
Der Bevölkerungsschutz auf einer neuen Basis
Land und Gemeinden tragen die Verantwortung für den Schutz der Einwohnerinnen und Einwohner in aussergewöhnlichen Lagen. Im Katastrophen- oder Krisenfall müssen die Hilfsmassnahmen gut koordiniert umgesetzt werden. Dafür, dass dies funktioniert, sorgen die Führungsorgane der Gemeinden und der Gemeindeschutz, zwei relativ junge Institutionen.
Die möglichen Szenarien sind vielfältig. Sie reichen von einem Bruch des Rheindamms bis hin zu einem grossflächigen Stromausfall. Gemeinsam ist ihnen, dass die Bevölkerung dann auf koordinierte Hilfe angewiesen ist. Seit 2017 arbeitet das Land daher an einer Neuausrichtung des Zivilschutzes mit dem Ziel, dass jede Gemeinde im Katastrophenfall die benötigten Leistungen erbringen kann.
Der Auftrag besteht darin, Notfalltreffpunkte zu organisieren und Verpflegung sowie Notunterkünfte für die Bevölkerung zu stellen und die Betreuung sowie allfällige Evakuierungen sicherzustellen. In Schaan übernehmen diese Aufgabe Markus Beck und sein Stellvertreter Walter Rohrer, die im vergangenen Jahr vom Gemeinderat als Koordinatoren für den Gemeindeschutz bestellt worden sind.
Dafür, dass die Massnahmen auch über die Gemeindegrenzen hinweg mit den Blaulichtorganisationen koordiniert werden, sorgen seit Ende 2018 die Führungsorgane der Gemeinden, kurz FOG. Dort ist Stabschef Alex Hermann mit seinem Stellvertreter Peter Näff für das Oberland zuständig. Unterstützt werden die beiden von einem Stab weiterer Mitglieder und in Schaan von Stefanie Verling von der Bauverwaltung der Gemeinde. «Durch diese Führungsunterstützung ist der direkte Draht in die Verwaltung jederzeit gewährleistet», sagt Alex Hermann.
Über beiden Organisationen steht im Ereignisfall der Landesführungsstab, der die FOG einberuft, wenn die Ämter der Landesverwaltung und die Blaulichtorganisationen die Situation alleine nicht mehr bewältigen können.
Erste Bewährungsprobe bestanden
«Bei Grossereignissen, die zu besonderen oder ausserordentlichen Lagen führen, kommt den zivilen Führungsstäben eine wichtige Aufgabe zu. Wir setzen die strategischen Entscheide des Landesführungsstabs in den Gemeinden operativ um und entscheiden, ob der Gemeindeschutz zusätzlich aktiviert werden muss», sagt Alex Hermann.
Dazu muss die Zusammenarbeit natürlich geübt werden. Ihren ersten Einsatz hatten die FOG, die seit 2019 operativ tätig sind, aber nicht im Rahmen einer Übung, sondern gleich mit einem Ernstfall. «Für den 23. April 2020 war eine Übung vorgesehen. Wir wurden dabei vom Landesführungsstab aber informiert, dass bei der Bewältigung der Pandemie unsere Hilfe nötig ist.» So haben die Mitglieder der FOG die Einkäufe für Menschen organisiert, die sich in Quarantäne oder Isolation begeben mussten, und Helfer eingeteilt, wenn sich eine isolierte Person in einer Notlage befand. «Das konnte ein Unfall im Haushalt sein oder eine kleinere Reparatur. Wir haben dann jeweils ausgebildete Fachleute in Schutzanzügen vorbeigeschickt, die auch instruiert waren, wie sie bei der Desinfektion vorgehen müssen.»
Rund 600 Einsätze koordinierte die FOG so über die Hotlines, die in jeder Gemeinde eingerichtet worden waren. «Diese erste Bewährungsprobe haben wir bestanden. Die Rückmeldungen waren äusserst positiv», sagt der Stabschef.
Mehrere mögliche Szenarien
Wird der Gemeindeschutz ebenfalls aufgeboten, von den FOG oder vom Gemeindevorsteher, läuft alles nach einem ausgeklügelten, auf Schaan angepassten Konzept ab, welches unter anderem vorsieht, dass die nötigen Strukturen innerhalb von zwei Stunden nach der Alarmierung einsatzbereit sind. «Das Konzept für die Notfalltreffpunkte präsentieren wir dem Gemeinderat noch im Herbst. Es sieht den Bereich Rathaus/SAL sowie das GZ Resch vor. In beiden lassen sich sowohl Räumlichkeiten für die Information der Bevölkerung als auch für die Kommunikation mit den Blaulichtorganisationen einrichten und, wenn nötig, Schlafstellen vorbereiten sowie die Verpflegung gewährleisten», sagt Gemeindeschutz-Koordinator Markus Beck. Er ergänzt: «Das Resch wird dann aktiviert, wenn der Platz im Rathaus-SAL-Komplex nicht ausreicht oder ein Ereignis eintritt, welches das Dorfzentrum in Mitleidenschaft zieht. Das könnte zum Beispiel eine Überschwemmung sein.»
Generell enthält die Notfallplanung des Landes 26 mögliche Szenarien. Für zwölf davon ist der Einsatz des Gemeindeschutzes zwingend vorgesehen oder er wird als zweckmässig erachtet.
Für den Betrieb der beiden Treffpunkte haben Markus Beck und Walter Rohrer bereits interessierte Personen gefunden, die demnächst zu einer Informationsveranstaltung eingeladen werden. Das Kernteam soll schliesslich in der Lage sein, einen 24-Stunden-Betrieb der beiden Treffpunkte in Schichten während mehrerer Tage aufrechterhalten zu können.
«Der Start der Notfalltreffpunkte ist, sofern alles wie geplant läuft, für Februar 2023 vorgesehen. Eine entsprechende Information der Öffentlichkeit folgt rechtzeitig», sagt Markus Beck. «Kommt es dann zu allfälligen Stromausfällen, welche die Kommunikationsnetze lahmlegen, stellen wir sicher, dass die Bevölkerung Informationen erhält und gleichzeitig die Rettungsorganisationen erreichen kann».
Helfer sucht der Gemeindeschutz auch für die drei anderen Aufgabenbereiche. «Bei den Evakuierungen sind wir auf dem besten Weg. Wir freuen uns aber über alle Interessierten, die sich bei uns unter
melden. Unser Ziel ist es, jeden nach seinen Talenten und Fähigkeiten einzusetzen, sodass die Aufgabe eine Erfüllung ist und die regelmässigen Übungen keine lästige Pflicht werden. Diese Übungen sind notwendig, damit einerseits die Handgriffe sitzen und das Material andererseits stets einsatzbereit ist.» Und damit die Schaaner Bevölkerung bei unterschiedlichsten Notfallszenarien rasch professionelle Unterstützung erhält.Fotos: Brigitt Risch