Kategorien
Wirtschaft Vereinsleben Kirche Infrastruktur und Gebäude Politik Dorfleben
Aktuelle Themen
#Schaan #Villenviertel #gemeinderat #sicherheit #feuerwehr #ehrenamt #Politik #steinegerta #persönlichkeiten #Kaufverhandlungen #Liebesheirat #Pioniere #Efisalf #Efiplankatobel #Wisseler #Wald #Holzen #Rüfen #Unglück #Todesfälle #Breslau #Jüdin #Holland #Widerstand #Schekolin AG #Architektur #Zug #Fuhrwerk #Fahhrad #brandschutz #Ivoclar #brände #gemeindegeschichte #Vorsteher #Auto #Verbrechen #Ruhestörung #Lebensmittelversorgung #Unfälle #Verkehr #Industrie #Vereinshaus #Theater #Mutual Club #Fürstlicher Verwalter #Gasthaus Linde #Servitenorden #Mönch #Jurist #bauten #kaufhaus #Reiseführer für das Fürstentum Liechtenstein #industriegebiet #Fremdenverkehrsverein Schaan #Engländerbau #Bonatz #Schmitthenner #Stuttgarter Schule #Winterbach #Personen- und Gesellschaftsrecht #Innsbruck #Fabrikant #Dorfentwicklung #Rom #Männerchor #Baugeschäft Hilti #Erster Weltkrieg #Dux #Dr. Brunhart #Dr. Wilhelm Schlegel #Wilderer #Höhere Töchternschule #Mühle #Institut St. Eklisabeth #Schwestern vom kostbaren Blut Christi #Kloster #Tod #Weichselbaum #Stadelmannsche Mühle #Dienstmagd #St. Gallen #Eisenbahn

Dies ist eine Webseite der Gemeinde Schaan. Haben Sie dazu oder zu einem konkreten Beitrag Fragen? Sie erreichen uns unter info(at)schaan.li oder Tel. +423 237 72 00.

Offizielle Webseite der Gemeinde Schaan  |  

Dampflokomotive gegen Buchs fahrend.jpeg
Infrastruktur und Gebäude

«Für wen bauen wir denn unsere Strassen?»

Der erste in den Medien erwähnte Autounfall in Schaan ereignete sich im August 1908. Doch auch die älteren Verkehrsmittel boten allerlei Möglichkeiten, um zu verunfallen. Manche Unglücke gingen glimpflich aus, andere leider nicht, und einige regen selbst aus der Distanz zum Schaudern an. Ein Auszug aus vier Jahrzehnten Mobilitätsgeschichte.

Während Jahrhunderten hatten sich die Menschen auf dem Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein ausschliesslich zu Fuss oder mit Pferdefuhrwerken fortbewegt – gemächlich, aber bereits nicht ganz ohne Risiko, wie eine Reihe von überlieferten Unfällen zeigt. 1872 kam die Eisenbahn ins Land, und um 1880 war der Arzt Rudolf Schädler gemäss Historischem Lexikon der erste Fahrradbesitzer Liechtensteins. Beide neuen Formen der Mobilität stiessen rasch auf Zuspruch in der Bevölkerung, brachten aber auch neue Risiken mit sich. Erneut gestiegen ist das Unfallrisiko, als Autos das Strassenbild ab 1902 zu ergänzen begannen. Die ersten Autobesitzer des Landes hatten ihren Lebensmittelpunkt in Schaan. Dennoch dauerte es bis 1908, bis das neue Verkehrsmittel auf Schaaner Gemeindegebiet erstmals in einen erwähnenswerten Unfall verwickelt war, wie ein Blick in die Landespresse zeigt. Doch der Reihe nach.

«Eine ernste Warnung für Tabakraucher»

Die ersten beiden Printmedien Liechtensteins waren die «Liechtensteinische Landeszeitung», die von 1863 bis 1868 erschien, und die «Liechtensteinische Wochenzeitung», der von 1873 bis 1877 ebenfalls nur ein kurzes Leben beschieden war. Sie berichteten kurz und bündig aus dem In- und vor allem dem Ausland. Wenn diese Blätter einen längeren Bericht publizierten, musste schon etwas Bemerkenswertes passiert sein. So beispielsweise der Unfall vom 22. Mai 1876, von dem die «Wochenzeitung» gleich zweimal berichtete. Zunächst am 26. Mai 1876: «Heute Nachmittag ereignete sich auf der Straße zwischen Schaan und Vaduz ein sehr bedauernswerther Unglücksfall. Zu dieser Zeit fuhr nämlich Schlosser Marxer von Vaduz mit einem Fuder Streue von Schaan gegen Vaduz; derselbe und sein 70jähriger Schwiegervater saßen vorn auf dem Fuder, rückwärts sein Knabe. Als dieselben die letzten Häuser von Schaan passiert hatten, fing die Streuladung plötzlich zu brennen an und stand im Nu in hellen Flammen; die Pferde dadurch scheu gemacht, stürmten mit der brennenden Ladung in rasender Eile davon, so daß das Feuer noch mehr angefacht wurde, bis sie in der Nähe von Mühleholz von einigen Männern angehalten und vom Wagen entfernt wurden; dem rückwärts auf dem Fuder sitzenden Knaben war es gelungen unversehrt herunter zu springen, während Marxer und sein Schwiegervater auf dem brennenden Wagen blieben, bis derselbe aufgehalten wurde. Beide erlitten in Folge dessen bedeutende Brandwunden, denen der Schwiegervater Math. Negele nach wenigen Stunden erlegen ist, während Marxer, weniger verletzt, noch nicht außer aller Gefahr sich befindet. Wie man vermuthet, soll das Feuer durch eine brennende Pfeife Tabak entstanden sein; eine ernste Warnung für Tabakraucher.» Auch Marxer fiel dem Unglück schliesslich zum Opfer, wie die «Wochenzeitung» am 6. Juni vermeldete. Das Unglück «ist um so trauriger geworden, als nun auch Schlosser Marxer in Folge der Brandverletzungen gestorben ist. Die so schwer geprüfte Frau des Verunglückten kam zudem vor dessen Todestage nieder und hat in so kurzer Zeit und unter solchen Umständen ihren Vater und ihren braven allgemein geachteten Mann verloren. Eine schwere Prüfung!»

Verhängnisvolles Nickerchen

Am 24. September 1889 berichtete das 1878 ins Leben gerufene «Volksblatt» von einem alles andere als alltäglichen Unfall, der sich bereits am 15. September ereignet hatte: «Auf der Eisenbahnbrücke zwischen Schaan und Buchs wurde […] ein Finanzwachmann von einem Zuge so überfahren, daß er einen Fuß ganz verlor. Der Mann war auf der Brücke eingeschlafen und erwachte erst, als der Zug schon herbeieilte. Man brachte ihn zur Verpflegung in das Armenhaus nach Schaan, wo er heute noch liegt.»

Doch verglichen mit einem Verunglückten vier Monate zuvor hatte der eingeschlafene Finanzer noch Glück gehabt. Denn am 7. Mai 1886 musste das «Volksblatt» über einen weit tragischeren Unfall in Schaan berichten: «Vor einigen Tagen ereignete sich auf hiesiger Station ein höchst trauriger Unglücksfall. Bei dem am 25. April von Buchs nach Feldkirch abgegangenen Nachtzuge fiel Kondukteur Hebberger in Folge eines noch nicht aufgeklärten Zufalles von einem Wagen und kam so unglücklich unter den Zug, daß er lebensgefährliche Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks davontrug. Der Unglückliche ist am 28. April der Verletzung erlegen. Er ruhe im Frieden.»

Unachtsamkeit war auch der Grund für ein Unglück mit einem Pferdefuhrwerk am 23. November 1887, von dem das «Volksblatt» am 25. November berichtete: «Der hiesige Bote, Ferd. Nigg, wurde […] von einem schweren Unglücksfall betroffen. Derselbe passierte gegen Mitternacht die letzten Häuser von Schaan gegen Vaduz zu, mit seinem Boten-Fuhrwerk von Feldkirch kommend und wollte, wie es scheint, zwischen den schwerbeladenen Wagen etwas in Ordnung bringen, während das Fuhrwerk im Gange war, als er durch irgend einen Zufall zwischen den Wagen zum Falle kam und von dem hintern Fuhrwagen überfahren wurde. Nach ärztlichem Bericht sind Brustkorb und Lunge sehr bedenklich verletzt, so dass ein Aufkommen fraglich ist.» Diese Befürchtung bewahrheitete sich leider. Der 44-jährige Nigg war seinen Verletzungen schon am 24. November, aber wohl nach Redaktionsschluss, erlegen. Mindestens acht seiner insgesamt 14 Kinder waren zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und damit Halbwaisen.

Ein Fund lässt schaudern

Nicht ohne Risiken war auch die Verkehrsteilnahme zu Fuss. Das galt einerseits natürlich für das Gebirge, wie ein Fund vom Spätsommer 1888 zeigt, über den das «Volksblatt» am 7. September informierte: «Laut Mitteilung wurde in Schaan am 29. August auf der Gamander Rüfe beim Aufladen von Schutt ein noch ganz gut erhaltener Schuh samt Strumpf und Knochen eines menschlichen Fußes gefunden. Diese dürften vielleicht von einem auf den Drei Schwestern verunglückten Bergsteiger herrühren, der die Besteigung allein vorgenommen und durch einen unglücklichen Tritt über einen Felsen hinunter in das Bett der Rüfe gefallen, dann durch diese, in dem ihr heuer günstigen Sommer, bis zur Stelle, wo sie angefunden, herunter geschoben wurde. Im Frühjahr soll in der gleichen Rüfe der Schädelknochen eines Menschen gefunden worden sein. Ob dies vielleicht Ueberreste von dem letztes Jahr als vermißt ausgeschriebenen Apotheker aus Lindau sind, ist bis jetzt nicht bekannt, da über das Schicksal desselben hier weiter keine Nachrichten eingegangen sind, und derselbe laut Angabe der Ausschreibung die Besteigung der Drei Schwestern im Plane hatte. Vielleicht kann durch die aufgefundenen Gegenstände noch Bestimmteres hierüber nachgewiesen werden.»

Fahrerflucht auf zwei Rädern

Allerdings lauerten Gefahren für Fussgänger auch im Tal, wie der Fall des Gampriner Mühlepächters Andreas Wohlwend zeigt, dem sich das «Volksblatt» am 21. April 1905 widmete. Er wurde sechs Tage zuvor «in der Nähe der alten Kirche in Schaan [St. Peter] durch einen Radfahrer überfahren und liegt seither an Gehirnerschütterung erkrankt darnieder. Der schuldige Radfahrer machte sich aus dem Staube.» Bald zeigte sich, wie schwerwiegend die Verletzungen waren, wie aus einer weiteren Meldung im «Volksblatt» vom 28. April hervorgeht: «Ueber den Unglücksfall, welcher den Mühlepächter Andreas Wohlwend […] getroffen hat, erfahren wir folgendes: And. Wohlwend wurde am 15. d. Mts. in Schaan bei der alten Kirche von einem Radfahrer mit dem Pedal des Rades rückwärts am Fuße getroffen und zu Falle gebracht, wobei er mit dem Hinterkopf auf die Straße heftig aufschlug. Er wurde sofort schwindelig, konnte sich aber doch noch soweit bezwingen, daß er die Fahrt mit seinem Fuhrwerk fortsetzen konnte. Eine ihm von mehreren Seiten angebotene Begleitung lehnte er ab. Die sofort eingeleitete ärztliche Behandlung konstatierte die Symptome einer Gehirnerschütterung, an deren Folgen Wohlwend am 23. April morgens starb.»

Pferdefuhrwerk vs. Pferdestärken – 1:0

1908 war es schliesslich so weit, dass sich in Schaan der erste dokumentierte Unfall mit einem Auto ereignete. Auch darüber berichtete das «Volksblatt», und zwar in seiner Ausgabe vom 7. August. «Vergangene Woche scheuten die Pferde des Fuhrmannes Lorenz Hilti in Schaan vor einem daherfahrenden Automobile in der Nähe der Brauerei Quaderer. Pferde und Fuhrmann kamen mit dem Schrecken davon, der Wagen wurde demoliert. Der Automobil-Besitzer leistete dem Fuhrmann einen Schadenersatz von 300 Kronen.» Damit endete der Bericht, und der Autor ging zum Kommentieren über: «Wenn ein Autler auf der Landstraße und noch dazu in der Nähe eines Dorfes so rücksichtslos drauflosfährt, daß altgewohnte Arbeitspferde unter Leitung eines rüstigen, nüchternen Fuhrmannes vor ihm in wilder Angst Reißaus nehmen, so verdient er schon höher genommen [bestraft] zu werden. Solches Fahren macht die Straße faktisch unsicher und für wen bauen wir denn unsere Strassen?»

Den Siegeszug des Automobils in Liechtenstein konnten aber weder das Ereignis an sich noch die journalistische Leidenschaft des «Volksblatt»-Redaktors aufhalten. Selbst wenn es noch Jahre dauern sollte, bis Autounfälle quasi an der Tagesordnung waren.

Titelbild: Gemeindearchiv Schaan, BSg 10/77, Fotograf unbekannt

Bahnhof Schaan_ca1900_H_A_01.jpeg
Erstes Auto in Schaan_Z_A_01.jpeg
Fuhrwerk mit Kuhgespann an der Landstrasse in Schaan.jpeg
Karl Kaufmann mit Fuhrwerk_Privatarchiv Herta Frick.jpeg
Wanger Luise und Jakob.jpg
Frauen im Quartier im Loch_Foto Paul Marxer Schaan.jpeg
Veröffentlicht am 22. Dezember 2025
#Verkehr#Unfälle#Auto#Fahhrad#Fuhrwerk#Zug#Eisenbahn
Zurück
Lesenswert
Dampflokomotive gegen Buchs fahrend.jpeg
«Für wen bauen wir denn unsere Strassen?»
Bild Steinegerta Interview.jpg
SCHAA VERZELLT! «Rächt henr gha» – Lorenz Schierscher und Gottlieb Hilti erinnern sich
Anwesen Steinegerta.jpg
Von der Villa Ruscheweyh zum Anwesen Steinegerta
GAS BSg 5_72_Gasthaus Traube.jpg
Von Grasdiebstählen und Revolverhelden
fritz thöny.png
SCHAA VERZELLT! «D Hauptsach isch, dass glöscht isch» – Fritz Thöny erinnert sich

Gemeinde Schaan
Landstrasse 19, 9494 Schaan        Datenschutz  |  Impressum