
Wie die Vogelwelt von der Biodiversität profitiert
Die Luft ist nicht nur zum Atmen da. Sie ist auch ein wichtiger Lebensraum für die heimischen Vogelarten. Diese sind wiederum ein Indikator dafür, wie es um die Biodiversität bestellt ist. In Liechtenstein könnte dieser Zustand besser sein. Doch glücklicherweise können Vogelfreunde Mauersegler und Co. schon mit kleinen Massnahmen zu mehr Lebensqualität verhelfen. Wie das geht, weiss Alexander Wanger vom Ornithologischen Verein Schaan.
«Ein pauschales Urteil, wie es um die Schaaner Vogelwelt bestellt ist, ist schwer zu fällen», sagt Alexander Wanger. Der 36-Jährige hat sich sein Leben lang für Tiere sowie für die Natur interessiert und im Lauf der Jahre eine grosse Leidenschaft für die gefiederten Bewohner von Luft, Bäumen, Hecken und Boden entwickelt. Heute ist Alexander Wanger Mitglied im Ornithologischen Verein Schaan (OVS) und setzt sich dafür ein, die Bevölkerung für die Anliegen der heimischen Vögel zu sensibilisieren und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. «Was man aber definitiv sagen kann, ist, dass der verbesserungswürdige Zustand der Biodiversität auch Druck auf eine Reihe von Vogelarten ausübt. Insektenfresser wie der Wiedehopf und Bodenbrüter wie die Feldlerche haben dabei am meisten zu kämpfen.» Dass die Insektenfresser aufgrund des Rückgangs der Insektenpopulation weniger Nahrung zur Verfügung haben, ist naheliegend. «Und die Bodenbrüter finden nur noch wenig Lebensraum für die Aufzucht ihrer Jungen vor. Das intensive Mähen vieler Flächen bringt sie in Bedrängnis, da oft schlicht nicht genügend Zeit für die Aufzucht bleibt und Nester zerstört werden», sagt der Naturfreund.
Offen für den Dialog
Im Ornithologischen Verein ist Alexander Wanger eines von drei Vorstandsmitgliedern. Sie setzen sich zusammen mit 26 weiteren Mitstreitern auf drei Ebenen für den Wiedehopf, die Feldlerche und alle anderen heimischen Vögel ein. Da ist zunächst die Öffentlichkeitsarbeit. «Wir nutzen gerne jede Gelegenheit, um den Einwohnerinnen und Einwohnern zu erklären, was für ein faszinierendes, aber auch sensibles Ökosystem die Vogelwelt ist und versuchen so, Verständnis zu schaffen.» Ein zentrales Mittel sind dabei die Exkursionen. Jährlich werden landesweit drei öffentliche Exkursionen von unterschiedlichen Ornithologischen Vereinen angeboten. Zusätzlich führt der OV Schaan vereinsinterne Exkursionen durch, «wobei interessierte Gäste jederzeit herzlich willkommen sind», sagt Alexander Wanger. «Bei diesen Exkursionen ergibt sich immer die Möglichkeit zum Dialog und zum Beantworten von Fragen. Wenn Fragen aufkommen, kann man sich aber ohnehin jederzeit an uns wenden.» Der zweite Arbeitsschwerpunkt des Ornithologischen Vereins ist der Einsatz für bedrohte Arten. Neben der Mehlschwalbe gehören dazu in Schaan beispielsweise die Mauersegler und Flussregenpfeifer, aber auch der Wiedehopf und der Wendehals. «Wir beobachten kontinuierlich ihren Bestand und geben unser Bestes, bekannte Brutstellen zu erhalten, unter anderem, indem wir Passantenströme so lenken, dass die Vögel in Ruhe brüten können.» Auch Nistkästen, welche die Ornithologen an vielen Stellen auf dem Gemeindegebiet betreiben, leisten ihren Beitrag zum Artenschutz. «Dabei ist es mit dem Herstellen und Aufhängen nicht getan. Einmal im Jahr, im Februar vor der Brutsaison, putzen wir sie auch sauber mit heissem Wasser und einer Bürste heraus, um das Risiko von Krankheitsübertragungen durch Kotverschmutzungen und Parasiten zu minimieren. Dieses Vorgehen sollten sich auch private Nistkastenbetreiber zu eigen machen.»
Artenschutz und Artenförderung Hand in Hand
Der dritte Arbeitsschwerpunkt des OVS ist der allgemeine Natur- und Vogelschutz. «Den Zusammenhang zwischen Biodiversität und Vogelwelt habe ich bereits angesprochen. Daraus ergibt sich, dass eine intakte Natur generell zu einer intakten und artenreichen Vogelpopulation beiträgt», sagt Wanger. Folglich geben die Vereinsmitglieder auch gerne Ratschläge, wie jeder zu einer gesunden Fauna und Flora beitragen kann. «Kurz gesagt geht es darum, die Natur einfach Natur sein zu lassen. Schon ganz simple Massnahmen können sehr wertvoll sein. Dazu gehört, den Rasen nicht wöchentlich zu mähen, Laubhaufen liegen und tote Bäume stehen zu lassen, heimische Hecken zu pflanzen oder Nischen bei Balken am Haus nicht zu verschliessen.» So finden Vögel und Insekten Lebensräume, die Nistmöglichkeiten und die Nahrungsgrundlage verbessern sich, und das ganze System profitiert. «Artenschutz und Artenförderung gehen dabei in aller Regel Hand in Hand. Wenn wir alle uns dafür ein wenig einsetzen, können wir uns noch lange an unseren heimischen Vögeln und ihrer Vielfalt erfreuen.»
Foto: Brigitt Risch