Streetwork: Neue Aufgabe für die Offene Jugendarbeit
In Schaan sind seit einigen Jahren Streetworker im Einsatz, die auf den öffentlichen Plätzen den Kontakt zu Jugendlichen, aber auch Randständigen suchen. Das Konzept hat sich bewährt und sollte landesweit zum Einsatz kommen. Dann konnten sich die involvierten Behörden jedoch zunächst nicht auf einen Bewerber einigen. Das hat sich inzwischen geändert.
Mittlerweile ist es drei Jahre her, dass sich auf dem Schaaner Postplatz, aber auch an anderen neuralgischen Punkten in Liechtenstein, ein gewisses Konfliktpotenzial entladen hat. Auslöser waren vor allem gewaltbereite Jugendliche die miteinander, teils aber auch mit Randständigen, in Auseinandersetzungen geraten waren. «Schaan hat daraufhin auf einen Massnahmenmix gesetzt, bestehend aus Präsenz von Landes- und Gemeindepolizei, aufsuchender Jugendarbeit, und aufsuchender Sozialarbeit, die Randständigen eine sinnvolle Tagesstruktur gibt – mit Erfolg», sagt Gemeindevorsteher Daniel Hilti und ergänzt: «Ich habe aber auch immer wieder betont, dass es sich bei den Vorfällen auf dem Postplatz nicht um ein Schaaner Phänomen oder Problem handelt, sondern um ein gesellschaftliches und landesweites.»
So wurde eine Projektgruppe eingesetzt, der Daniel Hilti zusammen mit Vertretern des Amts für Soziale Dienste und des Ministeriums für Gesellschaft angehörte. Ein Konzept entstand, das alle elf Gemeinden in die Streetwork, also die aufsuchende Sozialarbeit, einbezog, und es gingen Bewerbungen für die Umsetzung ein. Allerdings konnte sich die Projektgruppe auf keinen Bewerber einigen. Nun springt die Stiftung Offene Jugendarbeit (OJA) in die Bresche. Am 7. März hat die Regierung das entsprechende Konzept zur Kenntnis genommen.
Lebenshilfe im öffentlichen Raum
«Ich habe eine Ausbildung und viel Erfahrung in aufsuchender Jugendarbeit. Daher haben Daniel Hilti und ich uns überlegt, dass es eine gute Sache wäre, wenn die OJA die Streetwork mit einer zusätzlichen Abteilung übernehmen würde, bevor die Aufgabe niemandem übertragen wird», sagt Markus Büchel, seit Dezember 2022 Geschäftsleiter der Offenen Jugendarbeit Liechtenstein. Das bestehende Konzept wurde leicht angepasst und dahingehend adaptiert, wie die OJA diese Aufgabe bewältigen könnte. «Wir haben es dem Stiftungsrat, der Vorsteherkonferenz, dem ASD und der Regierung vorgestellt und in diesem Rahmen erklärt, wie die Streetwork in die Struktur der OJA integriert werden könnte. Die Rückmeldungen waren positiv», sagt Markus Büchel. Überzeugend wirkte dabei unter anderem, dass zwischen Jugendarbeitenden und Streetworkern Synergien geschaffen würden. «So kennen wir von der Aufsuchenden Jugendarbeit her bereits die neuralgischen Punkte, haben ein gutes Netzwerk und können Jugendlichen auch Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung anbieten.»
Geplant ist nun eine zweijährige Pilotphase mit drei Streetworkern und etwa 180 Stellenprozenten, die für ganz Liechtenstein zuständig sind. Aufgaben und Finanzierung sollen über eine Leistungsvereinbarung zwischen der OJA auf dem ASD auf der anderen Seite geregelt werden. «Unser Ziel ist es, im Sommer zu starten, sobald das nötige Personal rekrutiert ist. Dann haben wir zwei Jahre Zeit, zu testen, ob unser Konzept der Sozialarbeit und der Lebenshilfe im öffentlichen Raum sowie des frühzeitigen Intervenierens bei Konflikten funktioniert. Wir wollen den Personen, die dort viel Zeit verbringen, Begleitung und Triage bieten und Ansprechpersonen sein. Unser Ansatz und die Integration in die OJA stellen eine pragmatische Lösung dar. Streetwork ist als Thema zu wichtig, um es aussen vor zu lassen. Daher haben wir als Offene Jugendarbeit gerne Hand geboten», sagt Markus Büchel.
Foto: Brigitt Risch