Gartendenkmal Steinegerta für «grünen Oscar» nominiert
Als Vorzeigemodell von grünem Schaffen wird mit dem Bodenseegärten-Preis jährlich ein historischer beziehungsweise zeitgenössischer Park oder Garten ausgezeichnet. Unter den zehn nominierten Projekten 2023 befindet sich auch das Gartendenkmal Steinegerta.
«Die Mitteilung, dass sich das Gartendenkmal Steinegerta unter den Top Ten der Nominierten für den Bodenseegärten-Preis befindet, hat uns sehr gefreut», sagt Marion Risch, Hochbauleiterin der Gemeinde Schaan. «Der Preis hat einen ideellen Wert und würdigt vorbildliches Schaffen im Sinne von Natur und Nachhaltigkeit. Die Auszeichnung wäre eine schöne Wertschätzung für die viele Stunden Arbeit, die in der Planung und Sanierung der Gartenanlage stecken und die zu dem tollen Ergebnis geführt haben.»
Als Fachplanerin hat insbesondere Landschaftsarchitektin Diana Heeb-Fehr viel Zeit und Herzblut in die Sanierung gesteckt – in enger Zusammenarbeit mit Architektin Denise Ospelt Strehlau. In aufwendiger Recherchearbeit hat sie sich mit der Geschichte der Gartenanlage und der Analyse des Bestands befasst und den Park mit spürbarer Liebe zum Detail zu alter Pracht aufblühen lassen.
Eine geschichtsträchtige Gartenanlage
Der Park des Anwesens Steinegerta mit seinen 13'520 Quadratmetern rund um das Dreier-Ensemble Haupthaus, Verwalterhaus und Tend wurde vor gut 80 Jahren angelegt – geplant und entworfen vom renommierten Zürcher Landschaftsarchitekten Gustav Ammann im Jahr 1944. Die Blauzeder im Innenhof, die bis heute ihren Platz behauptet hat, wurde bereits ein Jahr zuvor von einer Schaaner Gärtnerei gepflanzt und von Ammann in den Gartenplan integriert. Bauherr und Auftraggeber war die im Anwesen Steinegerta wohnhafte Familie Ruscheweyh, die viel Wert auf exotische und seltene Gehölze sowie einen grossen Obst- und Nutzgarten legte.
Zu den Besonderheiten des ursprünglichen Landschaftsgartens gehörte die weitläufige Rasenfläche, die sich bis zum Wäldchen an der Grundstücksgrenze erstreckt und mit einem Freibad aufgewertet wurde, eine schöne Freitreppe mit Ziergeländer, die zur unteren Ebene des Parks und damit zum beeindruckende Parkbrunnen und einem Obsthain führte, sowie ein geschwungener Rundweg und romantische Waldwege, die zum Flanieren einluden. Im Innenhof erfreute ein Rondell mit Polyantha-Rosen das Auge des Betrachters.
So beeindruckend der Garten schon damals war, unter Denkmalschutz wurde er erst 2019 gestellt. Eine Entscheidung, die ihn zum ersten Gartendenkmal Liechtensteins macht.
Renovation mit viel Gefühl
Bevor sie sich an die Erstellung des umfangreichen Sanierungsplans für die Anlage setzte, ist Landschaftsarchitektin Diana Heeb-Fehr in die Geschichte der Gartenanlage eingetaucht. Dafür befragte sie Zeitzeugen, digitalisierte alte Negative, durchforstete Fotos und studierte den ursprünglichen Gartenplan. Eine wichtige Vorarbeit, um den alten Charme des Parks zu neuem Leben zu erwecken.
«Das Schmuckstück des Gartens ist der Parkbrunnen, den wir aufwendig saniert haben», sagt Diana Heeb-Fehr. «Die Idee war es, dass er einerseits als Springbrunnen funktioniert, damit das Wasser aus der Distanz sichtbar und das Plätschern hörbar ist, sowie andererseits als Wasserspiegel genutzt werden kann.» Eine schwierige Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl und gutes Handwerk erforderte. Dafür wurden zwölf Messingdüsen eingebaut und der Brunnen innen mit einer sandgestrahlten Betonoberfläche ausgekleidet – passend zur bestehenden Brunnenmauer und Freitreppe, die ebenfalls renoviert wurde. «Eine schönes Highlight für die Besucher ist der Fusstaster bei der Brunnenmauer, mit dem sie das Wasserspiel manuell einschalten können», freut sich die Landschaftsarchitektin.
Ebenfalls eine zeitintensive, aber wertvolle Arbeit war die Sanierung der Wege. So wurde der Rundweg zum Parkbad mit polygonal – also vieleckig – verlegten Natursteinplatten erneuert. Nachdem das Efeu auf der Mauer unter den Rosskastanien stark zurückgeschnitten und das verwachsene filigrane Ziergeländer wieder zum Vorschein gebracht worden war, eröffnete sich wie früher ein ungestörter Blick über den unteren Gartenbereich. «Besonders gelungen ist meiner Ansicht nach die Instandstellung und Erweiterung des Waldwegs mit den alten Sandsteinplatten, die unter dem Waldboden zum Vorschein kamen und die wir zu unserer Freude wiederverwenden konnten», fügt Diana Heeb-Fehr an.
Nicht zuletzt hat die Landschaftsarchitektin ein grosses Augenmerkt auf die Pflege und Neubepflanzung der Gartenanlage, der Obsthaine, des Innenhofs und der ehemaligen Pferdekoppel gelegt. Die Gestaltung mit alten Rosensorten und anderen Pflanzen kommt der ursprünglichen Bepflanzung sehr nahe. Und der neu angelegte Nutz- und Ziergartenbereich beim Verwalterhaus erinnert an die ehemalige Verwendung des Gartens für den Eigenbedarf.
Preisverleihung im Juni
Die feierliche Verleihung des Bodenseegärten-Preises erfolgt am 22. Juni 2023 auf der Insel Mainau. Neben dem Gartendenkmal Steinegerta dürfen folgende Anlagen auf die Auszeichnung hoffen: Stadtgarten von Stockach (DE), Kräuter Schopf in Appenzell (CH), Schloss Freudental in Allensbach (DE), Ernährungsfeld in Vaduz (FL), Privatgarten Familie Kohler in Mammern (CH), Schlossgarten von Schloss Bodman (DE), Genussgarten Fahrion in Kreuzlingen (CH), Garten der Bio-Bäckerei Lehman in Lanterswil (CH) und der Raritätengarten Rudolphi in Moos (DE). Die Daumen sind gedrückt. Die aufwendig sanierte Parkanlage Steinegerta hätte die Auszeichnung auf jeden Fall verdient.
Der Gartenplan des Landschaftsarchitekten Gustav Ammann aus dem Jahr 1944 diente als Grundlage für die Sanierung der Parkanlage (zur Verfügung gestellt von Diana Heeb-Fehr).
Die folgende Bildergalerie zeigt die Entwicklung des Gartens anhand von Vorher-Nachher-Fotos.
Vorher-Fotos: Eddy Risch, Diana Heeb-Fehr
Nachher-Fotos: Eddy und Brigitt Risch