Vier Schaaner Bauten unter völkerrechtlichem Schutz
Mitarbeiter der Gemeinde- und der Landesverwaltung haben an vier geschichtsträchtigen Bauten ein neues Schild angebracht – das sogenannte Blue Shield. Es stellt die Pfarrkirche, den Friedhofsturm, die Kirche St. Peter und das Duxkirchle gemäss dem Haager Abkommen von 1954 als nationale Kulturgüter unter völkerrechtlichen Schutz. Mit der Stein Egerta folgt bald eine fünfte Liegenschaft.
Das Haager Abkommen – abgeschlossen in Den Haag, nicht in Haag im St. Galler Rheintal – kam im Zuge der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zustande. Zahlreichen politischen Entscheidungsträgern wurde dadurch bewusst, dass Kulturgut in solch extremen Situationen besonderen Schutz benötigt. Schliesslich sind mit ihm Erinnerungen, Werte und Ideale verknüpft. Kulturgüter sind oft Ausdruck dessen, was einer Bevölkerung wichtig ist bzw. früher war. Gerade auch in schweren Zeiten geben sie Halt und stiften Identität. Aus diesem Bewusstsein heraus entwickelte sich das Haager Abkommen von 1954 zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Die Unterzeichnerstaaten verpflichteten sich, Kampfhandlungen von Kulturgut fernzuhalten und bereits in Friedenszeiten vorbereitende Schutzmassnahmen zu treffen. Im Jahr 1960 ist Liechtenstein dem Abkommen beigetreten. Gekennzeichnet werden die betreffenden Kulturgüter durch ein blau-weisses Schild.
Das internationale Schutzsymbol
Das Blue Shield, das im Februar an den vier herausragenden Schaaner Sakralbauten angebracht wurde, ist, ähnlich dem Roten Kreuz, ein völkerrechtliches Schutzzeichen. Die damit verbundenen Verfahren und Abläufe, die im Abkommen vorgegeben werden, kommen auch bei Ereignissen wie Bränden, Unfällen und Katastrophen zur Anwendung. Kulturgut ist aber noch anderen Gefährdungen ausgesetzt wie beispielsweise den Auswirkungen klimatischer Einflüsse. Das Blue Shield steht somit für vieles mehr. So ist es das Symbol, unter dem sich eine grosse Bandbreite an Bemühungen vereinigt, kulturelles Erbe für die künftigen Generationen zu erhalten.
«Sichtbares Zeichen der Wertschätzung»
Das Kulturgütergesetz von 2016 und die Kulturgüterschutzverordnung von 2021 sehen verschiedene Schutzmassnahmen für Kulturgut vor. Eine ist die Anbringung der Schilder auf national bedeutenden und unter Schutz stehenden Objekten. Sie zeigen an, dass im Ereignisfall besondere Schutzverfahren zur Anwendung kommen, die in einer Notfallplanung festzulegen sind. «Neben dem bronzenen Kulturdenkmalschild soll es aber nicht nur der Hinweis auf den Schutzstatus, sondern auch ein sichtbares Zeichen zur Wertschatzung des Liechtensteinischen Kulturerbes sein», hält das Amt für Kultur fest. Unter dessen Federführung wird derzeit ein landesweiter Kulturgüterschutzverbund aufgebaut, in dem jede Gemeinde, Kulturinstitutionen sowie weitere Kulturgütereigentümer vertreten sind. Hauptaufgabe des Verbunds ist es, nationales Kulturgut im Ereignisfall möglichst schadlos zu sichern. Indem jeder Teilnehmende seine Fähigkeiten und Kapazitäten einbringt, kann eine betroffene Institution in einer Schadenssituation mit einem grossen Spektrum an Unterstützung rechnen. Durch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr kann zusätzlich schnell reagiert werden, wenn Not am Mann bzw. am Kulturgut ist.
Damit für Schaan klar ist, um welche Gebäude es sich handelt, haben Hannes Schramm, beim Amt für Kultur zuständig für den Kulturgüterschutz, sowie Toni Büchel, Co-Leiter der Abteilung Geschichte und Kultur, und Alex Steiger von der Schaaner Bauverwaltung vor Kurzem die Schilder an vier Baudenkmälern montiert. Es handelt sich um den historischen Turm der alten Pfarrkirche St. Laurentius auf dem Areal des Friedhofs, die um die vorletzte Jahrhundertwende abgebrochen wurde, um ihren Nachfolgebau, die heutige Pfarrkirche St. Laurentius, um die Kirche St. Peter und um das Duxkirchle. Mit dem Stein Egerta folgt in absehbarer Zeit an einem Profanbau ein fünftes Schaaner Blue Shield.
Fotos: Brigitt Risch