
Wasser und Wind halten Werkhöfe und Feuerwehr auf Trab
Die Elementargewalten haben ihre Muskeln in der zweiten Jahreshälfte 2023 mehrfach spielen lassen. Ende August war es das Wasser, das die Zuständigen stark beanspruchte, Mitte Oktober der Sturm. Beide Ereignisse fielen deutlich heftiger aus, als die Wettervorhersagen es prognostiziert hatten.
Wenn starke Niederschläge vorausgesagt sind, sind die Mitarbeiter von Werkhof und Forstwerkhof genauso vorgewarnt wie die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Einsatzpläne legen fest, wer welche Aufgabe zu übernehmen hat. Vereinbarungen mit den Schaaner Baumeistern leisten Gewähr dafür, dass das allenfalls nötige schwere Gerät rasch zur Verfügung steht. Der Einsatz wird ausserdem immer wieder einmal geübt, damit jeder Handgriff sitzt, wenn im Notfall jede Minute zählt.
Der Rhein
Hochwasser lässt sich dank der Messstellen im Oberlauf des Rheins gut prognostizieren. Dies gilt sowohl für die Abflussmenge als auch für den Zeitpunkt, an dem es Liechtenstein erreicht. «In den letzten Augusttagen hatten wir ein Hochwasser, wie es im Durchschnitt alle zehn Jahre vorkommt», sagt Jürgen Gritsch, Tiefbauleiter der Gemeinde Schaan und als solcher auch Rheinkommissär. Ein Ereignis dieser Grössenordnung ist für die Liechtensteiner Dämme gut zu bewältigen. «Entsprechend haben wir dieses Mal auch kein Aufgebot vom Amt für Bevölkerungsschutz erhalten», sagt Werkmeister Ralf Bieberschulte, der stellvertretende Schaaner Rheinkommissär.
Aus Übungen, in denen die gesamten Abläufe und die Koordination zwischen den Männern am Rhein, den Einsatzkräften im Lagezentrum im Feuerwehrdepot und jenen im Landesführungsstab in Vaduz geprobt werden, wissen Gritsch, Bieberschulte und ihre Mitarbeitenden aber genau, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie aufgeboten werden. «Drei Männer aus unserem Team sind für je eine der drei Teilstrecken des insgesamt etwa vier Kilometer langen Schaaner Dammabschnitts verantwortlich. Sie führen Kontrollgänge durch und rapportieren den aktuellen Stand an uns. Der Rheinkommissär und sein Stellvertreter beurteilen die Mitteilungen und leiten sie an das zuständige Amt weiter. Dabei arbeiten wir eng mit der Schaaner Feuerwehr zusammen, da unsere personellen Ressourcen nicht ausreichen, wenn es hart auf hart kommt.»
Das ist insbesondere der Fall, wenn Wasser durch den Damm sickert. «Dann ergreifen wir in Absprache mit dem Amt für Bevölkerungsschutz entsprechende Massnahmen», sagt Jürgen Gritsch. Diese reichen von Absperrungen, die Passanten den Zutritt zum Wuhrweg oder rheinnahen Gebiet verwehren, bis hin zu Auflastfiltern aus Schotter, die ein Ausspülen des Damms verhindern. «Dazu haben wir eine Vereinbarung mit den Schaaner Baugeschäften, die uns das notwendige Material liefern und am richtigen Ort abladen.»
Das Grundwasser
Im Gegensatz zum Werkhof wurde die Feuerwehr im August vom Amt für Bevölkerungsschutz vorgewarnt. «Wenn eine gewisse Niederschlagsmenge prognostiziert ist, besprechen wir das landesweite Vorgehen», sagt der Schaaner Feuerwehrkommandant Alex Steiger. Selbstverständlich gibt es auch für diesen Fall Einsatzpläne, und jeder weiss, was seine Aufgaben sind. «Die Niederschläge fielen aber deutlich stärker aus als vorausgesagt. Mit 200 Litern Regen in 24 Stunden hat niemand gerechnet.»
Entsprechend hoch standen das Grundwasser und die Binnengewässer, was aufgrund überfluteter Keller zu zahlreichen Einsätzen für die Feuerwehr führte. «Die Kanalisation hingegen konnte die Wassermassen gut schlucken. Lediglich einige Schachtdeckel wurden angehoben», sagt Jürgen Gritsch.
Die Rüfen
Rund um die Uhr auf Pikett waren Ende August auch die Mitarbeiter von Gemeindeförster und Rüfemeister Gerhard Konrad. Sie beobachteten die Schaaner Rüfen, die in zwei Abschnitte eingeteilt sind, laufend, insbesondere die neuralgischen Punkte wie Engstellen und Schlammsammler. «In der Kröppelröfi musste ziemlich schnell ein Bagger anrücken und den Sammler leeren, da sich Geröll und Schlamm bedrohlich stauten. Ein Ereignis dieser Grössenordnung haben wir selten. Selbst Dutzende Meter neben einer Rüfe mussten sich die Kontrolleure noch anschreien, da sie sich sonst nicht verstanden hätten», sagt Gerhard Konrad. Doch mit vereinten Kräften gelang es, die kontrollierten Abflüsse aus den Rüfen jederzeit zu gewährleisten und grössere Stauungen zu vermeiden. Seither gilt es, das Geschiebe aus den Schlammsammlern zu entfernen, um für nächstes Jahr und allfällige Sommergewitter wieder gerüstet zu sein. «Die zentralen Stellen sind so ausgelegt, dass sie für Bagger gut zugänglich sind. Bei der Gamanderröfi wird die Zufahrt nun aber ausgebaut, da sich gezeigt hat, dass auch dort ein Engpass entstehen kann, wo es zuvor nie der Fall war.»
Der Sturm
Dass nicht nur das Wasser die Einsatzkräfte stark in Anspruch nehmen kann, sondern auch der Föhn, haben die Stürme vom 20. Oktober eindrücklich unter Beweis gestellt. «Das Ereignis, das wir erlebt haben, war so ebenfalls nicht vorausgesagt. Ein Föhnsturm, auch mit Böen von über 100 Kilometern pro Stunde, knickt nicht solche meterdicken Bäume, wie sie an jenem Freitag umgefallen sind», sagt Gerhard Konrad. Rund 500 Kubikmeter Holz sind im Schaaner Wald vom Sturm gefällt worden. «Besonders schade ist es um die alten, schönen Bäume bei der Finnenbahn. Es waren Kräfte am Werk, die sie einfach abgedreht haben, aber definitiv kein klassischer Föhn.»
Bäume gefallen sind auch neben der Feldkircher und Plankner Strasse sowie im Tröxle, deren Fahrbahnen schon am Morgen von der Feuerwehr gesperrt werden mussten. «Das Zersägen der Stämme überlassen wir den Profis vom Forstwerkhof. Wir unterstützen mit Manpower und halten die Strasse frei – unter anderem für den Abtransport, den wiederum lokale Bauunternehmen sicherstellen», sagt Alex Steiger.
Die Vernunft
Sowohl die Niederschläge als auch die Stürme haben keine grösseren Schäden verursacht, vor allem keine Personenschäden nach sich gezogen. Damit Letzteres auch bei künftigen Ereignissen so bleibt, appellieren Gerhard Konrad, Alex Steiger, Ralf Bieberschulte und Jürgen Gritsch an die Vernunft der Bevölkerung. «Gerade auf dem Wuhrweg ist es bei Hochwasser brandgefährlich», sagt Alex Steiger. Gerhard Konrad ergänzt: «Angeknackste Bäume können auch noch Stunden nach einem Sturm umfallen, Äste abbrechen. 30 Minuten nach den letzten Böen im Wald spazieren zu gehen, ist also keine gute Idee, sondern überaus gefährlich.»
Auftaktfoto: (v.l.) Gerhard Konrad, Gemeindeförster und Rüfemeister, Alex Steiger, Sicherheitsbeauftragter der Gemeinde und Schaaner Feuerwehrkommandant, Ralf Bieberschulte, Werkmeister und stellvertretender Rheinkommissär, sowie Jürgen Gritsch, Tiefbauleiter der Gemeinde und Rheinkommissär, sind für die Sicherheit in Schaan im Einsatz. (Foto: Brigitt Risch)
Weitere Fotos: Michael Zanghellini, Alex Steiger, Forstwerkhof-Team