
Teil 4: Schaaner Flurnamen – vom Pardiel bis zum Pfaffamad
Die regionale Namenwelt ist eine reiche Quelle sprach- und volkskundlicher, geschichtlicher, und landschaftsbezogener Erkenntnisse. Das Namenbuch hat diesen Wissensschatz konserviert. Der vierte Teil der Serie «Schaaner Flurnamen» widmet sich dem Nordwesten des Siedlungsgebiets.
Pardiel
Wiesen, Häuser, Obstgärten und Strasse zwischen Zollstrasse und Wesagass. Der Strassenname wird offiziell mit Präposition als Im Pardiel verwendet.
Der Name stammt vom Alträtoromanischen pradiel für «kleine Wiese» bzw. «Wieslein». Er findet sich im ganzen ehemaligen und aktuellen romanischen Sprachgebiet, gleichlautend zum Beispiel in Ragaz und Wangs, als Impertill in Sevelen oder als Bardiel in Nenzing. Die Umstellung der Buchstaben R und A erfolgte im Zuge der Eindeutschung.
Malarsch
Häuser mit Wiesen und Äckern und Strasse nordwestlich des Dorfes, zwischen Tröxlegass und Zollstrasse. Der Strassenname wird offiziell mit Präposition als Im Malarsch verwendet.
Der Name stammt vom Rätoromanischen malèr, was Apfelbaum bedeutet. Im Plural lautet der Begriff malèrs. Er deutet auf die Verbreitung von Obstgärten in diesem Gebiet hin. Der Namentyp ist in der Region weitverbreitet und findet sich beispielsweise gleichlautend in Bludenz, Innerbraz und Schiers oder als Malär in Valens und Schruns.
Tröxle
Wiesen, Häuser und Strasse nördlich des Dorfes, teils örtlich identisch mit Bim Flugplatz.
Tröxle leitet sich vom Rätoromanischen Wort truoi bzw. trutg für «Pfad», «Viehweglein» her. Der Worttyp ging als Lehnwort früh ins Alemannische des voralpinen und alpinen Raums über. Beim Tröxle handelt es sich nochmals um die Verkleinerungsform des Viehwegleins.
Grabaton
Wiesen, Äcker und Strasse westlich des Dorfes, zwischen dem grossen und dem kleinen Kanal. Die Strasse verbindet Zollstrasse und Tröxlegass. Der Strassenname wird mit Präposition als Im Grabaton verwendet.
Den Ursprung des Namens bildet der Alträtoromanische Begriff pra(u) pitgogna für «Bordwiese» oder «Stutzwiese». Es handelte sich um Wiesland am Rande der Talebene längs einem vom Rhein an den Ausläufern der Seitenrüfen streckenweise gebildeten, um wenige Meter steil abfallenden Bord. Ob beim Übergang vom ursprünglichem Prapaton zu Grabaton das deutsche Wort Graben eine Rolle spielte, lässt sich nicht belegen.
Weslewolf
Ebenes Ackerland westlich des Dorfes, zwischen Grabaton und Malarsch.
Sicher steckt im ersten Teil das rätoromanische isla für «Insel», «am Fluss liegendes, meist unbebautes, mit Erlen bestocktes Ufergelände». Zum zweiten Teil, -bulf, müssen mindestens zwei Herleitungen erwogen werden. Es könnte für bova, also Weide oder Ochsenweide, stehen. Dafür spricht die Nähe zum, Gebiet Bofel. Die zweite Möglichkeit ist die Verbindung von isla mit dem Personennamen Buolf.
Bim Flugplatz
Wiesen und Häuser nördlich des Dorfs, von der Tröxlegass bis zu Rosagartaweg, zwischen Stadtgraba und Benderer Strasse, teils örtlich identisch mit Tröxle.
Der neuzeitliche Strassenname bezieht sich auf den Flugplatz, der in diesem Gebiet von Mitte der 1930er- bis Anfang der 1950er-Jahre bestand.
Kümmerle
Ebenes, kleines Wiesenstück nördlich des Dorfes, im nordwestlichen Teil des Gebiets Rosagarta.
Ein Familienname Kümmerli ist für Schaan nicht bezeugt, der Flurname Kümmerliswes Ruggell deutet aber daraufhin, dass der Personenname in Liechtenstein existierte. Kümmerle könnte aber auch von mitteldeutschen Adjektiv kümmerleg für «mühselig» herrühren. Der Benennungshintergrund wäre dann wohl anekdotischer Natur.
Pfaffamad
Ebenes Kulturland und Strasse nördlich des Dorfes, von der Bahn durchschnitten. Die Strasse führt von der Benderer Strasse zum Gebiet Pfaffamad. Der Strassenname wird offiziell mit Präposition als Im Pfaffamad verwendet.
Der Name steht für die «Mähwiese des Pfarrers» bzw. die «Mähwiese, deren Ertrag dem Pfarrer oder der Kirche zugutekommt».
Foto: Brigitt Risch