«Wenn ich etwas will, knie ich mich richtig hinein»
Sie kann töpfern, schweissen, schmieden, hobeln, schnitzen, spezielle Druckverfahren anwenden, kochen, Kränzen binden und Maschinen reparieren. Wer mit Ursula Bachmann vom GZ Resch über ihre handwerklichen Fähigkeiten spricht, merkt schnell: Eigentlich kann sie fast alles. Und wenn sie was nicht kann, dann lernt sie es. Punkt. Ein Interview mit einer Frau, welche die Arbeit mit ihren Händen liebt.
1. Ursula, du bist gelernte Floristin und Gärtnerin und hattest früher einen Blumenladen in Schaan. Was hat dich vor rund zehn Jahren bewogen, beim GZ Resch eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen?
Damals musste ich mit meinem Blumenladen Konkurs anmelden, weshalb ich gezwungen war, mich neu zu orientieren. Dass zu diesem Zeitpunkt eine freie Stelle beim GZ Resch ausgeschrieben war, war mein Glück im Unglück. Ich bin ein sehr aktiver Mensch, der gerne kreativ mit seinen Händen arbeitet. Und für das GZ Resch haben sie genau so eine Person gesucht – jemanden, der vielseitig, flexibel und handwerklich geschickt ist. Das hat von Anfang an gepasst. Und ich habe diese Entscheidung bis heute keine Sekunde bereut. Meine Arbeit ist toll und nie langweilig. Täglich gibt es etwas anderes zu tun. Einmal putze ich die Werkräume, kontrolliere das Material oder repariere Maschinen. Ein andermal tüftle ich an neuen Ideen, gebe Kurse oder tausche mich mit unseren Gästen aus. Da trifft man auf völlig unterschiedliche Persönlichkeiten: Die einen sind ganz genau, die anderen leben nach dem Motto «laissez faire» und wieder andere sind selbsternannte Chaoten. Sie alle gilt es so anzuleiten, dass sie sich im GZ Resch wohlfühlen, sich aber auch an die Regeln halten. Das ist ein spannender Teil meiner Arbeit.
2. Du bist ein echtes Multitalent, wenn es um handwerkliche Tätigkeiten geht. Erzähl doch mal ein bisschen was zur Palette an Kursen, die du anbietest.
Wichtig ist mir, dass die Kurse saisonal angepasst und vielseitig gestaltet sind. Wir wollen schliesslich Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Interessen ansprechen. Grundsätzlich gebe ich aber Kurse in allen Werkstätten des GZ Resch. Dazu gehören beispielsweise Knödelkurse, die Herstellung von Engeln aus Metall und Holz, das Kranzbinden oder Keramikworkshops. Neu ist auch einer im Angebot, in dem wir mithilfe von Siebdruckfolien Keramik bedrucken. Mir gefällt diese Abwechslung sehr. Nur Kurse rund ums Blumenbinden und Gärtnern biete ich nicht an. Damit habe ich vor zehn Jahren abgeschlossen. Ansonsten bin ich offen für Neues. Häufig frage ich unsere Gäste, was sie sich wünschen. Nennen ein paar Leute dasselbe Thema, knie ich mich rein, um mir das nötigte Know-how anzueignen. Wenn ich etwas wirklich will, kann ich mich recht in eine Sache verbeissen. (lacht) An dieser Stelle muss ich aber auch anfügen, dass ich mit Daniel Walser einen super Chef habe. Er lässt mir viel Freiraum und steht immer hinter mir, wenn ich neue Ideen umsetzen will.
3. Du wohnst im Glashaus – der ehemaligen Gärtnerei Ospelt in Schaan. Ein sehr besonderes Zuhause mit einem speziellen Flair. War der Umzug in eine «normale» Wohnung jemals eine Option?
Das war und ist für mich keine Option – zumindest solange nicht, wie ich körperlich imstande bin, mich um die Umgebung zu kümmern. Diese Arbeiten sind natürlich sehr aufwendig, machen mir aber auch Freude. Wenn ich frei habe, bin ich von Frühling bis Herbst sicher von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags draussen. In der Woche komme ich da auf gut 20 Stunden Gartenarbeit. Ich baue auch eigenes Gemüse an und gemeinsam mit meinem Partner versuche ich mich immer wieder mal an Upcycling-Projekten. Langeweile gibt´s bei mir nicht.
4. Kürzlich fand das «Tanztheater Durst» in deinem Glashaus statt. Wie ist es zu dieser kulturellen Kooperation gekommen? Und wird es da eine Fortsetzung geben?
Es war das zweite Mal, dass das Glashaus für eine kulturelle Veranstaltung genutzt wurde. Das erste Mal organisierte der Verein Schichtwechsel im Jahr 2014 einen Event. Diesmal kam Jacqueline Beck mit ihrem Projekt «Durst» auf mich zu. Sie kannte sie die Umgebung und fand sie passend für ihr Stück. Und ich liess mich auf das Experiment ein. Alle drei Vorstellungen waren ausverkauft, den Leuten hat es offenbar gefallen. Allerdings gab es im Vorfeld einige technische Herausforderungen zu bewältigen, bis die Umgebung entsprechend ausgestattet war. Insbesondere der Stromzugang war etwas knifflig, da das Glaushaus nicht über die nötige Infrastruktur verfügt. Würden dort öfters solche kulturellen Veranstaltungen stattfinden, müsste man wohl ausbauen. Aber das ist nicht geplant. Solche Events bleiben die Ausnahme.
5. Zu Hause immer auf den Beinen und im Büro ebenso. Verrätst du uns dein Geheimnis, woher du diese Energie nimmst?
Ich denke, mein Geheimnis ist, dass ich sehr früh ins Bett gehe – zwischen acht und halb neun abends. Dafür stehe ich aber auch früh auf, zirka um 5 Uhr. Ich bin ein absoluter Morgenmensch und liebe die Ruhe zu dieser frühen Stunde. Ich geniesse diese Zeit, die ganz mir gehört. Dann trinke Kaffee, streichle meine Katze und beobachte, wie der Tag erwacht. In diesen Momenten tanke ich meine Energie für den restlichen Tag.
Foto: Brigitt Risch