gesellige Beisammensein an den zahlreichen Ständen der Dorfvereine. Man darf sagen: Der Jahrmarkt ist zu einem Treffpunkt für alle Generationen geworden.
Zuständig für die Organisation, Durchführung und Kontrolle des Anlasses ist bis heute die Jahrmarktkommission. Sie sorgt für den Erhalt und die Förderung des Jahrmarktwesens. Derzeit besteht die Kommission aus dem Vorsitzenden Florian Ritter sowie den Mitgliedern Urs Baumgartner, Klaus Brandl, Dominik Konrad, Gerhard Sonnberger, dem Sicherheitsverantwortlichen der Gemeinde, Alex Steiger, und in beratender Funktion Werkmeister Ralf Bieberschulte.
Bildnachweis: Gemeindearchiv Schaan