Teil 10: Schaaner Flurnamen – das Waldgebiet
Die regionale Namenwelt ist eine reiche Quelle sprach- und volkskundlicher, geschichtlicher, und landschaftsbezogener Erkenntnisse. Das Namenbuch hat diesen Wissensschatz konserviert. Der SchaanBlog stellt einige besondere von mehreren Hundert Schaaner Flurnamen vor. Der zehnte Teil der Serie widmet sich dem talseitigen Waldgebiet.
Tschagäl
Sanft geneigte Waldparzelle östlich oberhalb des Dorfes, oberhalb von Gamander, südlich der Plankner Strasse.
Eine sichere Deutung der Namensherkunft ist nicht möglich. Sie könnte aber von einem Personenname herrühren. Dann wäre es eine elliptische, also verkürzte, Form der Wiese des Gian Gagl, zu Deutsch des Hans Gallus, oder von Hans, dem Sohn des Gallus.
Wisseler
Steile Waldparzelle östlich oberhalb des Dorfes, südlich des Efisalftobels.
«Wiss» bezieht sich auf eine Beschreibung der Örtlichkeit. Ob damit weisser Fels gemeint ist oder es sich um eine helle Stelle des Waldes handelt, muss offen bleiben.
Efisalf
Steiler, bewaldeter Geländerücken östlich oberhalb des Dorfes, südlich von Oberplanken, an Fanola und Efiplanka anschliessend, östlich ob Tschagäl.
Das «E» am Anfang des Namens bedeutet so viel wie «in». «sass alv» wiederum rührt vom Alträtoromanischen für «weisser Stein» her. Also bedeutet Efisalf «am weissen Stein», selbst wenn ein entsprechender Realbefund von weissem Felsen nicht bekannt ist.
Fanola
Steiler, bewaldeter Geländerücken östlich oberhalb des Dorfes, westlich unterhalb von Efiplanka, zwischen Tschagälres und Efiplankatobel.
Die markante Lage des bewaldeten Geländerückens bei Efiplankatobel und Tschagälres deutet auf die Verkleinerungsform des Wortes «val» für «Tälchen» hin.
Guggerboda
Steile Waldparzelle westlich unterhalb von Oberplanken, an die Plankner Strasse anschliessend. Im Norden und oben grenzt das Gebiet an Wiesland der Gemeinde Planken.
Der Flurname bezieht sich auf eine flachere Stelle, an welcher der Kuckuck ruft.
Bäraboda
Leicht ansteigender, bewaldeter Hang unterhalb von Oberplanken, nördlich des Efiplankatobels.
Ob im Bestimmungswort Bär oder Beere steckt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die heutige Lautung spricht für Bär. Die Verbindung mit Boda für Terrasse oder ebene Stelle wiederum kann für Beere sprechen. Eine sekundäre Umdeutung von ursprünglichem Beerenboden zu Bärenboden ist denkbar und wäre angesichts der erheblichen Bedeutung des Bären im Volksglauben leicht verständlich.
Kröppel
Steiler Waldhang östlich oberhalb des Dorfes, ob dem Duxwald, nördlich durch das Alpilawegle begrenzt, von Felspartien durchzogen.
Der Name gehört zu einem vorrömischen Worttyp, der über ein grosses zentraleuropäisches Areal verbreitet ist. Er rührt her vom Begriff «grip» für Felskopf oder einfach Fels.
Alpila
Teil des Westabhanges der Drei Schwestern, östlich oberhalb von Dux gelegen.
Der Flurname stammt vom alträtoromanischen Wort «alpiglia» für Älplein oder kleine Alp.
Schwabbrünna
Flach ansteigendes Waldstück nordöstlich des Dorfes, südlich von Nendeln, unterhalb von Planken. Das Grundwort stammt vom mundartlichen Brünna für Quellen oder Brunnen.
Zum Bestimmungswort Schwab gibt es mehrere Erklärungsansätze. Der erste lautet, dass es sich auf das mundartliche «Schwob» für Stechmücke bezieht, also auf Quellen bzw. Wasseraustritte, bei denen viele Stechmücken vorkommen. Der Verbalstamm von «schweiben» für «ein Gefäss im Wasser schwenken» wäre formal und sachlich passend. Dann handelte es sich um Brunnen bzw. Quellen, in denen gespült wird. Oder es besteht ein Zusammenhang mit dem älteren alemannischen Wort «Schweig» für Viehherde. Dann wären die Schwabbrünna Quellen, die für das Vieh als Tränke dienen.