Funkensonntag: Den Winter und die Pandemie austreiben
Vor 30 Jahren gründeten einige junge Burschen die Funkenzunft Schaan, da es für sie einfach nicht sein konnte, dass ihre Gemeinde die einzige ohne Funken ist. Und bis heute sorgen die inzwischen rund 30 Mitglieder dafür, dass der Brauch in Schaan am Leben erhalten bleibt. Am Wochenende feiern sie ihr Jubiläum zusammen mit der Bevölkerung.
Als Brauchtum ist das Funkenabbrennen seit dem Mittelalter belegt. Erste Hinweise, dass in Liechtenstein Funken angezündet wurden, stammen aus der Zeit des Wechsels vom 19. zum 20. Jahrhundert. Das durch Zünfte organisierte Funkenwesen hat seine Ursprünge in den 1960er-Jahren. Die Schaaner Funkenzunft ist zwar deutlich jünger als die meisten anderen des Landes, aber nicht weniger aktiv und als Gemeinschaft verschworen. Glücklicherweise ist sie heute aber auch etwas heterogener zusammengesetzt als in ihren Anfängen.
Mehr Bördile und kleine Helfer als je zuvor
Denn als am Funkensonntag das Gebäude des Buurabunds im Zentrum von Schaan brannte, hatten auch die Schaaner Funkner ein Problem. «Rund drei Viertel unserer Mitglieder waren damals bei der Feuerwehr. Als gegen 22 Uhr der Einsatzalarm kam, war der Funkensonntag an sich zwar schon vorbei, aber wir bewachten das letzte Herunterbrennen und die Glut. Plötzlich waren wir jedoch nur noch zu viert oder fünft, die diese Aufgabe übernehmen können», sagt Roland «Läbe» Banzer, Schriftführer der Funkenzunft und seit ihrer Gründung im Herbst 1991 dabei. Er ist froh, dass dies das einzige so einschneidende Erlebnis in der 30-jährigen Vereinsgeschichte blieb. «Ansonsten konnten wir unser Hobby immer schlicht und einfach geniessen und sind Gott sei Dank von schweren Unfällen stets verschont geblieben.»
Ein Wermutstropfen in der Vereinsgeschichte ist aber auch, dass der Funken im vergangenen Jahr nicht abgebrannt werden konnte. «Wir haben uns wie immer seit dem Herbst vorbereitet, Bördile hergestellt, nach dem Dreikönigstag die Christbäume eingesammelt und waren auch schon mit den Vorbereitungen des Platzes beschäftigt. Schliesslich hat die Pandemielage ein Abbrennen des Funkens aber unmöglich gemacht. Das wollten wir schlicht nicht verantworten», sagt Roland Banzer. Die 600 Bördile bleiben also übrig.
Das Ergebnis ist, dass der Schaaner Funken dieses Jahr über mehr als 800 Bördile verfügen wird. Mehr als je zuvor. Denn ganz auf das Bördala wollten die Funkner schon den Primarschülern zuliebe nicht verzichten. «Seit einigen Jahren laden wir sie dazu ein, uns an einem Samstag ein paar Stunden zu helfen – Verpflegung inklusive versteht sich. Und die Kinder kommen sehr gerne. So viele wie beim diesjährigen Anlass waren es noch nie», sagt der Schriftführer, der mit seinen Zunftkollegen noch in anderer Hinsicht auf die Kinder des Schulzenturms Resch zählen kann. «Die beiden Damen, die viele Jahre lang die Funkenhexe genäht haben, wollten langsam aussteigen. Wir suchten nach einer Alternative, und glücklicherweise ist die Lehrerschaft mit dem Vorschlag an uns herangetreten, die Hexe im Unterricht herzustellen. Wir haben mit Freuden ja gesagt. Nicht zuletzt auch, weil das nochmals eine ganz andere Verbundenheit der Kinder zum Funken hervorruft.»
Ein Jahr ohne Funken als Initialzündung
So liegt ein zentrales Anliegen der Schaaner Funkner auch in der Pflege des Nachwuchses, denn ein Schaan ohne Funken, wie 1991, soll es nicht mehr geben. «In den 80er-Jahren hat sich die frühere Funkenzunft aufgelöst. Die Pfadfinder, bei denen ich Mitglied war, sind dann zwei oder drei Jahre eingesprungen. Aber auch wir Pfadis hatten plötzlich nicht mehr genug Leute für den Funkenbau zur Verfügung.» So gab es tatsächlich einen Funkensonntag, an dem im ganzen Land die Funken brannten – nur in Schaan nicht. «Dass das kein tragbarer Zustand ist, war uns klar. Wir haben uns also mit einigen jungen Burschen im ‹Pöstle› getroffen und die Zunft gegründet. Damals waren wir 25 Mitglieder. Rund zehn davon sind bis heute dabei», sagt Roland Banzer.
Das führte zu einer grossen Kontinuität in der Gruppe, und die Automatismen waren mit der Zeit genauso eingespielt wie das Team. Allerdings war die Zunft auch sehr homogen, was dazu führte, dass die allermeisten auch bei der Feuerwehr waren. Mit den bekannten Folgen. «Heute sind wir eine bunt gemischte Gruppe aus älteren und jüngeren Funknern mit den verschiedensten Hobbys und beruflichen Hintergründen. Was sich aber nicht geändert hat, sind die gute Stimmung und der Zusammenhalt. Dazu beigetragen haben natürlich auch die Küachlerinnen, die die Funkengäste seit 1992 mit dem traditionellen Gebäck verwöhnen.»
Ein neuer Unterstand zum Jubiläum
Nun freuen sich die Schaaner Funkner sehr, dass die sich entspannende Pandemielage es ihnen erlaubt, am kommenden Wochenende ihr 30-jähriges Bestehen zu feiern. «Auch wenn die Zunft im Herbst 1991 gegründet worden ist, befinden wir uns noch mitten im 30. Vereinsjahr. Daher haben wir uns mit der Unterstützung von zahlreichen Gönnern und Sponsoren sowie mit viel Eigenleistung auch selbst ein Geschenk gemacht: Unsere alte Funkenbaracke war in die Jahre gekommen und platzte auch aus allen Nähten, da wir mittlerweile rund 30 Mitglieder sind. Am Funkensamstag weihen wir den neuen ein und laden dazu alle herzlich ein, die uns dabei unterstützt haben», sagt Roland Banzer.
Ansonsten gehört das Funkenwochenende aber auch wie gewohnt der Öffentlichkeit. Am Samstag ab 16 Uhr und am Sonntag ab 12 Uhr betreibt die Zunft ihrer Festwirtschaft mit Speis, Trank und vor allem den beliebten Funkenwürsten. Treffpunkt für den Fackelzug ist beim Parkplatz oberhalb des Duxkirchles, wo es gegen 18.30 Uhr losgeht Richtung Funkenplatz. Es folgt das traditionelle Fackelschwingen und schliesslich das Anzünden des Jubiläumsfunkens zum Austreiben des Winters – und in diesem Jahr hoffentlich auch der Pandemie. Für Verpflegung ist dann natürlich weiterhin gesorgt.
Auftaktfoto: Eddy Risch
Bildergalerie: Brigitt Risch, Funken 2020