
Geht es um Leben und Tod, ist Übung der beste Lehrmeister
Rauch, der aus einem Mehrfamilienhaus aufsteigt, zahlreiche Verletzte, Schreie, Feuerwehr und Samariter im Einsatz: Wer am Montagabend, 3. Juni, die Bahnhofstrasse passiert hat, dem stockte der Atem. Was aussah wie ein echter Grossbrand, war eine gemeinsame Übung der Freiwilligen Feuerwehr und des Samaritervereins Schaan. Eine Übung, die im Ernstfall Leben retten kann.
Bricht ein Feuer in einem Wohnhaus aus, sind Feuerwehr und Samariter gefordert. Dann gilt es, schnell und richtig zu handeln, konzentriert zu arbeiten und die Ruhe zu bewahren. Etwas, das auf rein theoretische Weise nicht erlernt werden kann. «Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir regelmässig unter realistischen Bedingungen üben», erklärt Alex Steiger, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schaan. «Dazu gehören auch Grossübungen gemeinsam mit dem Samariterverein Schaan, an denen das Zusammenspiel zwischen den Organisationen geübt wird. Denn dieses kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.»
Eine solch beeindruckende Grossübung fand Anfang Juni im Gebäude an der Bahnhofstrasse statt, in dem sich früher der «Olympia-Imbiss» befand. 38 Feuerwehrleute und 25 Samariterinnen und Samariter waren vor Ort, um einen Brand mit mehreren Verletzten in dem Mehrfamilienhaus unter Kontrolle zu bringen. Für die Übung wurden die Figuranten – Kinder und Erwachsene, die in die Rolle der Verletzten schlüpften – täuschend echt geschminkt. «Es ist nochmals eine ganz andere Situation beziehungsweise ein anderes Stresslevel, wenn dir jemand blutüberströmt oder mit verbranntem Gesicht gegenübersteht und laut schreit», sagt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Mario Franceschini, der am besagten Abend die Einsatzleitung innehatte. «Deshalb organisieren wir die Übungen so realistisch wie möglich, um unsere Leute optimal auf einen echten Brand vorzubereiten.»
Während die Feuerwehrleute ins Gebäude vordrangen und die Menschen über die Balkone sowie das Treppenhaus evakuierten, kümmerten sich die Samariterinnen und Samariter um die Erstversorgung der Verletzten. Es wurde Hand in Hand gearbeitet. «Die grösste Herausforderung als Einsatzleiter war es, die Prioritäten richtig zu setzen», sagt Mario Franceschini. «Es geht um die Gewährleistung des Personenschutzes, die Koordination zwischen den Organisationen und das richtige Management des Schadensplatzes, sodass Fahrzeuge und Leute korrekt positioniert sind.» Eine Herausforderung, die gut gemeistert wurde, und so zieht der Einsatzleiter auch ein positives Fazit: «Die Übung lief im Grossen und Ganzen sehr gut ab. Aber natürlich gibt es immer Kleinigkeiten, die verbessert werden können.» Wo genau es noch Optimierungspotenzial gibt, diskutierten die Beteiligten im Anschluss an der gemeinsamen Einsatzbesprechung im Schaaner Feuerwehrdepot. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich auch Gemeindevorsteher Daniel Hilti, der bei der Übung vor Ort war, bei den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr und dem Samariterverein Schaan für ihr Herzblut, ihren Mut und ihren Einsatz für die Bevölkerung. Schliesslich fand der spannende Abend bei Speis und Trank sowie angeregten Gesprächen seinen gemütlichen Ausklang.
Fotos: Alex Steiger