
Das Alte Riet wird seinem Namen wieder gerecht(er)
«Vom unbeachteten Wassergraben zum wertgeschätzten Element» – so lässt sich die Renaturierung der beiden ehemals künstlichen Bachläufe Im alten Riet auf einen Nenner bringen. In den vergangenen Monaten ist ein naturnahes Erholungsgebiet mitten in der Industriezone entstanden.
Der Strassenname «Im alten Riet» macht deutlich, dass das heutige Schaaner Industriegebiet einst eine Rietlandschaft war. Davon war lange jedoch kaum mehr etwas zu sehen, einzig der Speckigraben und der Pfaffamadgraben erinnerten daran. Sie bieten Sicherheit vor Hochwasser, indem sie das Oberflächenwasser sammeln und abführen. Die Gräben verliefen allerdings kanalisiert und waren kaum zugänglich. Standortfremde Föhren, teils in alleeartigen Reihen gepflanzt, verfremdeten das Bild. Schilf und Sträucher standen zuweilen so dicht, dass der Blick aufs Wasser komplett verdeckt war. Das schmale Gerinne war eintönig und linear gestaltet, das Vorkommen an Insekten, Kleintieren und Fischen eingeschränkt. Im Zuge der Bemühungen der Gemeinde um mehr Biodiversität und mehr Grün im gesamten Dorfgebiet änderte sich dieses Bild jedoch in den Jahren 2020 und 2021 fundamental.
Für Mensch und Umwelt
«Das Projekt steht im Einklang mit der Begrünung des ganzen Industriegebiets. Auf beiden Seiten der Industriestrasse sind naturnah belassene Streifen mit heimischem Pflanzenwuchs entstanden bzw. gerade im Entstehen begriffen. Die Renaturierung der beiden Gräben ist ebenfalls seit dem Frühjahr abgeschlossen. Sie sind nun wertvolle Lebensräume und Vernetzungskorridore», sagt Gemeindevorsteher Daniel Hilti. Neben der Natur steht Im alten Riet aber auch der Mensch im Zentrum. Die Gräben sind über ein durchgängiges Kieswegsystem teilweise auf Stegen überquerbar und an zwei Stellen können Erholungssuchende sowie Arbeitnehmer der Industriebetriebe bis ans Wasser herangehen – einerseits in der Nähe des Restaurants Da Noi und andererseits auf dem Areal der ehemaligen Halle Baum.
Wenige Bäume weichen vielen neuen
«Wir haben die gesamte Parzelle der früheren Halle Baum begrünt und die Uferfläche sehr attraktiv gestaltet. Dafür mussten wir leider einige Eichen fällen. Es waren jedoch keine alten Bäume und wir haben dafür noch mehr junge Eichen, Weiden und Erlen gesagt», hält Daniel Hilti fest. Weichen mussten auch einige Föhren entlang de Bachläufe. «Dies diente aber dazu, dass die gesunden, heimischen Laubbäume, die dort wachsen, genug Licht haben, um sich zu grossen und schönen, alten Bäumen zu entwickeln. Das ganze Industriebgebiet hat auf jeden Fall einen bedeutend höheren Naturwert als vor den Renaturierungsmassnahmen, und die Hochwassersicherheit ist dennoch weiterhin gewährleistet.» Ausserdem stehen die Chancen gut, dass einige Fisch- und Krebsarten sich den Specki- und den Pfaffamadgraben als Lebensraum zurückerobern. Ein regelmässiger Augenschein lohnt sich also nicht nur für die Im alten Riet beschäftigten, sondern für die gesamte Schaaner Bevölkerung.
Bildnachweis: Brigitt Risch