Gut auf das Szenario einer Energie-Mangellage vorbereitet
Als Energiestadt engagiert sich Schaan seit Jahren für einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Die drohenden Strom- und Gasmangellagen machen das Thema aber noch präsenter. Im Sinne ihrer Vorbildfunktion hat die Gemeindeverwaltung bereits eine Reihe von Energiesparmassnahmen umgesetzt und könnte im Ernstfall weitere ergreifen.
Es war ein ungewohntes Bild für die Adventszeit, das die Schaaner Strassen und Plätze bestimmte: Die traditionelle Beleuchtung war nicht aufgehängt. «Deren Verbrauch ist zwar nicht besonders gross. Aber einerseits hilft jede Sparmassnahme, die Strommangellage abzuwenden, und andererseits gründet die Massnahme in der Vorbildfunktion der Gemeinde. Dieses Jahr musste der Christbaum auf dem Lindaplatz genügen», sagt Vorsteher Daniel Hilti.
Die Gemeinde belässt es aber nicht bei Offensichtlichem wie der Weihnachtsbeleuchtung. «Das Thema Energie ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden und wird auch in Zukunft die Nummer 1 bleiben. Wir haben bereits viel getan. Ich verweise auf die zahlreichen Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gemeindeliegenschaften oder die Fahrzeugflotte, bei der wir, wo immer möglich, auf elektrische oder hybride Antriebe setzen und auf den Fernwärmeverbund, an dem wir uns beteiligen. Wir haben uns angesichts der möglichen Engpässe aber auch nochmals intensiver mit der Materie Energieverbrauch beschäftigt.» So haben die Liegenschaftsverantwortlichen bei der Bauverwaltung alle gemeindeeigenen Gebäude untersucht und auf den Energieverbrauch sowie auf das Einsparpotenzial hin geprüft, das sich mit einfachen Mitteln nutzen lässt. «Mit erstaunlichen Resultaten und bereits heute beachtlichen Einsparungen», sagt Daniel Hilti.
Sparpotenzial wird bereits genutzt
Bei dieser Prüfung hat sich aber auch herausgestellt, dass vor allem das Hallenbad, die Beleuchtung von Sporthalle und -plätzen sowie der SAL erhebliche Mengen an Strom verbrauchen. «Es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und gegensteuern können», sagt Vorsteher Daniel Hilti. So wurde die Wassertemperatur im Hallenbad bereits reduziert, und kommendes Jahr werden die Deckenleuchten in der Turnhalle ersetzt. Beides Massnahmen, die grosses Sparpotenzial bergen. Hinzu kommen die Abschaltung der energiebetriebenen Brunnen, die Rathausbeleuchtung, die diesen Winter ausgeschaltet bleibt und die Strassenbeleuchtung, die auf weitere Optimierungen hin geprüft wird. «Dort haben wir in Sachen LED-Technik und Schaltzeiten aber frühzeitig bereits sehr viel umgesetzt. So bleibt diesbezüglich nicht mehr viel Luft zum Sparen.»
Ausserdem hat die Gemeinde die Mitarbeitenden sensibilisiert, sparsam mit Energie umzugehen. «Das fängt schon beim Ausschalten der Lichter an, wenn sie nicht benötigt werden. Die Umsetzung erfolgt sehr zufriedenstellend», sagt der Gemeindevorsteher. «Sollte der Strom aber tatsächlich knapp werden, können wir weitere Massnahmen ergreifen, die aufgrund unserer Analyse bereits definiert sind. Dazu gehört die Schliessung des Hallenbads und der Sporthalle, die Abschaltung des Flutlichts auf der Sportanlage Rheinwiese und auch die Reduktion der SAL-Nutzung», sagt Daniel Hilti und ergänzt: «Wir hoffen natürlich alle, dass keine tatsächliche Mangellage eintritt oder dass sie uns nur in geringem Mass betrifft. Wichtig ist aber, dass wir als Gemeinde vorbereitet sind und Hand in Hand mit der Bevölkerung die notwendigen Massnahmen ergreifen. Wenn wir uns alle ein wenig einschränken, lässt sich der Ernstfall vermutlich abwenden».
Der Umwelt zuliebe aufs Nötige beschränken
Ganz generell ist der Gemeindevorsteher der Ansicht, dass der Umgang mit Natur und Umwelt einer bedeutenden Korrektur bedarf. Darauf wird aktiv hingearbeitet. Aber nicht durch Vorschriften, sondern in erster Linie durch die Vorbildwirkung als Gemeinde. «Dabei müssen wir konsequent am Ball bleiben. Glücklicherweise ist die Sensibilität in der Bevölkerung heute auch eine ganz andere als noch vor drei oder vier Jahrzehnten», sagt Daniel Hilti.
Ein Zeichen setzt beispielsweise das Projekt «Schaan grünt», das mit der Biodiversität ein lange Zeit stark vernachlässigtes Thema angeht. «Die Massnahmen stossen in der Bevölkerung auf breite Akzeptanz und finden private Nachahmer im Kleinen, was mich nicht nur als Vorsteher, sondern auch ganz persönlich sehr freut», sagt Daniel Hilti.
Einen dauernden Ansporn zum nachhaltigen Wirtschaften gibt auch das Label Energiestadt, das Schaan seit 2008 innehat. «Die Anfangsinvestitionen waren gross. Aber sie haben sich gelohnt, und heute sehen wir ein tolles Ergebnis», sagt der Gemeindevorsteher. Bei der mittlerweile dritten Re-Zertifizierung im Jahr 2020 hat Schaan rund 70 Prozent erreicht, womit die Gemeinde unter allen Energiestädten der Schweiz und Liechtensteins im obersten Viertel liegt. «Die Re-Zertifizierungen haben auch den Vorteil, dass wir stets neue Ziele gesetzt bekommen und uns selbst setzen. Wir werden vom Verein Energiestadt professionell begleitet und machen alle vier Jahre wieder eine strukturierte Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit durch. Vor diesem Hintergrund hat die drohende Mangellage, so unerfreulich sie ist, vielleicht doch etwas Gutes, indem wir uns noch mehr darauf besinnen, was nötig ist und was nicht.»
Fotos: Brigitt Risch