Von der «Stromgelta» zur Elektromobilität
Elektromobilität ist zwar kein ganz neues Phänomen, aber lange fristete sie ein Nischendasein. Mittlerweile setzt sie sich aber immer schneller durch und überzeugt durch zunehmende Effizienz. Für die Gemeinde Schaan steht fest, dass sie eine Vorbildfunktion hat und ihren Beitrag zur Förderung dieser nachhaltigen Form der Mobilität leisten will – sei es auf zwei oder auf vier Rädern.
«Einige Mitglieder des Gemeinderats sind der Auffassung, dass die Gemeinde im Bereich Umweltschutz eine Vorbildfunktion einnehmen muss.» Dieser Satz ist keine Erkenntnis neueren Datums, sondern stammt aus der Sitzung vom 23. Oktober 1991. Die Lösung war die relativ kontrovers diskutierte Anschaffung eines Elektroautos für die Bauverwaltung. Die vier Gemeinderäte, die bei zwei Abwesenden gegen die später zunächst liebevoll, dann abwertend so genannte «Stromgelta» stimmten, dürften in der Sitzung vom 9. November 1994 Genugtuung empfunden haben. Das Elektromobil vom Modell Tavria hatte bis dahin lediglich 2870 Kilometer zurückgelegt. Trotzdem reichte eine Nacht an der Steckdose nur noch für eine Fahrt vom Rathaus zum Resch und zurück. «Der Liegenschaftsverwalter war und ist mit dem Fahrzeug nicht zufrieden. Es funktionierte eigentlich nie wie ein richtiges Auto», heisst es im Gemeinderatsprotokoll. So vergingen viele Jahre, bis die Gemeinde sich wieder der Elektromobilität widmete. Dem technischen Fortschritt sei Dank ist aber wenigstens der zweite Anlauf eine Erfolgsgeschichte.
Elektrofahrzeuge, wo immer es geht
«Wenn wir in der Gemeindeverwaltung neue Fahrzeuge benötigen, prüfen wir zunächst stets, ob ein Elektromobil eine gangbare Alternative ist. Das ist glücklicherweise immer häufiger der Fall. In den vergangenen Jahren haben wir nur noch Elektroautos und eines mit Hybridantrieb angeschafft», sagt Vorsteher Daniel Hilti. Zu dieser wachsenden Elektroflotte der Verwaltung, mittlerweile sind es vier Fahrzeuge, gehört inzwischen auch ein Lieferwagen, den die Hauswarte im Schulzentrum Resch benutzen. «Sie waren zu Anfang etwas skeptisch, ob das Fahrzeug die nötige Leistung bringt, die sie zum Transport von Personen und Waren benötigen. Heute sind sie aber sehr zufrieden», sagt Daniel Hilti und verweist mit einem Schmunzeln darauf, dass die Strecke Resch-Rathaus und zurück heute kein Gradmesser mehr ist.
Nach wie vor zeigt die Technik der Elektromobilität aber noch ihre Grenzen auf. «Das kürzlich neubestellte Dienstfahrzeug für den Werkmeister verfügt beispielsweise über einen Verbrennungsmotor. Er benötigt einen Allradantrieb mit einer gewissen Leistung, die ein Elektromotor bisher nicht wirtschaftlich bringt. Auch im Forst oder bei anderen Kommunalmaschinen kommen wir noch nicht ohne Benzin oder Diesel aus. Insgesamt machen wir aber gute beziehungsweise immer bessere Erfahrungen und setzen den Weg der Elektromobilität fort.»
E-Bikes bei Bedarf einfach ausleihen
Elektromobilität findet in Schaan aber selbstverständlich nicht nur auf vier Rädern statt. Die Gemeinde fördert auch E-Bikes. Dazu gehört die Unterstützung des Radleihsystems der LIEmobil, das in diesem Sommer seinen Betrieb aufnimmt. Die Idee ist simpel: Ein E-Bike dort ausleihen, wo man es gerade benötigt, mittels App einen geringen Unkostenbeitrag zahlen und das Rad am Ziel oder in dessen Nähe wieder zurückgeben.
Damit dieses System zur Unterstützung des öffentlichen Verkehrs möglichst erschwinglich ist, fördern Land und Gemeinde sowohl die E-Bikes als auch die Stationen. «Wir finanzieren zehn Räder sowie die Ladestationen beim Rathaus und beim St. Peter. Hinzu kommt die Station des Landes beim Bahnhof. Eventuell beteiligen sich auch noch grössere Unternehmen mit einer Station im Industriegebiet», sagt Vorsteher Daniel Hilti. Zunächst hatte die Gemeinde beabsichtigt, auch bei der Jugendherberge eine Lade- und Leihstation zu installieren. «Davon sind wir vorläufig aber abgekommen, da die Nutzer der E-Bikes mindestens 14 Jahre alt sein müssen und aufgrund dieser Altersgrenze oft keine komplette Familie vom Angebot Gebrauch machen könnte. Die LIEmobil wird das Projekt jedoch laufend evaluieren, die Resultate sicher mit der Gemeindeverwaltung besprechen, und auch wir werden die Rückmeldungen, die wir erhalten, weitergeben. So kann es durchaus sein, dass das Netz der Ladestationen in Schaan künftig noch erweitert wird.»
Auftakfoto: Gemeindearchiv Schaan
Weitere Fotos: Brigitt Risch