Binnendamm wird zum tierisch guten Zuhause
Der Binnendamm-Abschnitt zwischen Under Rüttigass und Obere Rüttigass – konkret die Böschung in Richtung Rheindamm – war bisher aufgrund der fehlenden Bestockung und der starken Ausbreitung von Neophyten ein wenig attraktiver Lebensraum für die heimische Tierwelt. Ein ökologisches Aufwertungsprojekt der Gemeinde Schaan ändert dies.
Er liegt in einem beliebten Naherholungsgebiet: der rund 600 Meter lange Binnendamm-Abschnitt, der die beiden Wege Under Rüttigass und Obere Rüttigass verbindet. Der Binnendamm liegt auf dem Hoheitsgebiet der Gemeinde Vaduz. Allerdings ist Schaan im Besitz jener zwei Parzellen zwischen Rheindamm und Binnendamm, auf denen sich der Grossteil der westlich liegenden Binnendammböschung befindet. «Bis anhin war diese Böschungsseite bestockungsfrei und enthielt somit auch keinerlei Strukturen für die Tierwelt», sagt Gemeindeförster Gerhard Konrad. «Zudem hat sich dort in den letzten Jahren die Kanadische Goldrute mit dichtem Bewuchs ausgebreitet. Durch die riesigen Samenmengen dieser Neophyte drohte zudem die dorfseitige Böschung von Goldruten überwachsen zu werden.»
Ein Biodiversitätsprojekt unter der Leitung des Forstwerkhofs verhindert dies. «Indem wir grosse Teile des Goldrutenbestands ausgraben und entsorgen, wirken wir der weiteren Ausbreitung der Neophyte entgegen», erklärt Gerhard Konrad. «Zudem schaffen wir gleichzeitig mit der ökologischen Aufwertung der Böschung einen neuen, attraktiven Lebensraum für diverse Reptilien-, Vogel- und Säugetierarten.»
Strukturelemente für verschiedene Bedürfnisse
Mit ökologischer Aufwertung ist gemeint, dass verschiedene Strukturelemente den Binnendammabschnitt für die Tierwelt attraktiver machen und dadurch die Biodiversität gefördert wird. «Um eine möglichst rasche Besiedelung zu erreichen, fokussieren wir uns auf jene Tierarten, die sich bereits in der Nähe der aufzuwertenden Flächen aufhalten», sagt der Gemeindeförster. Dabei stellen insbesondere die wechselwarmen Tiere wie Erdkröten, Steinsalamander oder Ringelnattern einige Ansprüche an ihren Lebensraum. Denn nur wenn sie frostfreie Orte zum Überwintern finden, können sie die kalten Monate unbeschadet überleben.
Folgende Strukturelemente machen die Binnendammböschung zu einem tierisch guten Zuhause:
- Steinhaufen dienen einerseits als Versteck- und Sonnenplätze für Reptilien, andererseits bieten sie Igel und Hermelin Unterschlupf. Für Schmetterlinge können sie Wärmequellen, Paarungsplätze sowie Winter- und Nachtquartier sein. Sind die Steine mit Algen, Flechten oder Moosen bewachsen, entsteht dort zudem eine spezialisierte Fauna von Kleinschmetterlingen und Schnecken.
- Asthaufen haben vor allem eine Bedeutung für Amphibien wie Frösche und Kröten. Auch kleine Säugetiere wie Mauswiesel, Hermelin, Iltis und Igel wissen sie zu schätzen. Sie bieten zudem Totholz-Bewohnern wie Käfern, Bienen, Wespen und Ameisen sowie bei guter Besonnung Reptilien wie Eidechsen und Schlangen einen wertvollen Lebensraum. Asthaufen können Überwinterungsort, Sonn- und Versteckplatz sowie Aufzuchtkammer in einem sein. Auch Vögel nutzen sie gerne als Sitzwarte oder gar als Brutort.
- Liegendes Totholz wird von Organismen, insbesondere von Holz abbauenden Pilzen und zahlreichen Insekten, über Jahre hinweg zersetzt. Der Abbau von Holz ist ein langsamer Prozess, der je nach Holzart und Mikroklima unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nimmt.
- Heckenelemente aus Dornensträuchern wie Schwarzdorn, Kreuzdorn, Sanddorn oder Heckenrose bieten ideale Brut- und Nahrungsplätze für viele Vogelarten.
- Sandlinsen lassen sich einfach in die Böschung integrieren. Dort können beispielsweise bodennistende Wildbienen brüten. Offene, grasfreie Böden sind ideal für Wildbienen, um dort ihre Nester zu bauen.
Die Gemeinde Schaan hofft, dass die neue, biodivers gestaltete Binnendammböschung von den tierischen Freunden mit Begeisterung angenommen wird. Und ganz nebenbei bietet die ökologische Aufwertung auch einen Mehrwert für die Menschen: Denn wenn sich dort Bienen, Eidechsen und Co. beobachten lassen, ist ein Spaziergang auf dem Binnendamm doch gleich doppelt erholsam.
Fotos: Brigitt Risch