«Im Zentrum stehen immer die Menschen»
Das Schaaner Dorfzentrum war in den vergangenen Monaten einmal mehr überaus belebt. Das ist ganz im Sinn von Vorsteher Daniel Hilti. Im traditionellen Jahresend-Interview im «Blickpunkt» zeigt er auf, wie die Bemühungen der Gemeinde in den vergangenen Jahren beim Schaffen der entsprechenden Infrastruktur Früchte tragen und welch vielfältige Synergien sich inzwischen ergeben.
Vor rund einem halben Jahr bist du in deine sechste Mandatsperiode gestartet. Die Projekte, die du in dieser Zeit geleitet hast, sind überaus zahlreich. Hält das Amt immer noch neue Herausforderungen für dich bereit oder ist inzwischen alles Routine?
Daniel Hilti: Auch nach mehr als 20 Jahren kann ich sagen, dass kein Tag wie der andere ist. Natürlich spielen sich viele Abläufe ein, nicht erst in der sechsten Amtsperiode. Von dieser Routine kann ich sicher profitieren. Aber in einer pulsierenden und wachsenden Gemeinde wie Schaan kommen immer wieder neue Herausforderungen und Projekte auf die Verwaltung und damit auf den Vorsteher zu. Das geniesse ich. Denn das sprichwörtliche Feuer brennt immer noch in mir.
Von welchen neuen Herausforderungen sprichst du?
Bevor ich im Februar 2003 mein Büro bezogen habe, hatte ich mir selbstverständlich Gedanken gemacht, was ich im Falle meiner Wahl in Schaan gerne bewegen würde. Ohne darauf im Detail einzugehen, waren es vor allem Infrastrukturprojekte wie die Zentrumsentwicklung mit dem SAL, dem Lindaplatz und dem Lindahof sowie der neuen Verkehrsführung, die mich in der Folge beschäftigt haben. Das Ziel der Zentrumsbelebung stand dabei im Fokus, und wir haben es zweifellos erreicht. Andere Themen, die heute einen wesentlichen Teil der Infrastrukturbemühungen der Gemeinde ausmachen, waren damals in der öffentlichen Wahrnehmung noch kaum präsent. Ich denke beispielsweise an die Biodiversität, für die Schaan sich im Zentrum wie in den Naherholungsgebieten inzwischen stark engagiert. Dies ist ein Thema, das ja andere Gemeinden mittlerweile ebenfalls aufgenommen haben und in dem sich in ganz Liechtenstein viel tut. In diesem Zusammenhang stehen auch unsere Bemühungen für mehr Grün- und Wasserflächen sowie weniger versiegelte Böden im Zentrum wie im Industriegebiet. Die neuen Rabatten, kleinen Parks und revitalisierten Bäche sehen nicht nur schön aus, sondern generieren auch Aufenthalts- und Lebensqualität, sorgen für ein besseres Mikroklima und lassen sich bestens mit dem Freiraumkonzept vereinbaren. An allen drei Themen, Biodiversität, Freiräume und Grünflächen, bleiben wir dran. Beispiele dafür sind die Planungen für den Park im Äscherle, der nach derzeitigem Kenntnisstand im Frühling 2025 fertiggestellt werden könnte, oder die Realisierung des Lindagartens, der eine Grünfläche direkt im Zentrum schafft. Denn die Bevölkerung wie auch die Arbeitstätigen und Besucher sollen sich in Schaan überall so wohl wie möglich fühlen. An diesem Leitsatz orientieren wir uns nicht nur bei den Infrastrukturprojekten. Aber natürlich sind das Schaffen von Grundflächen, die Sanierung von Spielplätzen oder der Umbau der Sportanlage Rheinwiese in enger Zusammenarbeit mit dem Liechtensteiner Fussballverband auf den ersten Blick auffälliger als das, was im Hintergrund abläuft.
Woran denkst du?
Zum Beispiel an das Label «Kinderfreundliche Gemeinde», das die Gemeinde im April entgegennehmen durfte. Die zuständige Arbeitsgruppe hat sich mit Unterstützung von Gemeinderat und Verwaltung mächtig ins Zeug gelegt, um die jüngsten Einwohnerinnen und Einwohner von Schaan in die Gestaltung ihrer Gemeinde einzubinden und sie kindgerecht über die politischen Vorgänge zu informieren. Seit der Verleihung des Labels haben bereits mehrere Anlässe stattgefunden, welche die Schulkinder in einem partizipativen Prozess gemeinsam ausgewählt und mit Unterstützung organisiert haben. Dieses Engagement von allen Beteiligten zu sehen, ist eine grosse Freude. Schön ist auch, dass die Initiative für ähnliche Projekte, bei denen die Menschen und ihre Kontakte im Zentrum stehen, nicht immer von der Gemeinde ausgehen muss. Wir bieten aber gerne unsere Unterstützung an, wenn jemand mit guten Ideen auf uns zukommt.
Ideen wie den Turm auf dem Lindaplatz oder das Filmfest?
Unter anderem. Wir haben mit der Zentrumsgestaltung und weiteren Infrastrukturen die Grundlagen geschaffen, damit das Schaaner Gesellschaftsleben sich entwickeln kann, damit Anlässe erfolgreich durchgeführt werden können. Nun nutzen immer mehr Private die Möglichkeiten und setzen überaus innovative Konzepte um. Ein Beispiel ist der angesprochene Turm auf dem Lindaplatz, der in den 17 Wochen zwischen Mitte Juni und Anfang Oktober auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO aufmerksam gemacht und Tausende Besucher angezogen hat, oder das Filmfest. Ein anderes ist das inklusive Walking Football-Turnier der «Football is more»-Foundation, das am 22. September über 500 Menschen mit und ohne körperliche oder geistige Beeinträchtigung beim gemeinsamen Fussballspiel zusammengebracht und dabei die verbindende Kraft das Fussballs genutzt hat. Die Reihe der Beispiele liesse sich fast beliebig fortsetzen. Sie alle haben gemein, dass wir die Infrastruktur gerne bereitstellen, damit Private oder Kommissionen sie mit Leben füllen. Wir sind als Gemeinde in der glücklichen Lage, dass wir über die finanziellen Mittel für all dies verfügen. Das hat die Jahresrechnung 2022 mit einem Gewinn von fast 30 Millionen Franken gezeigt. Für das kommende Jahr gehen wir zwar von einem Minus von rund 12 Millionen Franken aus, da hohe Investitionskosten anfallen und die neue gesetzliche Regelung dazu führt, dass Schaan 10 Millionen zum horizontalen Finanzausgleich beiträgt. 2024 ist aber ein Ausnahmejahr, das wir mit unseren Reserven problemlos auffangen können. Eine weitere Voraussetzung ist die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat über alle Parteigrenzen hinweg. Wir waren uns in den vergangenen Legislaturperioden stets einig, dass es in der Finanzpolitik nicht nur darum gehen soll, Reserven anzuhäufen. Natürlich sind Rücklagen wichtig für eine Gemeinde, und die Schaaner Finanzreserven sind ein beruhigendes Polster für die Zukunft. Uns ging es aber vor allem immer darum, die Menschen von ihren Steuergeldern profitieren zu lassen. Dafür, dass dies gelungen ist, sind die oben genannten Anlässe und der aus ihnen resultierende Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft einer der schönsten Beweise.
Schaan belässt es nicht dabei und organisiert auch selbst Anlässe.
Auch das gehört zur Arbeit einer Gemeinde. Die Abteilungen Freizeit und Kultur sowie Geschichte und Kultur, aber auch der Forstwerkhof sind gemeinsam mit der Kultur- und der Sportkommission, der Kommission für Gemeinwesenarbeit sowie der Forst- und Umweltkommission in den unterschiedlichsten Feldern aktiv. Das reicht von der Wissensvermittlung bis hin zur Aktivwoche für Kinder, vom Körbsafäscht bis zum Nikolausmarkt, welche die Menschen zusammenbringen. Auch Anlässe wie die Jungbürgerfeier, die Ehrung von Vereinsjubilaren oder die verschiedenen Treffen unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, die vom OK-Team für Seniorenanlässe federführend organisiert werden, stossen immer auf grossen Anklang.
Es klingt, als geniesst du diese Zusammenkünfte als Vorsteher ebenfalls?
Definitiv! In meinen 20 Jahren im Amt durfte ich unzählige Kontakte knüpfen, die sich an solchen Anlässen immer wieder beleben lassen. Ich habe dieses Jahr Vereinsmitglieder für ein 50-jähriges Engagement ausgezeichnet, die ich schon für 30 Mitgliedsjahre ehren durfte, und mit Jungbürgern auf die Volljährigkeit angestossen, die 2003 noch nicht geboren waren. Das führt einem vor Augen, wie die Zeit vergeht und wie man selbst älter wird (lacht). Mit der älteren Generation verbringe ich ebenfalls immer sehr gerne Zeit. Ob es nun die Adventsfeier ist, die Seniorenfasnacht oder der jährliche Ausflug: Bei allen bleibt viel Zeit für Unterhaltungen, bei denen ich stets von der Lebenserfahrung und der Sichtweise der Senioren profitieren kann. Natürlich stehen aber auch immer die Familien als Ganzes im Fokus unserer Bemühungen. Auch diesbezüglich zeigt sich wieder, wie die Strukturen, welche die Gemeinde geschaffen hat, privates Engagement anziehen und beides sich fruchtbar ergänzt. Ein aktuelles Beispiel ist das Haus der Familien in der Überbauung «Im Zentrum», das von seinen Nutzern vor wenigen Wochen bezogen werden konnte. 14 Organisationen, die sich alle um die Belange von Liechtensteins Familien kümmern und dabei zahlreiche Synergien nutzen werden, sind dort nun unter einem Dach vereint. Ich freue mich schon sehr auf die offizielle Eröffnung im Januar und neues Leben im erweiterten Zentrum auf dem öffentlichen Platz, den die Gemeinde neben der Überbauung geschaffen hat.
Foto: Eddy Risch