
Schaan zum 200. Mal im «Blickpunkt»
Als die ersten Ausgaben des «Informations-Bulletins» in den Schaaner Briefkästen landeten, waren das private und berufliche Leben in der Gemeinde mit heute kaum zu vergleichen. Wie der Alltag hat sich auch das Medium gewandelt: vom «Bulletin» über «Schaan heute» und «Schaan» bis zum «Blickpunkt». Der Grundgedanke ist aber seit 200 Ausgaben derselbe.
«Die Kanzleistunden des Vorstehers werden wie folgt festgelegt: Vormittags 11.00–12.00 Uhr, abends 8.15–19.15 Uhr. Wir bitten die Bevölkerung, diese Besprechungsmöglichkeiten zu benützen und, wenn immer möglich, ihn während seiner beruflichen Tätigkeit mit Gemeindeangelegenheiten nicht zu belasten», heisst es auf Seite 1 der ersten Ausgabe des «Informations-Bulletins» der Gemeinde Schaan aus dem Jahr 1969. Daraufhin sind aber auch die Telefonnummern genannt, unter denen der neu gewählte und damals noch nebenamtlich tätige Vorsteher, Walter Beck, in dringenden Fällen zu erreichen war.
Dennoch war es für Beck sicher ein Anliegen, die Bevölkerung umfassend über zentrale Gemeinderatsbeschlüsse zu informieren, um gewisse Fragen zu beantworten, bevor sie in seinen Besprechungsstunden gestellt werden. Sechs Ausgaben des Bulletins, maschinengeschrieben, ohne Bilder und Grafiken und noch relativ dünn, erschienen damals pro Jahr.
Von Pferden, Pferdestärken und Magnetcomputern
So erfuhr die Schaaner Bevölkerung in Ausgabe 3 des Bulletins, dass der Leichentransport mit Pferd und Totenwagen eingestellt werden musste, da Fahrer Rudolf Heeb «auf Grund Liquidierung seines Pferdebestands seinen Dienst nicht mehr ausüben» kann und dass künftig Hans Frick aus Vaduz mit seinem motorisierten, mit mehr als einer Pferdestärke ausgestatteten Bestattungswagen für die letzte irdische Reise zuständig sein wird.
Ausgabe 9 vom August 1970 informierte hingegen über die Anschaffung eines Magnetcomputers zum Kostenpunkt von 70’000 Franken, da die Arbeit des Gemeindekassieramts rationalisiert werden musste, «da beide Angestellte durch die vielseitigen Aufgaben überlastet sind». Allerdings liess die Entlastung noch etwas auf sich warten. «Der Computer wird in ca. 1 Jahr geliefert », heisst es im Bulletin. Darauf warteten nicht nur die zuständigen Schaaner Kassiere händeringend, sondern auch ihre Kollegen in Triesenberg. Denn diese sollten den nicht mehr benötigten Buchungsapparat erhalten.
25 Ausgaben des «Informations-Bulletins» erschienen insgesamt, bevor die Publikation im September 1974 ein neues Gewand und einen neuen Namen erhielt. Fortan war der bisherige Titel nur noch Untertitel. Das Heft nannte sich «Schaan heute». Begründet wurde der Wechsel nicht, aber in einer knappen Meldung die Hoffnung geäussert, «dass auch bei Ihnen dieser ‹neue Stil› Gefallen findet». Drucktechnisch und grafisch war eine entscheidende Neuerung, dass mehr Fotos abgebildet werden konnten, denn diese mussten nicht mehr auf gesondert eingefügten Seiten in speziellem Papier erscheinen. Gab es nicht genug aus dem Gemeinderat zu berichten, wurden die Seiten mit langen Weihnachtsgeschichten in Prosa oder, wie im Dezember 1974, mit einem dreiseitigen Bericht über die Neueröffnung des Hotel-Restaurants Schaanerhof gefüllt. Daran änderte sich in den folgenden 17 Jahren nur wenig.
Dann jedoch kam der Gemeinderat im November 1991 zum Schluss, dass er selbst und die Gemeindevorstehung «auf eine gute Zusammenarbeit mit der Bevölkerung angewiesen» sind. Daher müsse diese noch besser informiert werden. Ein erster Schritt war die Einführung des Teletext-Systems, ein zweiter die Neukonzeptionierung von «Schaan heute».
«Schaan» statt «SchaAnzeiger»
Mit Norbert Jansen wurde ein externer Redaktor beigezogen, der einige Vorgaben mit auf den Weg bekam: «Neben vielen neuen Beiträgen, wie z.B. Interviews mit Fachleuten zu speziellen Bauvorhaben in der Gemeinde, sollen altbewährte Rubriken wie Jubiläen, neue Mitarbeiter, Wiedergabe wichtiger Gemeinderatsbeschlüsse u.a.m. beibehalten werden», heisst es im entsprechenden Gemeinderatsprotokoll. Die Erscheinungsweise, inzwischen kam «Schaan heute» zwei- bis dreimal pro Jahr in die Haushalte, sollte auf vier Ausgaben festgelegt werden.
Dass das Magazin auf Recyclingpapier gedruckt werden muss, stand ausserfrage. Daran hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber an der Qualität des Recyclingpapiers. Schon Ende 1995 machte besseres Papier den Abdruck von mehr und hochwertigeren Fotos möglich.
Im März 1997 erschien zusammengerechnet die 100. Ausgabe von Informationsbulletin und «Schaan heute». «Die Produktion einer Ausgabe […] (Auflage: 3000 Exemplare) erstreckt sich heute über sechs Wochen, über zwei Dutzend Personen leisten jeweils ihren Beitrag zum guten Gelingen», berichtete das «Volksblatt» damals.
Einige Monate später befassten sich die für den Inhalt inzwischen zuständige Informationskommission sowie der Gemeinderat mit einer Neugestaltung des Layouts, mit dem das Heft ab 1998 erschien. Schon bald erachtete die Kommission «Schaan heute» optisch aber als «zu bieder». Aus der Gemeindeverwaltung kamen ähnliche Stimmen. Eine erneute Umgestaltung sollte aber erst nach den Gemeindewahlen 2003, zu denen Vorsteher Hansjakob Falk nicht mehr antrat, unter seinem Nachfolger Daniel Hilti in Angriff genommen werden.
Dann ging alles ganz schnell. Schon vier Monate nach den Wahlen erschien das Magazin erstmals im Farbdruck und mit aufgelockertem Layout. Neu war auch der Name. Aus «Schaan heute» wurde schlicht «Schaan». Denn «heute» suggeriere aktuelle Nachrichten, was bei einer vierteljährlichen Erscheinungsweise nicht möglich sei, befand der Gemeinderat. Andere neue Namen wie den «SchaAnzeiger» verwarf das Gremium.
Vieles ändert sich, die Grundidee besteht
Auch die Halbwertszeit des Namens «Schaan» war begrenzt. Im Sommer 2009 erschien der erste «Blickpunkt». Seine Vorgänger eingerechnet, handelte es sich um die 149. Ausgabe. Gleichzeitig wurde auch das Layout wieder angepasst. «Mit ausführlicheren Informationen und Berichten zu Schaan und seinen Menschen, mit vielen Momentaufnahmen aus unserem Dorfleben und mit neuen Themenschwerpunkten wollen wir Sie über die Entwicklungen in der Gemeinde noch besser auf dem Laufenden halten. Deshalb haben wir der Publikation neu auch den Namen ‹Blickpunkt Schaan› gegeben: Aufgreifen möchten wir darin möglichst viele Themen, die im Blickpunkt der Schaaner Öffentlichkeit stehen», schrieb Gemeindevorsteher Daniel Hilti in seinem damaligen Editorial.
Der Titel «Blickpunkt» hat sich in den vergangenen fast zwölf Jahren nicht geändert. Das Layout erfuhr mit Ausgabe 190 im Herbst 2019 jedoch nochmals eine erfrischende Anpassung, und die Produktion erfolgt seither CO2-neutral. Erhalten geblieben sind das umweltfreundliche Papier, das für den Druck verwendet wird, die vierteljährliche Erscheinung und der Inhalt. Denn ob es nun um Leichenwagen oder Computer für 70'000 Franken geht oder um die Sanierung des Rheindamms und die Begrünung des Dorfes wie im aktuellen Heft: Die Bevölkerung wird seit 200 Ausgaben umfassend informiert. Sollten die Einwohner dennoch Fragen haben, so sind die Bürozeiten des Vorstehers aber ausgedehnter als im Jahr 1969.
Hier geht´s zur aktuellen 200. Ausgabe
Nachweis der Ausgaben: Gemeindearchiv Schaan