Ausstellung «Matheliebe» erweckt Zahlen und Formen zum Leben
Fällt das Stichwort Mathematik, zieht so mancher den Kopf ein. Oft ruft es schlechte Erinnerungen an die Schulzeit wach. Der Wissenschaft wird damit allerdings Unrecht getan. Denn die Lehre von Zahlen, Formen und Ordnungen ist spannend und unterhaltsam. Wie sich Mathematik in der Natur und im Alltag widerspiegelt, zeigt die Wanderausstellung Matheliebe von Georg Schierscher.
Egal, ob wir die Samenanordnung einer Sonnenblume bewundern, das gespiegelte Sonnenlicht in einer Kaffeetasse betrachten oder uns mit der Klettersicherung von Alpinisten befassen – Mathematik steckt überall drin und begleitet unseren Alltag. Oder wie es Mathematiker Heinz-Otto Peitgen und seine Kollegen in der Publikation «Chaos. Bausteine der Ordnung» treffend formulierten: «Mathematik ist die Antwort des Menschen auf die Komplexität der Welt. Mathematik ist die Ordnungsmacht im Dschungel der Phänomene.»
Ein Lehrer und seine grosse Liebe zur Mathematik
Die Wanderausstellung der Stiftung Matheliebe lädt dazu ein, die faszinierende Welt der Mathematik neu zu entdecken. Sie ersetzt triste Zahlen durch lebendige Geschichten und lässt graue Erinnerungen angesichts der Farbenpracht der Materie verblassen. Sie ist ein Ort, an dem sich Mathematik sinnlich erfahren lässt. Genau das ist das Ziel des ehemaligen Mathematiklehrers Georg Schierscher, der die Ausstellung mit viel Herzblut initiiert hat. Er will in den Menschen die Liebe zur Mathematik wecken – eine Liebe, die ihn selbst schon ein Leben lang begleitet.
Bereits zu Zeiten seiner Lehrertätigkeit am Liechtensteinischen Gymnasium überraschte Georg Schierscher seine Schützlinge immer wieder mit neuen Modellen, in denen sich Mathematik materialisiert. Teilweise baute er diese selbst, teilweise erhielt er Hilfe von Lehrlingswerkstätten oder fand diese Objekte im Alltag. Wer hat beispielsweise schon einmal mit einem abgestumpften Ikosaeder gespielt? Fast jeder. Denn geometrisch verbirgt sich dahinter ein Fussball.
Die im Jahr 2012 eröffnete Wanderausstellung Matheliebe birgt eine Vielzahl solcher Überraschungen. Und die mehr als 100 physischen Modelle, Gegenstände aus Natur und Umwelt, Computergrafiken und -animationen sowie Briefmarken, Münzen und Medaillen lassen so manche Besucher und Besucherinnen staunen. Dabei ist jede und jeder eingeladen, mitzumachen und die mathematischen Gesetze hinter den Alltagsphänomenen selbst zu «be-greifen».
Wie die Bezeichnung Wanderausstellung vermuten lässt, war die von Industriedesigner Rainer Miesch gestaltete Ausstellung bereits des Öfteren auf Reisen. So wurde Matheliebe in Vaduz, Graz, Zagreb, Kreuzlingen, München, Dortmund und Heidelberg schon von über 100'000 Personen besichtigt. Seit 2020 ist sie als Leihgabe im Kulturgüterdepot der Gemeinde Schaan im Undera Forst deponiert, bis sie im August 2023 mit Breslau in Polen ihr nächstes Ziel ansteuert. Aufgrund der räumlichen Einschränkungen kann im Depot nicht die ganze Ausstellung präsentiert werden – dazu würde es rund 300 Quadratmeter benötigen. Aber auch so lässt sich die Schönheit der Mathematik anhand einiger ausgewählter Kernobjekte erleben.
Die 7 Themenschwerpunkte von Matheliebe
- Wachstum und Form: Wachstumsprozesse
- Filigran, fraktal, dynamisch: Von Blumenkohl, Wolken und Küstenausschnitten inspirierte Mathematik
- Ingenieuren auf der Spur: Mathematik in Technik, im Strassen- und Hochbau
- Goldgrube: Geometrie rund um den Goldenen Schnitt
- Typen mit Ecken und Kanten: Vielflächner und deren geometrische Eigenschaften
- Und nochmals Archimedes: Geniale Ideen zu Kreis und Kugel
- Spieglein, Spieglein an der Wand …: Spiegelungen, Symmetrie
Interessiert, selbst einen Blick in die Ausstellung Matheliebe zu werfen? Sie bietet sich auch für Schulklassen als willkommene Abwechslung im Unterricht an. Georg Schierscher bietet auf Anfrage gerne Führungen für Kleingruppen an: . Weitere Infos finden sich unter www.matheliebe.li.
Trailer: Filmfabrik Anstalt
Auftaktfoto: Brigitt Risch
Ausstellungsfotos: Stiftung Matheliebe