
Kinder und Jugendliche erhalten eine Stimme
Schaan macht sich auf den Weg zum UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde», so hat es der Gemeinderat im Mai 2021 beschlossen. Zwar ist die Gemeinde bereits heute ein attraktiver Lebensort für Kinder und Jugendliche, doch es besteht Luft nach oben – insbesondere, was das Stichwort Partizipation betrifft. Eine Arbeitsgruppe hat sich an die Ideensammlung gemacht und plant bereits für Frühling 2022 die ersten Beteiligungsanlässe.
Unsere Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen. Für eine gut funktionierende Demokratie liegt es da eigentlich auf der Hand, dass Staat und Gemeinde alles daransetzen müssen, Kinder und Jugendliche in ihrer Meinungsbildung zu unterstützen. Eine Ansicht, die auch Lukrezia Gassner vom GZ Resch teilt, welche die Umsetzung des UNICEF-Labels «Kinderfreundliche Gemeinde» koordiniert: «Es ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung, jungen Menschen zu ermöglichen, das gesellschaftliche Leben aktiv mitzugestalten. Dieser Miteinbezug steigert die Identifikation mit dem Heimatort, hilft Kindern und Jugendlichen, sich zu integrieren und kann Anstoss sein, sich auch im Erwachsenenalter aktiv am öffentlichen Leben zu beteiligen.»
Kindern zu mehr Rechten verhelfen
Doch was hat es eigentlich mit diesem UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» auf sich? Um die Bedeutung richtig einzuschätzen, hilft ein Blick zurück ins Jahr 1996. Nämlich in das Jahr, als Liechtenstein – ein Jahr vor der Schweiz – die UN-Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert und sich damit verpflichtet hat, die in 54 Artikeln festgehaltenen Kinderrechte im eigenen Land umzusetzen. Das definierte Spektrum ist breit und reicht vom Recht auf Gesundheit und Familie über das Recht auf Bildung bis hin zum Recht auf Partizipation. Genau dort setzt das UNICEF-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» an, denn es hilft Verwaltungen, sich nicht nur zur Kinderrechtskonvention zu bekennen, sondern sie auch zu leben.
Konkret definiert sich Kinderfreundlichkeit gemäss UNICEF dadurch, wie die Rechte der Kinder auf Schutz, Förderung, Gleichbehandlung und Anhörung in den Bereichen Verwaltung und Politik, Schule, Betreuung, Kinder- und Jugendschutz, Gesundheit, Freizeit und Wohnumfeld umgesetzt werden. «Es geht aber nicht nur um die Umsetzung der UN-Konvention», betont Lukrezia Gassner. «Wenn wir den Weg hin zu einer kinderfreundlichen Gemeinde gehen, verändern wir gleichzeitig unsere Perspektive, und unser Blick weitet sich für neue, zukunftsweisende Lösungen.»
Partizipation als Schwerpunkt
Die Nähe zu den Kindern, die sie als Mitarbeitende des Gemeinschaftszentrums Resch und Verantwortliche für den Abenteuerspielplatz Dräggspatz mitbringt, zeichnet Lukrezia Gassner perfekt für diese Aufgabe aus. Und gerade weil sie sich tagtäglich in ihrer Arbeit mit jungen Menschen beschäftigt, hat es sie sehr gefreut, dass Schaan in einer ersten Standortbestimmung von UNICEF bereits ein gutes Ergebnis erzielt hat. Das bedeutet: Es gibt in der Gemeinde bereits viele attraktive Strukturen und Angebote für Kinder und Jugendliche. Doch «gut» ist nicht «gut genug», und so möchte sich die Gemeinde Schaan insbesondere beim Thema Partizipation und Information verbessern. «Wir möchten uns noch intensiver mit Themen befassen, welche Kinder und Jugendliche beschäftigen und sie vermehrt in politische und Verwaltungsthemen einbeziehen», sagt Lukrezia Gassner.
Mit «uns» spricht sie in erster Linie die hierfür ins Leben gerufene Arbeitsgruppe an, die neben Lukrezia Gassner aus Philipp Dünser (Leiter Gemeindeschulen), den beiden Gemeinderätinnen Alexandra Konrad-Biedermann (Kommission Gemeinwesen) und Caroline Riegler (Schulratspräsidentin, Kommission Schulwegsicherung), Johanna Loretz (OJA Schaan), Uwe Richter (Gemeindesekretär) und Daniel Walser (Leiter GZ Resch) besteht. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Monaten Ideen geschmiedet und bereits konkrete Projekte definiert. So werden im Frühling die ersten Beteiligungsanlässe stattfinden. Gestartet wird mit den Kindern der Primarschulstufe, wobei zwei Mitwirkungsanlässe organisiert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen dann auch die Jugendlichen zur Mitwirkung eingeladen werden.
«Auf Basis der Ergebnisse, die wir aus diesem Partizipationsprozess gewinnen, sowie der Standortbestimmung werden wir anschliessend einen konkreten Aktionsplan erstellen, in dem wir definieren, welche Massnahmen die Gemeinde ergreifen will», erklärt Lukrezia Gassner das weitere Vorgehen. «Die UNICEF wird diesen Aktionsplan evaluieren und entscheiden, ob Schaan das Label erhält.» Um das Label zu erhalten, müssen die Ziele noch nicht umgesetzt sein – auch wenn dies natürlich der Plan ist. Nach zwei Jahren wird ein Zwischenbericht über den Fortgang der Zielumsetzung erstellt. Und nach weiteren zwei Jahren kann eine Re-Zertifizierung erfolgen – wenn alle Anforderungen erfüllt sind. «Auf diese Weise entsteht über die Jahre ein Kreislauf von Standortbestimmung, Partizipationsprozessen, Massnahmenfestlegung und -umsetzung», sagt Lukrezia Gassner. «Eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen, da wir uns als Gemeinde klar zu den Kinderrechten und mehr Kinderfreundlichkeit bekennen. Es ist uns ein Herzensanliegen, jungen Menschen durch Beteiligungsprozesse eine gewichtigere Stimme zu geben.»