
Teil 9: Schaaner Flurnamen – die Alp Valorsch und das Gebiet Stachler
Die regionale Namenwelt ist eine reiche Quelle sprach- und volkskundlicher, geschichtlicher und landschaftsbezogener Erkenntnisse. Das Namenbuch hat diesen Wissensschatz konserviert. Dazu gehören auch mehrere Hundert Schaaner Flurnamen, von denen einige in einer Serie vorgestellt werden. Der neunte Teil dieser Serie widmet sich der Alp Valorsch und dem Gebiet Stachler.
Stachler
Alp im Malbuntal, über dem Malbunbach gelegen, zur Genossenschaft Guschg gehörend.
Der Name rührt her vom mundartlichen Begriff Stachel für Stahl. Dieses wurde auf -er abgeleitet. Es stammt in seiner Bedeutung wohl von Stahlberg, also ein Bergmassiv mit Eisenerzverkommen, die sich zur Stahlerzeugung eignen. Weitere Flurnamen im nahegelegenen Gebiet Valorsch deuten ebenfalls auf einen Abbau von Eisenerz hin.
Bergleswes
Steiles Weidegebiet im Stachler, teilweise Waldwiesen, gegen das Bärgi (Triesenberg) hin.
Der Name steht in direktem Zusammenhang mit dem Begriff Bärgischwäsa, der vom Walserdialekt in die Talmundart übertragen und so zu Bergleswes wurde. Er bedeutet so viel wie grasbewachsener Erdboden beim Bärgi.
Tutter
Von Felsbändern durchzogener Weidehang im Gebiet Stachler, westlich unterhalb des Stachlerkopfs.
Tutter könnte sich auf einen mundartlichen Begriff für einen Ort beziehen, an dem Bäume einen Auswuchs haben, also eine Art knollenförmige Wucherungen. Eine andere Deutung ist der mundartliche Begriff für Sumpfdotterblume, die ebenfalls Tutter genannt wird bzw. wurde.
Fulhöttaplatz
Viehlagerplatz auf einer kleineren, ebenen Weidefläche im Stachler, nördlich des Stachlerstalls, östlich von Bergleswes.
Die ful Hötta könnte sich auf ein Morsches Hüttengebäude bezogen haben. Es ist aber fast ausgeschlossen, dass in dieser Flur jemals eine Hütte stand, wohl aber faule Tannen. Dass der Name, wie volkstümlich zum Teil überliefert, von Hüterbuben stammt, die zu faul zum Hüten waren, scheint unwahrscheinlich.
Valorsch
Alpengebiet am Schönberg mit den beiden Schaaner Alpteilen Vordervalorsch und Mittlervalorsch sowie dem Vaduzer Alpteil Hindervalorsch.
Wahrscheinlichster Ansatz für die Namensherkunft sind die rätoromanischen Begriffe val für Tal und uors für Bär, also Bärental. Derselbe Namenstyp in dieser Kombination tritt in Graubünden und Vorarlberg auf.
Stöck
Weidhang auf der Alp Vordervalorsch, nordöstlich oberhalb der Küeweid.
Zugrunde liegt das mundartliche Stock für Wurzelstock. In diesem Zusammenhang ist es im Plural verwendet für eine Fläche mit vielen Wurzelstöcken, also gerodetes Waldgebiet.
Herdstell
Steiles Weidegebiet auf der Alp Mittlervalorsch, westlich unterhalb der Undera Hötta, gegen die Samina steiler abfallend.
Der Name stammt vom mundartlichen Begriff für Kochstelle, also eine kleine Hütte ohne Viehstall.
Brandegg
Waldweide auf der Alp Mittlervalorsch, zwischen Samina und Valorschbach gelegen.
Egg steht für Geländerücken oder Wegbiegung. Brand dürfte sich auf einen Waldbrand beziehen, der sich dort um das Jahr 1910 ereignet hat.
Lager
Drei Weidegebiete auf der Alp Valorsch tragen diesen Namen, zwei im Mittler- und eines im Vordervalorsch.
Der Begriff bezieht sich auf das mundartliche Lager für eine flachere Stelle, auf der das Vieh im Freien nächtigen kann.
Bi da Bröggle
Viehwege auf der Alp Mittlervalorsch, von der Obera Hötta in die Alp Vordervalorsch hinaus.
Der Name bedeutet simpel bei den kleinen Brücken, denn die Viehwege führen über sechs Bäche.
Foto: Brigitt Risch