
Dreiteiliges Grossprojekt: Wohnen, arbeiten und übernachten mitten in Schaan
Das Verdichtungskonzept für das Schaaner Zentrum sieht mehrere Standorte vor, an denen Gebäudekörper mit einer Höhe von bis zu 22 Metern entstehen können. Einer davon wird Teil der Arealüberbauung, die derzeit realisiert wird – dort, wo die Egerta in die Bahnhofstrasse mündet. Doch das Gesamtprojekt hat deutlich mehr zu bieten.
Dass an der Bahnhofstrasse ein neues Hotel gebaut wird, ist seit Längerem bekannt. Bis in den Sommer waren zwar erst die Arbeiten an der Tiefgarage sichtbar, doch das hat sich inzwischen geändert. Diese Arbeiten haben ihre Zeit in Anspruch genommen, da die Tiefgarage nicht nur dem Hotel Central dient, sondern auch den beiden anderen Baukörpern, die auf dem Areal entstehen. Was das Hotel betrifft, ist das Projekt aber bereits am weitesten fortgeschritten.
Hotel im Herzen von Schaan
«Gemäss heutigem Planungsstand werden wir Anfang 2027 fertig sein. Das Ziel ist es, im Herbst 2026 die Aussenfassade abzuschliessen und in der Folge das Baugerüst abzubauen. Darauf arbeitet der Bauleiter hin, und wir sind guter Dinge», sagt Thomas Büchel, Geschäftsleiter der Büchel Holding AG mit Sitz in Ruggell, die hinter dem Neubau steht. Er räumt ein: «Das Bauprogramm ist ohne Zweifel sportlich, doch wir arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung, um das Hotel so bald wie möglich eröffnen zu können. Zwar kam es zu einer leichten Verzögerung beim Start, doch mittlerweile laufen die Arbeiten in der Baugrube auf Hochtouren. Die Gegebenheiten vor Ort stellten uns allerdings vor einige Herausforderungen», sagt Büchel. Im Süden erschwerte eine besonders harte Bodenschicht das Einbringen der Spundwände, was mit erhöhter Lärmentwicklung und Vibrationen einherging. Im Westen grenzt das Baufeld an die Gleisanlagen der ÖBB, die in keiner Weise beeinträchtigt werden durften. Im Norden verläuft die frisch sanierte Bahnhofstrasse, und im Osten schliesst der Neubau unmittelbar ans Nachbargebäude an.»
Doch trotz dieser Herausforderungen liegt noch alles im Zeitplan: In der zweiten Juli-Hälfte konnte mit dem Kranfundament begonnen werden. Im Anschluss daran startete der Baumeister mit dem Hochbau für das Untergeschoss des Hotels. Parallel dazu gehen die Arbeiten an der Tiefgarage weiter.
Ort der Gastfreundschaft
Entstehen wird dabei das künftig grösste Hotel in Schaan. «In Summe werden es 54 Zimmer und 108 Betten sein. Darunter sind es acht Serviced Apartments, geräumigere Zimmer mit Kücheninfrastruktur, die sich auf der obersten Etage befinden und für Gäste gedacht sind, die längere Aufenthalte buchen», sagt Thomas Büchel. Im hinteren Teil des Erdgeschosses wie auch in den Obergeschossen 1 und 2 entstehen unterschiedlich grosse Zimmer, etwas mehr als die Hälfte davon mit einer kleinen Terrasse. Im vorderen Teil des Erdgeschosses, hin zur Bahnhofstrasse, wird der Restaurationsbereich zu liegen kommen. «Wir sind derzeit mit der Ausarbeitung des Gastrokonzeptes beschäftigt. Das benötigt erfahrungsgemäss am meisten Zeit, und es ist bekanntlich jeder ein Experte auf diesem Gebiet», sagt Thomas Büchel und schmunzelt.
Doch der öffentlich zugängliche Bar- und Restaurantbetrieb ist ihm von besonderer Bedeutung: «Mit dem Hotel Central möchten wir nicht nur einen Ort der Gastfreundschaft schaffen, sondern auch ein lebendiges Haus, das zum Ortsbild und zur Dorfgemeinschaft beiträgt, und wir freuen uns auf viele persönliche Begegnungen – mitten in Schaan.»
Leben sollen auch die beiden benachbarten Bauprojekte in das Gebiet bringen. «Wir werden von der Gemeinde auf dem Laufenden gehalten, da beide Nachbarparzellen in ihrem Besitz sind. In ständigem Kontakt mit der Gemeinde sind wir aber vor allem, weil wir die Tiefgarage gemeinsam realisieren, ebenso wie die Gestaltung des Aussenraumes. Diesbezüglich stimmen wir uns immer wieder ab», sagt Thomas Büchel.
Wohnraum für junge Familien
Eines der beiden von Thomas Büchel erwähnten Projekte trägt den Namen «Wohnen in der Egerta». Es handelt sich um ein Gebäude mit fünf bis sieben Baurechtswohnungen, die speziell für junge Familien vorgesehen sind. Der Fokus des Konzepts liegt dementsprechend auf bezahlbarem Wohnraum, aber auch auf einer nachhaltigen und ökologischen Bauweise.
Wie das Projekt «Wohnen in der Egerta» konkret aussehen soll, wird ein Architekturwettbewerb entscheiden, der gemäss dem Gesetz über das öffentliche Auftragswesen durchgeführt wird. Die Jurierung ist für diesen November vorgesehen. Anschliessend wird dem Gemeinderat das Wettbewerbsergebnis vorgestellt und die Auftragsvergabe an den Gewinner beantragt.
Bei optimalem Projektablauf können die Bauarbeiten Anfang 2027 starten. Der Bezug des Gebäudes wäre in diesem Fall im Frühjahr 2028 möglich.
Gesellschaft, Kultur und Business vereinen
Wann der dritte Baukörper, der die anderen mit seinen 22 Metern an Höhe überragen soll, realisiert wird, ist noch nicht ganz klar. Doch was er enthält, wird zunehmend konkreter. Die Projektinitianten Annett Höland und Stephan Gstöhl konnten in Kooperation mit Stefan Verling von der Verling Architekten AG den Gemeinderat von ihren Plänen für einen zukunftsweisenden Ort der Innovation und Zusammenarbeit überzeugen. Das Projekt will Gesellschaft, Kultur und Business zusammenbringen.
«Wir freuen uns sehr über die Zusage der Gemeinde und sind überzeugt, dass wir mit unserem Projekt einen positiven Beitrag zur Gemeinde und unserem Land leisten können», sagt Stephan Gstöhl, Gründer des Coworking Spaces in Vaduz. «Das Projekt soll gemeinschaftlich entwickelt und getragen werden. So wurde einer neu gegründeten Genossenschaft das Baurecht erteilt. Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit ein tragfähiges Konzept für die künftige Nutzung des Gebäudes auszuarbeiten und die Finanzierung sicherzustellen. Falls das Projekt in diesem Zeitraum nicht zustande kommt, dann fällt das Baurecht wieder zurück an die Gemeinde.»
Geplant sind neben einem Coworking Space und Ateliers – Bereiche, in denen Stephan Gstöhl und Annett Höland bereits über fundierte Erfahrung verfügen – Veranstaltungs- und Kursräume, ein FabLab oder Kinderbetreuungsmöglichkeiten. «Es soll ein Ort der Begegnung und des Austausches entstehen, egal ob während oder nach der Arbeit», sagt Annett Höland.
Aktuell sucht die Projektgruppe nun weitere Experten für die Weiterentwicklung des Projektes und Investoren, die in diese einzigartige und nachhaltige Idee investieren möchten. «Künftige Eigentümer, die aus dieser Bottom-up-Entwicklung hervorgehen, sollen ihren Bereich dann auch selbst mitgestalten können. Am Ende soll es ein fruchtbares Miteinander in Gestaltung, Finanzierung und Nutzung werden», sagt Annett Höland.
«Wir glauben an das Konzept»
Wenn es an die Umsetzung geht, profitieren die künftigen Genossenschafterinnen und Genossenschafter davon, dass die Tiefgarage bereits fertig ist. «Wir rechnen mit drei Monaten für die Baubewilligung und rund 18 Monaten Bauzeit. Das setzt aber voraus, dass wir rasch Interessenten finden und bereits während der ersten beiden Jahre mit der Planung beginnen können. Der Zeitplan ist zwar ambitioniert, aber das Projekt liegt uns sehr am Herzen. Denn wir wollen mit Pioniergeist etwas Neues schaffen. Co-Creation, wie sich das Vorgehen nennt, ist in Liechtenstein noch kaum bekannt, und auch wir lernen stetig dazu. Gleichzeitig haben wir keine Angst vor dem Scheitern, sondern glauben an das Konzept eines nachhaltigen Treffpunkts», sagt Stefan Verling, der auf die Nachhaltigkeitsziele der UNO verweist, von denen gleich mehrere die Planungen beeinflussen. Hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit, menschenwürdige Arbeit und die Reduktion von Ungleichheiten werden genauso einfliessen wie ökologische Ziele. «Ideen haben wir viele. Nun geht es darum, die Bezahlbarkeit abzuklären. Wir sind aber sehr zuversichtlich und freuen uns auf ein Gebäude, das eine weitere Bereicherung für die bereits sehr lebendige Gemeinde Schaan darstellen wird.» Erste Informationen zum Projekt finden sich unter www.coworkingspace.li/egerta-schaan.